Coronabedingt können bestimmte Ticket-, Hygiene- und Abstandsregelungen gelten. Vor dem Ausstellungsbesuch empfiehlt sich deshalb ein Blick auf die jeweilige Institutions-Website.
Jeppe Hein in Baden Baden
Jeppe Heins Kunst ist niederschwellig, aber nicht banal. Einladend und freundlich stiften die Arbeiten des Dänen Gemeinsamkeit und Begegnungen – nichts könnte in der Post-Pandemie-Zeit relevanter sein. In diesem Sommer verwandelt Hein den Kurgarten Baden-Baden in einen Kunstgarten. Zufällig aufsteigende und fallende Wasserwände, gespeist aus den heilenden Quellen Baden-Badens, schaffen unterschiedlich geformte Räume, Spiegelinstallationen und modifizierte Parkbänke ermöglichen Momente der Irritation und Kommunikation.
"Kunst findet Stadt", Kurhaus Baden Baden, bis 26. September
Peter Piller und Richard Prince in Bremen
Zwei Generationen, unterschiedliche Bildwelten – mit Richard Prince und Peter Piller begegnen sich im Bremer Museum Weserburg zwei eigenwillige Künstler, die durchaus vergleichbare künstlerische Strategien entwickelt haben. Der US-Amerikaner Prince, 1949 geboren, arbeitet mit Bildern machohafter Erotik, mit Aufnahmen glänzender Autokarossen oder chauvinistischen Cartoons. Die Serien des deutschen Künstlers Piller (Jahrgang 1968) sind von Bauerwartungsflächen, unangenehmen Nachbarn und Bürozeichnungen geprägt. Beide nutzen vorgefundene mediale Bilder und verhandeln Fragen nach Authentizität und Originalität.
Peter Piller und Richard Prince, Weserburg, Bremen, bis 31. Oktober
Martine Syms in Kassel
Eigenartig zwischen konzeptuellen und poppigen Ansätzen pendelt die Praxis von Martine Syms, die mit Film, Fotografie, Installation, Performance und Texten arbeitet. Im Zug präziser Beobachtungen und fundierter Recherchen befasst sich die Kalifornierin mit afroamerikanischen Identitäten, mit Feminismus, zwischenmenschlicher Kommunikation oder dem Einfluss digitaler Medien auf den Alltag. Syms’ erstes Solo in Deutschland, im Fridericianum Kassel, umfasst Filminstallationen, neue Fotoarbeiten, ortsspezifische Interventionen und nutzbare Sitzobjekte.
"Martine Syms. Aphrodyte's Beast", Fridericianum, Kassel, bis 9. Januar 2022
Alexandra Bircken in München
Alexandra Bircken, gelernte Modedesignerin, beschäftigt sich nur noch im weitesten Sinne mit Kleidern. Vielmehr geht es um Körper und Maschinen, um Zeigen und Verhüllen, um Räume und das Verhältnis zwischen uns und der Außenwelt. Das Museum Brandhorst in München widmet der Berlinerin, die an der Münchner Akademie lehrt, nun nach eigenen Angaben ihre bisher umfangreichste Einzelausstellung. Der Titel "A - Z" suggeriert jedenfalls schon einen gewissen Anspruch auf Vollständigkeit.
In Alexandra Birckens künstlerischem Universum gibt es jedenfalls keine Grenzen bei der Auswahl von Materialien. Verpackungen für Haarkolorationen, Schaukelpferde, zersägte Motorräder, Textilien, Holz, Leder, Knochen oder sogar die eigene Plazenta - alles kann zu einem Werk werden.
