Museen
Der bayerische Kunstminister Markus Blume besucht gerade New Yorker Museen und findet Inspiration für bayerische Institutionen, wie er der "Augsburger Allgemeinen" erzählt: "In Deutschland müsste deutlich mehr gehen an Mäzenatentum. Das Geld ist da. Aber privates Engagement knüpft auch an Voraussetzungen. Wir brauchen einen Wow-Effekt! Das muss nicht immer die Weltliga sein. Ich liebe zum Beispiel das Textilmuseum TIM in Augsburg, das alles mitbringt, was heute ein modernes Museum ausmacht – inklusive einer großartigen Gastronomie. Jedes Museum in Bayern muss davon überzeugt sein und auch danach leben, dass dort etwas Einzigartiges präsentiert wird. Dann bekommen Mäzene das Gefühl, an etwas Besonderem mitwirken zu können. Die Hoffnung ist, dass wir in der Zukunft relevante Finanzierungsbeiträge von privater Seite gewinnen können."
Über ein neues Klimabewusstsein im Ausstellungswesen schreibt Alina Tuigend in der "New York Times": "Museen und Galerien zeigen schon seit langem Kunstwerke mit Bezug zur Klimakrise, aber in den letzten Jahren ist es für Direktoren und Kuratoren immer dringlicher geworden, die Umweltkosten für Heizung, Kühlung und Beleuchtung ihrer Gebäude sowie für Verpackung, Versand und Ausstellung ihrer Ausstellungen zu berücksichtigen. Dazu gehört auch die Untersuchung der Umweltkosten, die durch die Verwendung von importierten Materialien oder Künstlern aus fernen Ländern anstelle von lokalen Kunstwerken und Künstlern entstehen." Doch die Institutionen müssen darüber hinausgehen: "Museen müssen auch mit Künstlern zusammenarbeiten, um über Nachhaltigkeit zu diskutieren, sagt Alexa Steiner, Mitbegründerin von Rute Collaborative Consulting und Klimaberaterin der Teiger Foundation. Dazu kann es gehören, die Art der von einem Künstler verwendeten Materialien und die möglichen Auswirkungen auf die Umwelt zu besprechen, wie das Werk installiert wird und sogar die Anzahl der Besuche des Künstlers, wenn er nicht vor Ort ist."
Malerei
In einer unglaublich langen Reportage widmet sich Stella Schalamon in der "Zeit" dem Malerkind Laurent Schwarz und der Idee von Wunderkind allgemein und den Stand des dreijährigen Bayern auf dem Kunstmarkt. "Mit sechs Monaten lernt ein Kind, Oberkörper und Arme zu kontrollieren. Mit neun Monaten sich an etwas zu erinnern. Mit zwei Jahren komplexe Bewegungen vollziehen, wie laufen oder eben einen Pinsel bewegen. Aber weiß es schon, was es da tut? Was ist mit Lebenserfahrung? Mit Haltung? Mit einer Botschaft? Auf die Frage, ob er von dem kleinen Künstler aus Deutschland gehört habe, antwortet Michael Findlay, Direktor der Acquavella Galleries in New York, per Mail: 'In sechzig Jahren als Kunsthändler hatte ich keine berufliche Beziehung zu sogenannten Wunderkindern, abgesehen vielleicht von Pablo Picasso, dessen Vater ihm schon sehr früh das Malen von Tauben beibrachte.' In den Medien werde möglicherweise schon seit dem 19. Jahrhundert von Kleinkindern, Schimpansen, Amputierten und Blinden berichtet, die Gemälde anfertigen. Mit dem Kunstmarkt habe das nichts zu tun. Auch Nicole Hackert von der Berliner Galerie Contemporary Fine Arts hatte überhaupt noch nicht von einem Laurent Schwarz gehört. Vielleicht weil sie keine Boulevardblätter lese. In den vergangenen Jahren habe Expertise und Professionalität auf dem Kunstmarkt keine große Rolle gespielt, einzig die Nachfrage habe die Preise in die Höhe getrieben. Bei Auktionen seien deshalb gerade junge Künstlerinnen und Künstler zu hohen Preisen gehandelt worden. Das ändere sich derzeit zum Glück wieder." Den Hype um Laurent Schwarz hat Laura Ewert für Monopol kommentiert.
