Gerhard Richter und Mahbuba Maqsoodi

Zehntausende sehen Fenster in Abteikirche Tholey

Chorfenster von Gerhard Richter in der Abteikirche Tholey
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Chorfenster von Gerhard Richter in der Abteikirche Tholey

Die neuen Kirchenfenster der Abtei Tholey im Saarland, vor allem die von Gerhard Richter, haben weltweit Interesse ausgelöst. Viele Besucherinnen und Besucher kamen bereits, aber Corona hat den Strom derzeit ausgebremst

Rund drei Monate nach der Wiedereröffnung der Abteikirche Tholey mit den neuen Kirchenfenstern von Gerhard Richter und Mahbuba Maqsoodi sind bereits mehrere Zehntausend Besucherinnen und Besucher gezählt worden. "Bis zum Shutdown am 1. November war der Besuch überwältigend", sagte der Geschäftsführer der Abtei, Frater Wendelinus Naumann, der Deutschen Presse-Agentur. Danach seien wegen der Corona-Pandemie Visiten eingeschränkt worden - und derzeit nur zu Gottesdiensten sowie zum persönlichen Gebet möglich. 

Die Abteikirche der Benediktiner war am 19. September nach zweijähriger Sanierung wieder geöffnet worden. Die drei jeweils 1,95 mal 9,30 Meter großen, bunten Fenster des berühmten Künstlers Richter waren kurz vorher fertig eingebaut gewesen. Er hatte den Mönchen im Saarland seine Kunst geschenkt. "Richters Kunst ist natürlich ein starker Magnet, ein Zugpferd." 

Während Richter direkt für die drei Chorfenster angefragt wurde, setzte sich die in München lebende Afghanin Mahbuba Maqsoodi mit ihren Entwürfen in der Ausschreibung um die restlichen 31 Fenster durch. Dafür befasste sie sich intensiv mit Szenen aus dem Alten Testament – die ihr als Muslimin natürlich geläufig sind – wie auch mit denen des Neuen Testaments. Ihre Fenster werden von unzähligen Personen bevölkert, manchmal nur schemenhaft angedeutet.

Frater Wendelinus zeigte sich optimistisch, dass wohl ab Ostern 2021 wieder mehr Gäste kommen könnten: "Ich denke, dass mit der Osterzeit Ende März, Anfang April eine gewisse gesundheitliche Entspannung da sein wird und dass wir dann wieder eine starken Ansturm haben." Darauf stelle sich die Abtei jetzt ein. 

"Großer spiritueller Hunger"

Es gebe derzeit einen "großen spirituellen Hunger" bei den Menschen, sagte der Mönch. Das merke er in Gesprächen, aber auch in Briefen und E-Mails, die das Kloster erreichten. Die Pandemie werfe viele Fragen, auch Existenzfragen auf. Besucher kämen gerne nach Tholey, weil es dort neben der "tollen Architektur des Mittelalters und den Weltklassefenstern von Richter" auch noch echte Mönche gebe.

Heute leben in der Abtei elf Mönche aus fünf Nationen im Alter zwischen 24 und 75 Jahren sowie ein Anwärter. Bis 10. Dezember hatte die Ordensgemeinschaft zuletzt unter Quarantäne gestanden, weil ein Bruder positiv auf Covid-19 getestet worden war. "Er hatte aber zum Glück nur leichte Erkältungssymptome", sagte Naumann.

Die Besucher seien quer aus ganz Deutschland und aus dem angrenzenden Ausland gekommen, sagte er. Bislang habe es gut 100 Führungen gegeben. Dass Corona den Start ausgebremst habe, tue weh, sei aber nicht so schlimm, sagte der Bruder. "Das geht ja anderen auch so." Man habe gut reagieren können. Tholey gilt mit der urkundlichen Ersterwähnung im Jahr 634 als ältestes Kloster Deutschlands.