"Alexandra Bircken: A-Z", Museum Brandhorst, München, bis 16. Januar 2022
Fantastische Welten in Stuttgart
Die Karte des Schiffbrüchigen Robinson Crusoe, ein Plan der sagenumwobenen Goldstadt El Dorado oder der Nordpol als Wassergebiet hinter dem Land, in dem die Pygmäen wohnen? Gab's zwar alles nicht, ist aber alles auf Karten verzeichnet. Mal bunt, mal schwarz-weiß, reich verziert oder mit schnellem Strich gezeichnet - auf Landkarten und Stadtplänen haben sich Menschen über Jahrhunderte eine Welt aus Fantasie und Vorstellungen zusammengezeichnet. Dutzende dieser "Fantastische Welten" sind bis zum 3. Oktober in der gleichnamigen Ausstellung der Württembergischen Landesbibliothek in Stuttgart zu sehen. Sie spiegeln neben der Fantasie auch eine Welt der Mythen und des Unwissens wider.
"Wo das exakte Wissen endete, setzt auch in der ernsten Kartographie die Fantasie ein", sagte Kurator Hans-Christian Pust vor der Eröffnung der Ausstellung. Da wird das Magnetfeld des Pols zum schwarzen Stein, der Nil entspringt bei dem um das Jahr 100 geborenen Ptolemäus einer Quelle in den legendären Mondbergen und Kalifornien ist eine Insel. Auch verunsicherte das Unbekannte lange die Kartographen. Deshalb schmückten mythologische Figuren wie Drachen, exotische Pflanzen oder kopflose Menschen die Landkarten. "In Ermangelung von Informationen wurden Hypothesen aufgestellt, hinterfragt und verworfen", beschreibt der Kurator.
Die Lücken haben unter anderem Forschungsreisende wie Henry Morton Stanley (1841-1904) und Alexander von Humboldt (1816-1831) sowie Eroberer gefüllt. Andere Welten wurden als literarische Ideen angelegt. Die Karte der Insel Liliput aus dem Roman "Gullivers Reisen" von Jonathan Swift (1667–1745) zum Beispiel oder J.R.R. Tolkiens (1892–1973) Fantasiewelt Mittelerde. Die Ausstellung schließt mit einem Blick ins 19. und 20. Jahrhundert. Damals sind Landkarten insbesondere zu Kriegszeiten ein beliebtes Mittel gewesen, um Gegner und Verbündete als Karikaturen darzustellen. (dpa)
"Fantastische Welten - Kartographie des Unbekannten", Würtembergischen Landesbibliothek, Stuttgart, bis 3. Oktober
Fotografie als Spiel in Winterthur
Spielen wir mit der Kamera oder spielt die Kamera letztlich mit uns? Wer spielt mit und wer gewinnt? Solchen Fragen widmet sich das Fotomuseum Winterthur mit einer Ausstellung um Fotografie als spielerisches Unterfangen. Dabei werden erstaunliche Verbindungen zwischen der Geschichte der Fotografie, der "Gamifizierung" des Sichtbaren sowie Bildpraktiken bei Computerspielen hergestellt. Unter den rund 50 Kunstschaffenden der Schau sind Cory Arcangel, Beate Gütschow, Andy Kassier, Sherrie Levine, Taiyo Onorato & Nico Krebs, Ed Ruscha, Cindy Sherman, Danielle Udogaranya und Ai Weiwei.
"How To Win At Photography", Fotomuseum Winterthur, bis 10. Oktober
Wahlkampf-Kunst in Worpswede
Die bevorstehende Bundestagswahl ist in der Kunst angekommen. Unter dem Leitmotiv "Wahlverwandschaften" organisiert das Randlage Artfestival zusammen mit dem Berliner Kurator Raimar Stange die Ausstellung "Wahlweise". 33 internationale Künstlerinnen und Künstler setzen sich mit politischen Themen in Form von Plakaten, Flugblättern, Umfragen, Videos, Malereien und Installationen auseinander. Das politische Kunst nicht gleich ideologisch sein muss, sondern mit Kritik zum Reflektieren anregen kann, ist die Idee hinter der Ausstellung. Dabei stand vor allem das Thema Klimakatastrophe im Vordergrund. Almut Linde fordert beispielsweise mit ihrem Werk zur Wahl von Erdbeeren auf, was sich im Bezug auf die real anstehende Entscheidung in Deutschland ganz unterschiedlich interpretieren lässt.
"Wahlweise", KW/Randlage, Worpswede, bis 26. September