Medienschau

"Ich denke, Trump ist irgendwie billig"

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James Bridle erhält wegen Boykott-Aufruf keinen Schelling-Preis, Warhol nannte Trump einst "billig", und Torwartlegende Buffon bekämpfte seine Depressionen mit Kunst: Das ist unsere Presseschau am Dienstag

Debatte

Der britische Künstler und Kulturtheoretiker James Bridle sollte den Schelling-Preis für Architekturtheorie erhalten. Unmittelbar vor der Preisübergabe hat das Wahlkuratorium den Preis nun zurückgezogen. Hintergrund ist ein Aufruf zum Boykott israelischer Kultureinrichtungen, den Bridle unterzeichnet hat. Der offene Brief wurde von mehreren Tausend Autorinnen und Autoren unterzeichnet, darunter Nobel-, Booker-, Pulitzer-Preisträger wie Annie Ernaux, Abdulrazak Gurnah, Jonathan Lethem und Sally Rooney. Sie werfen Israel darin Völkermord an den Palästinensern vor, sprechen unter anderem von 75 Jahren Vertreibung, ethnischer Säuberung und Apartheid. "Wir respektieren selbstverständlich das Recht, politische Haltungen zum Ausdruck zu bringen, zumal die Stiftung James Bridle nicht etwa Antisemitismus vorwirft", zitieren die "Badischen Neuesten Nachrichten" die Stiftung. "Aber die Stiftung kann weder einen Aufruf zur kulturellen Isolation Israels unterstützen, noch damit in Verbindung gebracht werden." In ihrer E-Mail an Bridle, aus der der "Guardian" zitiert, bezog sich die Stiftung außerdem auf eine parteiübergreifende Resolution, die der deutsche Bundestag Anfang des Monats verabschiedet hatte. Auch der "Spiegel" berichtet über die Absage. 

Kunstmarkt

Die "New York Times" fragt in Hinblick auf die gerade startenden November-Auktionen, wie sich die Ergebnisse der US-Wahl auf auf den Mark auswirken werden. "Die Auktionssaison wird die Bereitschaft der Superreichen testen, einen Haufen Geld für Kunstwerke auszugeben. Sie konkurrieren um mehr als 1.600 Lose, die schätzungsweise mindestens 1,1 Milliarden Dollar einbringen werden. Unter anderem eine 1 Million Dollar teure Banane." Das Werk "Comedian" von Maurizio Cattelan ging im Jahr 2019 viral, als es auf der Art Basel / Miami Beach am Stand der Galerie Perrotin auftauchte. Drei Exemplare der mit einem Streifen Tape an der Wand befestigten Banane wurden damals für je 120000 US-Dollar verkauft. "Einer, der nicht lacht, ist der Künstler", schreibt die "New York Times", und zitiert aus einer Email Cattelans: "Was mich stört, ist, dass der Künstler nach dem ersten Verkauf nicht mehr profitiert, wenn das Werk den Besitzer wechselt. Auktionshäuser und Sammler profitieren davon, während der Künstler, der das Objekt herstellt, das den Markt antreibt, außen vor bleibt." Weitere wichtige Werke, die es zu beobachten gilt, wenn man die Kauflaune im obersten Marktsegment überprüfen will, seien ein Gemälde von Magritte mit dem Titel "Empire of Light" aus der Sammlung der Interiordesignerin Mica Ertegun, das rund 100 Millionen US-Dollar erzielen soll. Auch ein Warhol verdient Aufmerksamkeit: ein Siebdruck des Trump-Towers von 1981. Damals hatte Warhol auf einen Auftrag von Donald Trump und seiner damaligen Frau Ivana gehofft, das Paar lehnte die acht Kunstwerke in Schwarz, Silber und Grau aber ab. Eins der Werke ist jetzt bei Phillips in der Auktion “New York Skyscrapers“ mit einem Schätzwert von 500000 bis 700 000 Dollar. "I think Trump’s sort of cheap, though", zitiert die "New York Times" aus Warhols Tagebüchern. Über das Werk schreibt auch Tobias Timm in der "Zeit": "Die Wiederwahl Trumps zum Präsidenten könnte allerdings dazu beitragen, dass zumindest Warhols New York Skyscrapers einen noch besseren Preis erzielt als der vor der Wahl vom Auktionshaus Phillips geschätzte. Eingeliefert hat das Bild laut Auktionshaus übrigens ein anonymer Sammler, der es einst von dem Zürcher Galeristen Bischofberger kaufte. Ende 2001, Anfang 2002 hat Bischofberger, ein Freund Warhols, das Bild in Zürich ausgestellt."

