Tipps und Termine

Wohin am Wochenende?

Die Kunst der Woche in Apolda, Berlin, Brühl, Dresden, Düsseldorf, Köln, Neuss, Riesa, Weimar und Wittenberg


Carl Spitzweg in Apolda

Nach Rembrandt und den Surrealisten um Meret Oppenheim widmet sich das Kunsthaus Apolda mit Carl Spitzweg einem bedeutenden deutschen Maler der Spätromantik und des Biedermeier. Unter dem Titel "Der rote Schirm. Liebe und Heirat bei Carl Spitzweg" (1. September bis 15. Dezember) werden etwa 80 Gemälde, Aquarelle, Zeichnungen und Druckgrafiken des Künstlers gezeigt. Im Mittelpunkt steht dabei ein Motiv, das der Maler häufig in seine Bilder malte: der rote Schirm, der im schwäbischen Raum das Requisit des Hochzeitsladers bei Bauernhochzeiten war.

Auf Spitzwegs (1808-1885) Bildern erscheint der Schirm wie zufällig hingestellt, lehnt an Kommoden und in Zimmerecken oder liegt wie vergessen im Gras oder am Boden. Auf ihn aufmerksam geworden war Spitzweg vermutlich bei den öffentlichen Feierlichkeiten zur Silberhochzeit des Bayern-Königs Ludwig I. auf der Münchner Theresienwiese, bei denen Paare aus unterschiedlichen deutschen Regionen bäuerliche Hochzeitszeremonien nachstellten.

"Der rote Schirm. Liebe und Heirat bei Carl Spitzweg", Kunsthaus Apolda, ab Sonntag, 1. September bis 15. Dezember

Carl Spitzweg "Der Arme Poet", um 1837
Foto: Martin Schutt/dpa

Carl Spitzweg "Der Arme Poet", um 1837

 

Jüdische Brücke-Sammler in Berlin

Das Berliner Brücke-Museum zeigt ein wichtiges Gemälde von Ernst Ludwig Kirchner (1880-1938) in einer neuen Ausstellung. Nachdem mit der Erbengemeinschaft des jüdischen Vorbesitzers Victor Wallerstein laut Museum eine "faire und gerechte Lösung" gefunden wurde, ist das Werk ab Sonntag (1. September) in der Schau "Biografien der Moderne. Sammelnde und ihre Werke" zu sehen.

Der Verbleib des 1913 entstandenen Kirchner-Gemäldes "Erich Heckel und Otto Mueller beim Schach" wurde den Angaben des Museums zufolge durch Mittel des Bundes, Berlins, der Kulturstiftung der Länder und der Ernst von Siemens Kunststiftung ermöglicht.

"Biografien der Moderne. Sammelnde und ihre Werke", Brücke-Museum, Berlin, ab Sonntag, 1. September

Ernst Ludwig Kirchner "Erich Heckel und Otto Mueller beim Schach", 1913
Foto: Nick Ash

Ernst Ludwig Kirchner "Erich Heckel und Otto Mueller beim Schach", 1913

 

Alberto Giacometti in Brühl

Es ist sehr selten, dass ein Bildhauer einen so typischen Stil entwickelt, dass man seine Werke auf Anhieb erkennen und ihm zuordnen kann – bei Alberto Giacometti ist das jedoch der Fall. Seine langgestreckten ausdrucksstarken Bronzefiguren gehören heute zu den begehrtesten Skulpturen überhaupt. Das Max Ernst Museum Brühl zeigt von Sonntag (1. September) bis zum 15. Januar 2025 eine große Giacometti-Ausstellung mit rund 60 Werken. Giacometti (1901-1966) war Schweizer mit Muttersprache Italienisch, arbeitete aber hauptsächlich in Paris, weshalb die Ausstellung in Zusammenarbeit mit der französischen Fondation Giacometti entstanden ist. 

"Giacomettis Werke sind höchst rätselhaft", sagt die Kuratorin Laura Braverman. Sie seien darauf ausgerichtet, das Unterbewusstsein des Betrachters anzusprechen. Die Ausstellung in Brühl ordnet Giacomettis Werk in den Surrealismus ein und untersucht seine freundschaftliche und künstlerische Verbindung zu dem deutschen Maler und Bildhauer Max Ernst. So unternahmen beide 1935 Wanderungen in den Schweizer Alpen und wurden nach den Worten von Max Ernst "vom plastischen Fieber befallen", als sie an Steinskulpturen arbeiteten.

