COP26

Kunst fordert beim Klimagipfel in Glasgow zum Handeln auf

Rund 25.000 Teilnehmende, fast 200 Staaten - das Treffen im schottischen Glasgow ist gigantisch. Auf der 26. Weltklimakonferenz spielt auch die Kunst eine Rolle

Es geht um nichts weniger als eine Überlebensfrage für Millionen Menschen auf diesem Planeten: Die Weltklimakonferenz tritt jährlich zusammen, immer in einem anderen Land. Auf Einladung der Vereinten Nationen debattieren rund 200 Staaten zwei Wochen lang, wie die Erderhitzung auf ein noch erträgliches Maß eingedämmt werden kann. COP steht kurz für "Conference of the Parties", also die Konferenz der Parteien - gemeint sind jene Staaten, die die sogenannte Klima-Rahmenkonvention unterschrieben haben. Ab Sonntag trifft man sich in Glasgow zum 26. Mal - daher COP26. Es reisen voraussichtlich etwa 25.000 Menschen an - nicht nur Regierungsvertreter, sondern auch Tausende Journalisteninnen und Klimaschutzaktivisten. Und Künstlerinnen und Künstler.

So werden fünf Studierende der Bauhaus-Universität Weimar ihre Lösungsansätze zur Bewältigung der Klimakrise vorstellen. Das Team nimmt auf Einladung der Vereinten Nationen teil. Das Projekt sei im Rahmen eines fakultätsübergreifenden Models für die Konferenz erarbeitet worden und zeige am Beispiel des Südcampus der Universität, wie Permakultur im urbanen Raum funktionieren kann.

Im Mittelpunkt des Projekts der Studierenden der Freien Kunst, der Architektur, Umweltingenieurwissenschaften und Visuellen Kommunikation stehe die Energiegewinnung aus erneuerbaren Quellen in Permakultur in urbanen Räumen. Eckhard Kraft, Professor für Biotechnologie in der Ressourcenwirtschaft, hob "die Umsetzbarkeit, aber auch die Chancen von Dezentralität" des Lösungsansatzes hervor. Permakultur wird bisher nur im ländlichen Raum eingesetzt, dabei handelt es sich um die Nachahmung natürlicher Ökosysteme etwa in der Landwirtschaft.

Leuchttürme in der Skyline

Im Stadtraum von Glasgow ist Kunst überall präsent. So erleuchtet ein rotes Neon-Kunstwerk die Glasgower Skyline, das Werk "indestructible language" der New Yorker Konzeptkünstlerin und Aktivistin Mary Ellen Carroll. Es besteht aus drei Meter hohen, rot leuchtenden Neonbuchstaben aus bleifreiem Glas, die zu 100 Prozent mit erneuerbaren Energien betrieben werden und den Satz "IT IS GREEN THINKS NATURE EVEN IN THE DARK" (Es ist grün, denkt die Natur auch im Dunkeln) formen. Das Kunstwerk befindet sich auf dem Dach von The Schoolhouse, einem historischen viktorianischen Gebäude im Zentrum von Glasgow, das von der COP26 und der M8, der meistbefahrenen Autobahn Schottlands, aus zu sehen ist - wie ein Leuchtturm.

Auch eine Kunstinstallation des britischen Designers Steuart Padwick hat etwas von einem Leuchtturm. Die "Hope Sculptures" sind das Ergebnis von Gesprächen und gemeinsamen Bemühungen von Ingenieuren, Umweltschützern, Schriftstellern, der Bauindustrie, Historikern, Wissenschaftlern, Fachleuten für psychische Gesundheit, lokalen Gemeindegruppen, Stadtplanern und Filmemachern. Die Skulpturen werden an drei verschiedenen historisch bedeutsamen Orten aufgestellt. Die zentrale Skulptur überragt mit 23 Metern den Waldpark von Clyde Gateway am Cuningar Loop. Die hohen, schlanken Säulen der monumentalen Skulptur sind den gemauerten Schornsteinen nachempfunden, die einst das East End von Glasgow prägten, auf der Spitze steht eine Kind-Statue mit hoffnungsvoll in die Zukunft ausgestreckten Armen. Ende nächste Woche werden die Skulpturen installiert sein.

Bereits am Freitag eröffnete in Delabole im südenglischen Cornwall im Auftrag des Engergiekonzerns Good Energy eine spektakuläre Lichtprojektion des Künstlers Luke Jerram, um das 30-jährige Bestehen des ersten Windparks Großbritanniens zu feiern. Eine Botschaft aus dem Süden an die Staats- und Regierungschefs des COP26: die Lösungen stehen seit langem bereit, wenn nur der politische Wille da ist.