Porträt
Ljudmila Rasumowa hat mit Graffiti, Fotos und Texten den Krieg Russlands gegen die Ukraine kritisiert – und sitzt seit einem Jahr wegen "Fakes" in einer russischen Strafkolonie ein. Nun ist sie in Hungerstreik getreten, berichtet Inna Hartwich in der "NZZ" – und stellt die 59-jährige Künstlerin vor.
"Der Kanon der bildenden Kunst ist verwestlicht", meint die Polin Alicja Knast, die neue Direktorin der Nationalgalerie Prag, im Gespräch mit Tomasz Kurianowicz in der "Berliner Zeitung". "Die Menschen kennen die Namen von Picasso und Van Gogh. Aber sie kennen nicht die Namen von Kubišta und Zrzavý. Diese Werke haben es aufgrund der Sprachen, in denen diese Künstler beschrieben wurden, nicht in den Kanon geschafft. Die Ausweitung des Kanons ist eines unserer wichtigsten Ziele."
Der Vorsitzende der nachlassverwaltenden Stiftung und Großneffe der Künstlerin fordert ein Museumsverbot für die Werke von Hilma af Klint (siehe Medienschau vom Dienstag): In Zukunft sollen af Klints Bilder nach seinem Willen nur noch in einem Tempel für eine ausgewählte Gruppe "spirituell Suchender" gezeigt werden. "Die Ideen von Erik af Klint decken sich nicht mit den synkretistischen und wenig autoritären Vorstellungen der Künstlerin", sagt Julia Voss, Kuratorin und Autorin der Biografie Hilma af Klints, im Gespräch mit der "Zeit". "Hilma af Klint hätte sich niemals gewünscht, dass ihre Kunst in einer Art Heiligtum versteckt wird, zu dem nur bestimmte Religionen Zugang haben."
Die geplante Ausstellung über das Lebenswerk des Designers Wolfgang Joop (80) in Potsdam ist abgesagt, berichtet die "Märkische Allgemeine Zeitung". "Komplexität und Umfang bei der Gesamtbetrachtung seines Werkes" ließen sich aufgrund der begrenzten baulichen Gegebenheiten des Museums letztlich nicht realisieren. Geplant war ein multimediales Ausstellungskonzept im städtischen Museum in Potsdam. "Im August 2023 hatten Potsdams Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) und der Designer im Rathaus einen gemeinsamen Vertrag unterzeichnet, um die Werke auszustellen. Dann wurden mehrmals Verzögerungen für die Joop-Schau angekündigt. Eine Ausstellung mit so hohem künstlerischen Anspruch benötigt genügend zeitlichen Vorlauf, hatte es geheißen. Der Modedesigner Joop ist in Potsdam geboren und lebt in der brandenburgischen Landeshauptstadt, der er sich tief verbunden fühlt.
Der Kurator Matthias Kaminsky, Creative Director des DDR-Museums Berlin, ist in der RBB-Sendung "DER TAG in Berlin & Brandenburg" zu Gast. Er kuratiert das frisch eingeweihte Depot des DDR-Museums in Marzahn: die beiden großen Hallen dienen gleichermaßen als Forschungseinrichtung, Restaurationswerkstatt und Besuchsort, bekommen die 360.000 Objekte des Museums neuen Raum. Bekannt ist das DDR Museum vor allem durch seine Dauerausstellung in Berlin-Mitte. Auch im Depot sollen künftig Sonderausstellungen zu sehen sein, die bislang im DDR Museum wenig Beachtung gefunden hatten. Öffentliche Besichtigungen und Führungen gibt es an drei Tagen pro Woche. Objekte werden für Ausstellungen und pädagogische Projekte auch verliehen.
Historische Ruinen, ehemalige Klöster, prunkvolle Parks: Hessens Kulturschätze werden zugänglicher - direkt auf dem Handy und als Online-Sammlung. In einer neuen App stellen die Staatlichen Schlösser und Gärten Hessen (SG) nach eigenen Angaben für elf Sehenswürdigkeiten Audioguides bereit - zum Beispiel für die Stiftsruine Bad Hersfeld oder das Unesco-Welterbe Kloster Lorsch. Während der Hörtouren erscheinen auf dem Bildschirm demnach passende Bilder, etwa historische Ansichten. Für die übrigen ihrer 48 Sehenswürdigkeiten stellt die SG in ihrer kostenlosen App Informationen zum Lesen sowie Fotos zur Verfügung. Acht weitere Audioguide-Orte sollen im Laufe des Jahres dazukommen. Für einige Sehenswürdigkeiten gebe es außerdem Hörtouren für Kinder. "Digitale Projekte wie diese sind essenziell, denn sie ermöglichen eine breite kulturelle Teilhabe an unserem kulturellen Erbe", sagte der hessische Kulturminister Timon Gremmels (SPD) laut der Mitteilung. Mehr als 500 Objekte können Interessierte zudem in einer neuen Online-Sammlung auf der Plattform museum-digital erkunden. Rüstungen, Gemälde, Manuskripte und Skulpturen gehören zu den Gegenständen, die dort laut SG knapp 2.000 Jahre Kulturgeschichte dokumentieren. Gefördert wird diese Digitalisierungsarbeit vom hessischen Kulturministerium.
Performance
Ben Davis verteidigt auf "Artnet" Anne Imhofs Arbeit "DOOM: House of Hope" in der New Yorker Park Avenue Armory, die von einigen US-Medien verrissen wurde (siehe Medienschau von vor einer Woche). Die Leute hätten das alles nicht richtig verstanden, so David: "Die angstbesetzte und selbsternste Atmosphäre von DOOM scheint Kritiker abzuschrecken, selbst diejenigen, die frühere Inkarnationen von Imhofs Stil mochten." Aber: "DOOM macht sich nicht gerade über sich selbst lustig, aber es ist sich seiner selbst durchaus bewusst. Ich bin sogar sofort davon ausgegangen, dass es offensichtlich um die Betäubung des Selbstbewusstseins geht. All die sich wandelnden Bilder von DOOM scheinen einen in eine Lage zu versetzen, in der man sich emotional nicht sicher ist, wo man steht. Es geht um den Hunger nach viszeraler Erfahrung, aber im Kontext einer tiefen Unsicherheit darüber, was eine Erfahrung überhaupt bedeutet, wenn man so oft rohe und unmittelbare Emotionen wie Schrecken oder Ekstase gesehen hat."
Der SWR stellt den Galeristen und Restaurantbetreiber Esad Puzić vor, der in Saarbrücken Werke zeitgenössischer Künstlerinnen und Künstler aus der Region und der ganzen Welt zeigt. Es sei ihm wichtig, Grenzen zu überwinden und Brücken zu bauen. So sieht der gebürtige Bosnier seine Galerie als Ort, an dem sich Menschen und Werke verschiedener Herkünfte begegnen. Er selbst kam Anfang der 90er Jahre nach Deutschland.