Leuchtend, bunt und rätselhaft - die Kirchenfenster von Gerhard Richter für die Benediktinerabtei Tholey im Saarland sind beeindruckend. Immer wieder ist dasselbe abstrakte Motiv zu sehen, viele Male symmetrisch gespiegelt, mit bunten Farbakzenten und immer ein klein wenig anders. "Das erste Licht des Morgens wird die Fenster erstrahlen lassen", sagte Frater Wendelinus Naumann am Freitag in der Glaswerkstatt Gustav van Treeck München, wo einige der bereits fertigen Glastafeln erstmals zu sehen waren. Im Herbst soll alles fertig sein.
Entwürfe für drei Fenster hat Richter den Mönchen geschenkt. Hinzu kommen 34 Fenster der Münchner Künstlerin Mahbuba Maqsoodi, die figürliche Szenen etwa von Heiligen oder aus der Bibel herstellt. Sie entstehen ebenfalls in München.
Mit den modernen Glasfenstern wollen die Benediktiner nicht nur ihre gotische Abteikirche schöner gestalten. Die Fenster sollten die Menschen zum Staunen bringen, sie zum Reflektieren anregen und ihnen die Schönheit des Glaubens nahebringen, sagte Abt Mauritius Choriol.
Glauben für die Sinne
Viele Jahre habe man den Glauben nur durch den Intellekt verbreitet. "Jetzt ist wieder die Zeit, wo wir alle Leute ansprechen wollen und mit allen Sinnen." Ähnlich sah es Frater Naumann: Die Abtei wolle "dem Theologensprech, den man uns zurecht in der Kirche oft vorwirft, durch Wort und Tat begegnen".
Seit August laufen die Arbeiten in München. Die Fenster nach den Vorgaben des 88-Jährigen Richters, der als einer der wichtigsten Künstler der Gegenwart gilt, bestehen aus je 14 Rechtecken in zwei Reihen, dazu Spitzbögen und ein Dreipass. Insgesamt ist jedes Fenster 1,95 mal 9,3 Meter hoch. Die Rechtecke bestehen aus drei verklebten Glasschichten - in der Mitte laut Werkstatt eine bedruckte, bemalte Schreibe, davor und dahinter Überfangglas mit eingeätzten Motiven.