Pop
In "Spiegel"-Porträt des Berliner Rappers Ufo361 hat auch die Künstlerin Anne Imhof einen Auftritt: "Ufo361 sagt, er liebe die Nacht. Mit dem Tag könne er nicht viel anfangen. Tagsüber trinke man doch eigentlich nur Kaffee und gehe zum Steuerberater. Er verabschiedet sich von seinem Sohn, der mit seiner Freundin und der Cousine in einen anderen Mercedes-Bus steigt. Auch der Rest der Entourage und sein Team verteilt sich auf die Wagen. Der Onkel von Ufo361, der den Weg seines Neffen seit Jahren eng begleitet, fährt selbst am Ende des Konvois. In dem Wagen, in den Ufo steigt, sitzt auch die Künstlerin Anne Imhof. Imhof, eine Frau mit Sonnenbrille und knöchellangem Yves-Saint-Laurent-Mantel, ist eine der bedeutendsten Gegenwartskünstlerinnen Deutschlands. Im Jahr 2017 erhielt sie für die Gestaltung des deutschen Pavillons auf der Biennale von Venedig den Goldenen Löwen. Das alles lässt sich schnell googeln, dennoch wird mir etwas warm. Ich weiß nicht viel über Kunst und kenne keine Performance von Anne Imhof. "Hi, ich bin Anne", sagt Imhof. 'Hi, ich bin Nora vom SPIEGEL', sage ich. 'Ich weiß natürlich, wer du bist, aber ich habe keine Ahnung von moderner Kunst.' Imhof lächelt. Sie beugt sich vor und flüstert: 'Ich auch nicht.'" Ufo361 und Imhof haben sich bei einer Balenciaga-Show kennengelernt. "Er bewundere sie für ihre Kunst. Imhof hat das Cover eines Albums von Ufo361 gestaltet und für seine Tour einen überdimensionalen Grusel-Clown entworfen. Mittlerweile seien sie befreundet."
Das besondere Kunstwerk
Eine neue Messingstatue in unmittelbarer Nähe des Washingtoner Kapitols erinnert an den Sturm auf das Kapitol im Januar 2021, konkret: an den Kot, den jemand auf dem Schreibtisch von Nancy Pelosi, der damaligen Sprecherin des Repräsentantenhaus der Vereinigten Staaten, hinterlassen hat: Das Kunstwerk stellt eben jenen Schreibtisch dar, auf dem Akten, ein Telefon, Pelosis Namensschild und ein Haufen Kot in Form des Poop-Emojis zu sehen sind. Aus einem bestimmten Winkel betrachtet soll der Kothaufen an die ikonische Kapitolkuppel erinnern. "Ich finde es ist brillant", kommentiert Sebastian Smee in der "Washington Post". "Mehr als brillant, um genau zu sein. Es ist vielleicht das dringendste öffentliche Denkmal unserer Zeit. Die meisten öffentlichen Denkmäler sind Rhetorik, nicht wahr? Sie sind eine Art Propaganda für große Männer und gelegentlich auch für große Frauen oder für Ideale wie Freiheit, Gerechtigkeit, militärische Stärke, Opferbereitschaft oder Ehre. Und insofern könnte man sagen, dass sie Lügen sind, in dem Sinne, den Wilfred Owen im Sinn hatte, als er über 'The old Lie: Dulce et decorum est/ Pro patria mori' schrieb. Bei diesem Denkmal mit dem Titel 'The Resolute Desk' geht es hingegen um die Wahrheit." Wahrheit, die in Sarkasmus verpackt sei, das schon. Aber die Skulptur beschreibe etwas, das passiert ist. "Ein Mob, ein Pöbel, ein Haufen verblendeter Narren strömte aus und brach in den Sitz der amerikanischen Demokratie ein - einen Ort, der eine Idee repräsentiert, die der ganzen Welt so lange so viel bedeutet hat - auf Geheiß eines gefährlichen Mannes, der sie zum Handeln anstachelte und versuchte, eine Wahrheit umzustoßen, die er nicht akzeptieren konnte: dass er abgewählt worden war. Sie schrien Beschimpfungen und skandierten lächerliche und erbärmliche Slogans. Sie warfen Fenster ein. Sie griffen die Polizei an. Sie versuchten, die demokratisch gewählten Vertreter des Volkes in einem entscheidenden, aber normalerweise routinemäßigen Moment im Leben der Nation zu jagen und zu schikanieren. Sie strömten in den Plenarsaal. Sie zogen buchstäblich ihre Hosen herunter und ließen es krachen."