Protest gegen Israel

Ermittlungen nach "Völkermord"-Rede bei Berlinale

Regisseur Jun Li

Regisseur Jun Li

Der Staatsschutz ermittelt nach der Rede eines Hongkonger Regisseurs, der bei der Berlinale von "Völkermord" gegen Palästinenser spricht und die Parole "From the river to the sea, palestine will be free" zitiert

Jun Li hat bei der Premiere seines Werks "Queerpanorama" eine Rede des Schauspielers Erfan Shekarriz vorgelesen, der in seinem Film mitspielt. Ein Videomitschnitt mit Teilen der Rede war in sozialen Medien zu sehen. In dem Redebeitrag hieß es, Millionen von Palästinensern erstickten unter Israels brutalem Siedlerkolonialstaat. Die deutsche Regierung und ihre Kulturinstitutionen, einschließlich der Berlinale, leisteten ihren Beitrag zur Apartheid, zum Völkermord und dem brutalen Auslöschen des palästinensischen Volkes, hieß es in der Rede.

Als Reaktion aus dem Publikum gab es zustimmende, aber auch deutlich kritische Zwischenrufe. In dem Beitrag war außerdem die Parole "From the river to the sea, palestine will be free" zu hören, der als Aufruf zur Zerstörung Israels, Vertreibung und Auslöschung der jüdischen Bevölkerung verstanden werden kann.


"Queerpanorama" läuft nicht im Wettbewerb, sondern in der Nebenreihe Panorama. Die neue Intendantin des Filmfestivals, Tricia Tuttle, teilte mit, die Berlinale bedaure den Vorfall außerordentlich. "Wir haben unsere Gäste im Vorfeld darauf hingewiesen, welche politischen Äußerungen besonders sensibel und welche möglicherweise strafbar sind."

Tuttle bemüht sich in diesem Jahr, Solidarität mit den israelischen Geiseln zu zeigen. Schon bei der Eröffnungsgala setzte sie ein Zeichen, indem sie auf dem roten Teppich ein Foto der israelischen Geisel David Cunio trug. Der Schauspieler Cunio war 2013 mit einem Film auf der Berlinale vertreten, in diesem Jahr ist ein filmisches Porträt Cunios auf der Berlinale zu sehen. Vergangenes Jahr wurde das Filmfestival gebeten, auf der Abschlussgala für ihn einzutreten - was aber versäumt wurde. Tuttle, die letztes Jahr noch nicht Berlinale-Chefin war, sagte, sie wolle sich dafür bei ihm und seiner Familie entschuldigen.

Doch sie betont auch die Meinungsfreiheit. "Natürlich sehe ich eine rote Linie, wo es in den Antisemitismus kippt“, hatte sie vor dem Festivalstart gesagt. "Gleichzeitig ist es wichtig, im Gespräch zu bleiben und Komplexität zuzulassen."