Museen
Der internationale Wettbewerb für die Gestaltung des seit langem leerstehenden ehemaligen Internationalen Congress Centrums (ICC) am Berliner Funkturm soll laut Wirtschaftssenatorin Franziskai Giffey (SPD) noch in diesem Jahr starten. Nach ihren Vorstellungen soll durch den Umbau ein "Berliner Centre Pompidou" entstehen (s. unsere Medienschau von Montag). Thomas Oberender, der das Bauwerk als scheidender Festspiele-Intendant 2021 mit einer Ausstellung bespielt hat, nennt diesen Vergleich in der "Berliner Zeitung" "Quatsch": "Centre Pompidou klingt natürlich toll, aber der Gebäudetypus ist ein ganz anderer. Das ICC wurde nicht für Ausstellungsflächen gebaut, sondern hat zwei Säle mit 5000 und 2500 Plätzen und weitere kleinere Säle. Es besteht aus riesigen Verkehrsflächen, Foyers, Gängen, Treppen. Das Centre Pompidou wurde als ein riesiges Ausstellungshaus konzipiert und beherbergt darüber hinaus eine Bibliothek mit Lesesälen und ein Design- und Musikforschungszentrum. Die Raumaufteilung des ICC lässt sich nachträglich nicht mehr für einen solchen Zweck umrüsten und erfordert ein völlig anderes Nutzungskonzept." Das 1977 in Paris eröffnete Centre Pompidou ist das Kunst- und Kulturzentrum der französischen Hauptstadt. Es beherbergt unter anderem ein Museum für moderne und zeitgenössische Kunst und eine Bibliothek.
Zum Jahresende wechselt der Nationalgalerie-Direktor Ralph Gleis an die Wiener Albertina. Im "Tagesspiegel" blickt er im Gespräch mit Nicola Kuhn zurück und voraus. "Auch die neue Direktorin des Museums für Moderne Kunst, Fatima Hellberg, beginnt nächstes Jahr, es gibt gerade einen Generationswechsel in Wien. Wir haben schon für den Herbst ein Treffen verabredet und wollen uns vernetzen. Von Berlin aus habe ich bereits eng mit dem Wien Museum zusammengearbeitet, Berührungsängste mit einem historischen Museum oder anderen Museumsgattungen kenne ich nicht."
Personalie
Monopol-Chefredakteurin Elke Buhr spricht im Deutschlandfunk Kultur über die neue Leitung der Skulptur Projekte Münster.
Ausstellung
Ein Kunstwerk des Israelis Avi Albers Ben Chamo wurde bei einer Ausstellung in Berlin mit einem Hakenkreuz verunstaltet, offenbar von einer Person aus dem engeren Umfeld der Galerie. Doch statt die Tat anzuzeigen, setzt der Künstler auf Dialog, berichtet Julius Geiler im "Tagesspiegel": "Im nächsten Möbelgeschäft kauft er kurzerhand zwei billige Plastikstühle und positioniert sie vor seiner Leinwand. 'Ich wollte die Person treffen, mit ihr reden', sagt Albers Ben Chamo. Doch sie erscheint nicht, der zweite Plastikstuhl bleibt leer."
Kunstmarkt
Im "SZ"-Wirtschaftsteil spricht Elisabeth Dostert mit dem Berater Magnus Resch, der in dem Interview auch seine Honorarvorstellungen offenlegt: "Eine Stunde Beratung für einen Künstler kostet rund 400 Dollar. Mit Galerien arbeite ich meistens über einen längeren Zeitraum, da bewegen sich die Projektkosten zwischen 5000 und 250 000 Dollar, je nach Dauer der Zusammenarbeit. Meine zahlenmäßig größte Gruppe sind Künstler, den meisten Ertrag liefern die Sammler. Während ich bei Künstlern sehr breit aufgestellt bin, bin ich sehr selektiv bei Sammlern. Ich arbeite nur mit Sammlern, die bereit sind, über mehrere Jahre hinweg 100 000 Dollar pro Jahr für Kunst auszugeben." Zur Qualität von Werken kann der Berater aber offenbar nicht beraten, denn: "Gute und schlechte Kunst gibt es so nicht, denn es gibt keine objektiven Kriterien, die definieren, was gute Kunst ist. Gute Kunst ist, was du als gut empfindest, also total subjektiv."
