Wagnis oder Notwendigkeit?

Staatliche Kunstsammlungen Dresden empfangen wieder Besucher 

Nach gut viermonatiger Zwangspause zeigen die Dresdner Kunstsammlungen wieder ihre Schätze. Die Corona- Infektionszahlen steigen zwar. Doch die Öffnung hat auch etwas Symbolisches: Es gibt ein Leben trotz Pandemie

Die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD) öffnen trotz steigender Corona-Infektionszahlen wieder ihre Türen. Wenn es die Zahlen hergeben, mache man das möglich, sagte Generaldirektorin Marion Ackermann am Montag in Dresden. Sollte sich die Lage verändern, habe man drei Tage Zeit bis zur nächsten Schließung. Die Menschen brauchten eine Motivation. Mit Blick auf die Psyche sei es extrem wichtig, gerade über Kunst und Kultur ein Ventil zu bieten. Als erstes öffneten am Montag die Gemäldegalerie Alte Meister und die Skulpturensammlung bis 1800.

Sachsen hatte am Montag einen weiteren Öffnungsschritt in der Pandemie vollzogen. Voraussetzung war, dass die Sieben-Tage-Inzidenz - die Zahl der Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner innerhalb einer Woche - in den vergangenen fünf Tagen landesweit und in den jeweiligen Regionen unter 100 lag. Landesweit war die Inzidenz am Montag zwar auf einen Wert von 112,9 geklettert, in Dresden lag sie bei 87,6. Eine Schließung der SKD-Museen wäre aber erst wieder fällig, wenn die Inzidenz in der Stadt Dresden an drei Tagen in Folge die Marke von 100 übersteigt. 

Die 15 Museen der SKD sollen schrittweise unter strengen Hygieneregeln öffnen. «Wir sind auf den Organisationsaufwand eingestellt und hoffen gleichzeitig inständig, dass das Tempo der Impfungen und flächendeckenden Testungen an Fahrt aufnimmt», sagte Ackermann der Deutschen Presse-Agentur: "Wir sind auch froh, dass wir geöffnet haben, um zu beweisen, wie gut unsere Hygienekonzepte funktionieren."

"Es tut den Menschen einfach gut, wieder die Möglichkeit zu haben, sich - in diesem Fall ja eher alleine - mit der Kunst zu beschäftigen. Wir wissen alle, wie sehr Kunst auch Trost spendet", betonte Ackermann. Kunst befriedige verschiedenste Bedürfnisse des Menschen gerade auch in einer Phase, die von Einsamkeit geprägt sei. 

Sachsens Kulturministerin Barbara Klepsch (CDU) sprach von einem Lichtblick. Man habe wegen der Infektionszahlen bis Sonntagabend überlegt, ob es richtig sei, am Montag den ersten Öffnungsschritt zu gehen. Man behalte das Infektionsgeschehen weiter im Blick. "Wir sehnen uns nach Kultur, wir sehnen uns nach Kunst. Wir brauchen wieder die Museen, wir brauchen wieder Besucher in den Museen." Diese hätten hervorragende Hygienekonzepte, Mitarbeiter mit Kundenkontakt würden getestet. Die Sicherheit der Besucher habe Priorität. 

Nach den Worten von Stefan Koja, Direktor der Gemäldegalerie Alte Meister, wurden die vergangenen Monate für Umbauten in seinem Museum genutzt. Zugleich sei neue Beleuchtungstechnik installiert worden. "Wir haben eine Fülle an Erfahrungen im Digitalen gemacht." Es habe viel Zuspruch für die digitalen und interaktiven Führungen geben. Das seien Dinge, die man in die Zukunft mitnehmen könne. 

Koja äußerte sich auch zu künftigen Vorhaben. So wird es unter anderem eine Ausstellung über den amerikanischen Maler Edward Hopper (1882-1967) und sein Interesse an Alten Meistern geben. Dabei soll unter anderem auf die Vergleichbarkeit von Hopper und dem niederländischen Maler Jan Vermeer (1632-1675) eingegangen werden. 

Nach den Alten Meistern und Skulpturen öffnet am Dienstag das Grassi Museum für Völkerkunde in Leipzig. Das Residenzschloss Dresden mit dem Historischen und dem Neuen Grünen Gewölbe, mit Kupferstich- Kabinett, Paraderäumen, Rüstkammer und Münzkabinett folgt am 26. März. Das ist auch das Öffnungsdatum für das Albertinum, die Kunsthalle im Lipsiusbau, die Porzellansammlung und den Mathematisch- Physikalischen Salon im Zwinger sowie das Völkerkundemuseum Herrnhut und das Museum für Sächsische Volkskunst. Das Japanische Palais in Dresden soll am 16. April folgen, das Kunstgewerbemuseum am 1. Mai.