"Alberto Giacometti", Max Ernst Museum, Brühl, ab Sonntag, 1. September bis 15. Januar 2025

Alberto Giacometti "Le Nez" (Die Nase), 1949
Foto: Thomas Banneyer/dpa

Alberto Giacometti "Le Nez" (Die Nase), 1949

 

Kunst über Extremismus in Dresden

Ein Ausstellungsprojekt in der Robotron-Kantine in Dresden beschäftigt sich mit den Auswirkungen rassistischer Gewalttaten und rechten Terrors. Ausgangspunkt ist die Mord- und Terrorserie des rechtsextremen NSU (Nationalsozialistischer Untergrund), deren Aufarbeitung nicht abgeschlossen sei, wie das Kunsthaus Dresden mitteilt. Die Ausstellung heißt "Offener Prozess". 

Werke zeitgenössischer Kunst, Performances und Konzerte reflektieren ab Samstag und bis Anfang November die Kontinuitäten rechter und rassistischer Gewalt und den Widerstand in Sachsen. Erzählt wird dabei von Migrationsgeschichten und Alltagsrassismus. Beiträge aktivistischer Initiativen erinnern an die Opfer und die, die sich zur Wehr setzen.

"Offener Prozess", Kunsthaus Dresden, ab Samstag, 31. August bis November

"Offener Prozess", Ausstellungsansicht, Dresden, 2024
Foto: Anja Schneider

"Offener Prozess", Ausstellungsansicht, Kunsthaus Dresden, 2024

 

Lars Eidinger in Düsseldorf

Die Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf widmet dem Fotografen Lars Eidinger (48) eine große Einzelausstellung. 100 Fotografien und Videos des als Schauspieler berühmt gewordenen Künstlers werden bis 26. Januar 2025 zu sehen sein. Als ein Meister der Sozialkritik, des schwarzen Humors und des skurrilen Details, als der Eidinger dabei auf den ersten Blick erscheint, will dieser sich ausdrücklich nicht verstanden wissen.

In Eidingers Bildern könne man große Empathie und einen sezierenden Realitätssinn erkennen. Der Charme einer Situation könne umkippen in große Tristesse und ein Bild des sozialen Elends. Eidinger zeige die tiefgreifenden Widersprüchlichkeiten menschlichen Seins.

Eingekerkerte und geschundene Natur in seelenlosen Stadtwüsten, Obdachlose neben Bargeldautomaten, erschöpfte Animateure: "O Mensch" sei der Beginn eines Gedichts von Friedrich Nietzsche, verriet Eidinger bei der Vorstellung der Schau. "Gib acht, was spricht die tiefe Mitternacht", so gehe es weiter. Seine Bilder seien nicht gestellt und unbearbeitet, seine Videos ungeschnitten. Der Impuls, auf den Auslöser zu drücken, sei ein Reiz aus dem Unterbewusstsein. 

"Lars Eidinger. O Mensch", Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf, bis 26. Januar 2025

Schauspieler und Fotograf Lars Eidinger
Foto: Nils Müller

Schauspieler und Fotograf Lars Eidinger

 

DC Open in Köln und Düsseldorf

Je früher, desto besser: Der große Saisonauftakt der rheinischen Kunstszene startet in diesem Jahr bereits dieses Wochenende. 50 führende Galerien in Köln und Düsseldorf laden bis zum 1. September zum gemeinsamen Vernissagewochenende. Auch die vielfältige Projektraumszene ist bei der Gelegenheit zu entdecken und natürlich die starken Institutionen im Rheinland. Mehr zum Programm der DC Open und der Institutionen im Rheinland lesen Sie hier

"DC Open", verschiedene Standorte, Düsseldorf und Köln, bis 1. September 

Van Horn: Jagoda Bednarsky "Klara and The Sun", 2024
Foto: Hans-Georg Gaul, courtesy VAN HORN, Düsseldorf

Van Horn: Jagoda Bednarsky "Klara and The Sun", 2024


Troika in Neuss

Die Grenzen zwischen Natur und Künstlichkeit, dem Lebendigen und der digitalen Welt verschieben sich zusehends. Das deutsch-französische Trio Troika will "Situationen schaffen, in denen eine Art Andersartigkeit entstehen kann", erklären Eva Rucki, Conny Freyer und Sebastien Noel. In der Langen Foundation in Neuss stellt das Kollektiv neue Werke vor, in denen die Beziehungen zwischen Wahrnehmung, Umwelt und Technologie erforscht werden. Die Schau "Pink Noise" untersucht, wie sich unsere Umwelt verändert, wenn Technologien bisherige Wahrnehmungsschwellen überschreiten. Welche blinden Flecke entstehen?  

