Einladender Würfel Von fern mag der weiße Kubus in prominenter Lage an der Wiesbadener Prachtmeile Wilhelmstraße hermetisch wirken. Aus der Nähe wird sichtbar, dass in diesem detailverliebten Bau des gerade verstorbenen japanischen Pritzker-Preisträgers Fumihiko Maki sogar die Fugen im Licht glitzern wie Zucker. Das Museum Reinhard Ernst, das am Sonntag eröffnet, steht für Durchlässigkeit, Transparenz und Offenheit. Sein Stifter, der mit Antriebstechnik reich wurde, betrat selbst erst in seinen 40ern Kunstmuseen. Seitdem ist er gefesselt von abstrakter Malerei. Seine Sammlung europäischer Nachkriegskunst greift mit bedeutenden Gutai-Werken auch nach Japan aus, und das Haus ist neben Werken von Frank Stella im Besitz der größten privaten Sammlung von Gemälden Helen Frankenthalers. Zentrales Anliegen des Privatmuseums, das auf eigene Kosten errichtet wurde und betrieben wird, ist das Vermitteln des "Abenteuers abstrakte Kunst“" das Reinhard Ernst auch gern an die jüngere Generation weitergeben will. Eine Glaswand von Katharina Grosse oder bronzene Skulpturen von Tony Cragg, die extra in seinem Auftrag entstanden sind, darf man sogar anfassen. Die Fingerspuren nimmt der Sammler gern in Kauf. Und öffnet sein Haus frühmorgens ausschließlich für Schulklassen.