Kunst als Therapie

Italiens Torhüter-Ikone Gianluigi Buffon hat während seiner Zeit bei Juventus Turin unter Depressionen gelitten. Aus der schweren Krise habe ihm damals auch die Kunst geholfen, sagte der 46-Jährige der italienischen Zeitung "Corriere della Sera". Seine Psychotherapeutin habe ihm geraten, sich auf andere Sachen als nur Fußball zu konzentrieren. Buffon entdeckte in dieser Zeit nach eigenen Worten die Malerei für sich. "Ich ging in die Galerie für moderne und zeitgenössische Kunst in Turin, dort gab es eine Chagall-Ausstellung. Vor seinem 'Spaziergang' saß ich eine Stunde lang fest. Es ist ein einfaches Gemälde, das Chagall und seine Frau Bella händchenhaltend zeigt, nur sie fliegt. Am nächsten Tag kehrte ich zurück zur Ausstellung", sagte der Weltmeister von 2006. Den Tiefpunkt erlebte Buffon im Jahr 2003: "Die Meisterschaft hatte gut begonnen, aber nach dem Aufschwung kam der Abschwung. Die Leere tat sich vor mir auf. Ich begann schlecht zu schlafen." Vor einem Ligaspiel hatte er eine Panikattacke. Sein damaliger Trainer Ivano Bordon bot ihm an, auszusetzen, Buffon lehnte ab: "Ich sagte mir: Gigi, wenn du diesmal nicht antrittst, wird das ein Präzedenzfall und du wirst nicht mehr spielen können." Danach besuchte er einige Male eine Psychotherapeutin. Sie habe ihm wertvolle Ratschläge gegeben, um seine Krise zu überstehen, so Buffon. Er solle sich nicht nur auf den Fußball konzentrieren, was er sofort umsetzte. "Mein Leben ist wirklich so verlaufen: hinfallen, aufstehen. Ich habe Fehler gemacht, wie jeder andere auch, und ich habe sie nie versteckt."

Film

Auch wenn sie nur eine kleine Rolle in dem britischen Weihnachtsklassiker hatte, wird Heike Makatsch laut eigenen Worten zunehmend auf "Tatsächlich... Liebe" angesprochen. "Lustigerweise werde ich immer mehr darauf angesprochen, je länger es zurückliegt", sagt die 53-Jährige in der neuen "Vogue" (Dezember), auf deren Cover sie ist. Das sei wohl so, "weil der Film eine Weihnachtstradition geworden ist" und ihn wirklich fast jede und jeder schon mal irgendwann gesehen habe. "Jetzt ist es aber nun mal so – ohne dass ich Illusionen zerstören will –, dass das für mich kein Film war, bei dem ich das Gefühl hatte, jetzt wirklich mal alles gezeigt und mich komplett hineingeworfen zu haben", sagt Makatsch der "Vogue". "Ich hatte ungefähr vier Drehtage und war ein bisschen eingeschüchtert von der britischen Starpower, die am Set um mich herumstand, und am Ende froh, dass ich da irgendwie durchgekommen bin." Der London-Film "Tatsächlich... Liebe" von 2003 - Originaltitel "Love Actually" - erzählt mehrere Storys aus der Vorweihnachtszeit. Stars wie Hugh Grant, Bill Nighy, Keira Knightley, Liam Neeson, Colin Firth und Emma Thompson spielen mit. Auch Claudia Schiffer hat eine kleine Nebenrolle und Rowan Atkinson ("Mr. Bean") braucht als Verkäufer seeehr lange, um ein Geschenk zu verpacken. Makatsch spielt in dem Film eine forsche Sekretärin, die ihrem Chef schöne Augen macht und den Mann an seiner Ehe zweifeln lässt. Der Episodenfilm ist im Streamingdienst-Abo etwa bei Prime Video und RTL+ zu sehen, linear kommt er zum Beispiel am Donnerstag im Fernsehen (21.11., 20.15 Uhr, RTL Super). Die deutsche "Vogue"-Dezemberausgabe ist ab 23. November erhältlich, die Coverstory mit Makatsch schon auf der Website von "Vogue Germany".