"Pink Noise", Langen Foundation, Neuss, ab 1. September 

Troika "Woolsey Watched over by Machines", 2023
Fotos: Dirk Tacke, © the artist

Troika "Woolsey Watched over by Machines", 2023


Ibug-Festival in Riesa

Zum Streetart-Festival Ibug erwarten die Veranstalter in diesem Jahr bis zu 10.000 Besucherinnen und Besucher. In den ehemaligen Muskator-Werken gestalten seit dem 9. August Künstlerinnen und Künstler aus aller Welt Graffiti, Installationen, Skulpturen oder Multimediakunst. Ein Teil des Geländes – das ehemalige Heizhaus des Werkes – soll anschließend als Kunsthalle weitergenutzt werden. 

Das Festivalgelände öffnet an zwei Wochenenden – vom 30. August bis 1. September sowie vom 6. bis 9. September. Die Ibug wird zum 19. Mal veranstaltet. Sie verwandelt Industriebrachen in temporäre Kunstausstellungen.

"Ibug", ehemalige Muskator-Werke, Riesa, Sachsen, bis 1. September und vom 6. bis 9. September

 

Video-Festival Genius Loci in Weimar

"Es ist 5 vor 33" – so lautet am Landtagswahlwochenende das Motto des Video-Festivals Genius Loci in Weimar. Gemeint ist das Jahr 1933. Die für das internationale Video- und Lichtinstallation-Festival ausgewählten Arbeiten sind von Freitag bis Sonntag auf dem Gelände des Mahnmals Buchenwald zu sehen, wie die Veranstalter mitteilten. Drei Gebäude werden dort speziell beleuchtet. Auch auf den von weitem sichtbaren 50 Meter hohen Glockenturm des Mahnmals werde Lichtkunst projiziert. Die Installationen seien "im besonnenen Einklang mit der Geschichte und der Würde" des Ortes gestaltet worden, so die Veranstalter.

Das Mahnmal Buchenwald ist die Grabstätte von Tausenden KZ-Häftlingen und laut Gedenkstätten Buchenwald das größte Denkmal in Erinnerung an ein nationalsozialistisches Konzentrationslager in Europa. Die monumentale Anlage wurde 1958 als Nationaldenkmal der DDR errichtet.

"Video-Festival Genius Loci", Buchenwald, Weimar, bis 1. September

 

Thea Schleusner in Wittenberg

Der in Lutherstadt Wittenberg geborenen Malerin und Illustratorin Thea Schleusner (1879-1964) widmet ihre Geburtsstadt eine mehrmonatige "Mega-Ausstellung". Sie wird bis 12. Januar 2025 an gleich vier Orten zu sehen sein – im Alten Rathaus, im Museum im Zeughaus, in der Stiftung Christliche Kunst und in der Cranach-Stiftung.

Präsentiert würden mehr als 280 Werke aus Privatsammlungen und rund 50 Leihgaben aus öffentlichem Besitz. Es sei die erste Retrospektive auf Schleusners Schaffen, hieß es. Die Werkschau "Ein Leben für die Kunst. Die expressiv-symbolistischen Welten der Thea Schleusner" ist eine Initiative der in Berlin ansässigen "Naser Stiftung der (wieder)entdeckten Kunst". Sie habe es sich zum Ziel gesetzt, Künstlerinnen und Künstler des ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts vor dem endgültigen Vergessen zu bewahren und ihre Kunst zu zeigen.

"Thea Schleusner: Ein Leben für die Kunst", verschiedene Ausstellungsorte, Wittenberg, ab Samstag, 31. August

Rathaus von Lutherstadt Wittenberg
Foto: Jan Woitas/dpa

Das Rathaus von Lutherstadt Wittenberg