Ein Stück Butter, ein graues Telefon mit der Nummer der Volkspolizei auf der Wählscheibe, ein goldenes Klo, ein leerer "Zeit-Raum" - kann das alles Luxus sein? Das Zeitgeschichtliche Forum in Leipzig geht in seiner neuen Ausstellung der Frage nach, was für die Menschen in Deutschland seit 1945 Luxus war oder ist. Die Schau zeigt die Unterschiede in Ost und West, nimmt aber auch die Gegenwart in den Blick, wo häufig gar nicht Geld oder Besitztümer, sondern "einfach mal Zeit haben" als Luxus empfunden wird.
Rund 400 Objekte sind in der Ausstellung "Purer Luxus" zu sehen, wie Projektleiterin Iris Benner sagt. "Das Thema Luxus spiegelt wie unter einem Brennglas die Konsum- und Sozialgeschichte."
Ein Porsche aus der eigenen Werkstatt
Erster Blickfang ist ein Sportwagen, mit dem sich zwei Dresdner Maschinenbaustudenten in den 1950er Jahren einen Traum erfüllten. Was aussieht wie ein Porsche 356, ist in Wahrheit ein in Handarbeit gefertigter Nachbau, inklusive eines Rückspiegels aus dem Wartburg. Das Auto sei lange vergessen gewesen, bis ein Sammler aus Wien es völlig verrostet und verrottet auf einer Messe 2011 gekauft und die Geschichte recherchiert habe, sagt Benner.
Ein anderes Prunkstück der Schau ist ein weißer Mantel aus Schwanenfedern, den Marlene Dietrich einst bei ihren großen Auftritten getragen hat. Dieser Traum von einem fluffigen Riesenmantel wird in der Ausstellung in einer Art goldenem Käfig hinter Glas - quasi unerreichbar - präsentiert.
Ein goldenes Klo namens "America"
Aufschlussreich ist die Gegenüberstellung von Ost und West in verschiedenen Räumen. Während in der Bundesrepublik in den 1980er Jahren unter den Jugendlichen der Markenwahn ausbricht, schreibt ein DDR-Bürger 1988 einen wütenden Brief an das Fernsprechamt Berlin, in dem er sich beschwert, dass er seit elf Jahren vergeblich auf einen Telefonanschluss wartet. Auch das Schreiben ist dokumentiert.
Das dekadente Motiv eines goldenes Klos fasziniert übrigens nicht nur sehr reiche Haushalte, sondern auch Künstler. Maurizio Cattelan nannte sein Modell für das Guggenheim in New York vielsagend "America". Als Donald Trump, dem eine goldene Toilette ebenfalls zuzutrauen ist, gern einen van Gogh aus dem Museum ausleihen wollte, bot ihm das Guggenheim im Gegenzug Cattelans Goldklo an.