"Er saß auf einem Stuhl gegenüber dem Sofa, auf dem ich geschlafen hatte, und blickte mich aus seinen nicht vorhandenen Augen an." So beginnt der neue Roman des japanischen Bestsellerautors Haruki Murakami. Der Icherzähler von "Die Ermordung des Commendatore" ist ein junger Maler, der nach der Trennung von seiner Frau in das leer stehende Haus eines berühmten Künstlers zieht und dort nicht nur ein rätselhaftes, meisterlich gemaltes Bild auf dem Dachboden findet, sondern auch seine künstlerischen Fähigkeiten verliert.
Denn als er einen reichen Auftraggeber porträtieren soll, kann er dem Bildnis einfach keine Tiefe verleihen. Natürlich spielt der geheimnisvolle Commendatore auf dem gefundenen Gemälde eine herumspukende Rolle, und auch der berühmte Künstler, der dem Erzähler sein Haus überlassen hatte, hat mehr drauf, als man ihm in seinem Pflegeheim zutraut.
Murakamis melancholischer Surrealismus passt ausgesprochen gut zum Innenleben eines orientierungslosen Malers, der jeden Morgen auf eine noch unbemalte Leinwand starrt und diese Übung "Leinwand-Zen" nennt.