Architektur
Kurz vor der feierlichen Eröffnung des umstrittenen Garnisonkirchturms in Potsdam sieht Pfarrer Jan Kingreen keine Bezugsmöglichkeiten für Neonazis. "Es gibt in der Kirche selbst keinerlei Anknüpfungspunkte für Rechtsradikale", sagte Kingreen am Donnerstag dem RBB-Inforadio. "Es ist ja gerade das Gegenteil, das wir machen, wir arbeiten schonungslos die Geschichte auf. (...) Das gefällt eigentlich keinem, der rechtsradikal ist." Es gebe zudem strenge Regeln, was in der Kirche und im Außenbereich erlaubt sei, betonte Kingreen. "Diese Geschichte gehört dazu und damit müssen wir uns auseinandersetzen." Man diskutiere das fortwährend mit Jugendlichen und anderen Menschen. Im März 1933 hatten sich am "Tag von Potsdam" Reichspräsident Paul von Hindenburg und der neue Reichskanzler Adolf Hitler der Nationalsozialisten vor der Kirche die Hand gereicht. Gegen den Wiederaufbau wenden sich mehrere Initiativen, weil sie ein Symbol des Militarismus und ein möglicher Sammlungsort von Neonazis sei. Am heutigen Donnerstag wird der Kirchturm mit einem Festakt eingeweiht, zu dem auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier erwartet wird. Er ist Schirmherr des Wiederaufbaus. Die Militärkirche von 1735 war im Zweiten Weltkrieg ausgebrannt, die Reste wurden 1968 in der DDR gesprengt. Viele Politiker sehen in dem Wiederaufbau eine Möglichkeit zur kritischen Auseinandersetzung mit der Geschichte. Ab Freitag haben Besucher die Möglichkeit zu einem Rundumblick von der 57 Meter hohen Aussichtsplattform. Die Stiftung Garnisonkirche hofft auf jährlich 80.000 bis 90.000 Besucher im Turm. Die Baukosten des Wiederaufbaus lagen laut Stiftung bei rund 42 Millionen Euro, der Bund steuert nach eigenen Angaben knapp 25 Millionen Euro bei.
Design
Gerhard Matzig macht sich in der "SZ" über Teslas Cybertruck lustig, dieser "fettsüchtig abnorme Drei-Tonnen-Wagen", mit dem jetzt auch Tschetscheniens Machthaber Ramsan Kadyrow posiert. "Der Elektro-Pick-up, den sich Musk als offenbar ebenso rostanfälligen, aber dafür bis zu 845 PS starken Todesstern auf Rädern namens 'Cyberbeast' ausgedacht hat für die Aggro-Ära der Apokalypse, gefertigt aus besonders gehärtetem Stahl und geformt wie ein Panzer, an dessen schroffer Scharfkantigkeit man im Fall einer Kollision zerschellen würde wie ein Hamster im Küchenhäcksler, beschleunigt in 2,6 Sekunden auf 100 Sachen. Das Auto ist eher ein potenziell tödliches Geschoss, ein Projektil für Profikiller, als ein Auto, um die Kinder sicher in den Hort zu bringen. Wozu Musk hymnisch meint: 'Endlich sieht die Zukunft aus wie die Zukunft.' Ist das so?" Matzigs Antwort, kurz zusammengefasst: Auf gar keinen Fall! Stattdessen zeuge das Auto von den Verwirrungen des Tesla-Besitzers Elon Musk: "Er war ein faszinierender, anregender und begeisternder Visionär – und nicht die Schwundstufe, die er heute darstellt: Reaktionär, Provokateur, Manipulateur. Inzwischen kann man Musk, Schirmherr von beinahe jedem kursierenden Verschwörungsgeraune, nur beschreiben wie seinen Buddy Trump: 'weird'."
Bühne
Das Deutsche Schauspielhaus in Hamburg unter der Leitung von Karin Beier ist zum Theater des Jahres gewählt worden. Zu diesem Ergebnis kommt die Zeitschrift "Theater heute" in ihrem Jahrbuch. An der jährlichen Umfrage mit mehreren Kategorien zu den Höhepunkten der Saison beteiligten sich 46 Kritikerinnen und Kritiker. Beier hatte in der Spielzeit 2013/14 die Intendanz des Hauses übernommen. "Sie überrollte Hamburg mit Kunst", schrieb die Zeitschrift dazu. Im Spielplan 2023/24 komme das Haus inhaltlich zu sich selbst. "Hier schließt sich ein Kreis, thematisch, dramaturgisch." Die Kritiker hoben das Schauspielhaus auch in anderen Kategorien hervor. So wurde Lina Beckmann für ihr "fulminantes Solo" in "Laios" – dem zweiten Teil des fünfteiligen Antiken-Zyklus "Anthropolis" – zur Schauspielerin des Jahres gekürt. "Laios" in der Regie von Beier und von Autor Roland Schimmelpfennig erhielt sowohl den Titel als Stück des Jahres als auch, zusammen mit dem Stück "Die Hundekot-Attacke" (Theaterhaus Jena), den Titel als Inszenierung des Jahres. Schimmelpfennig verfasste die Texte für "Anthropolis" auf Basis der antiken Dramen von Aischylos, Sophokles und Euripides. Das Großprojekt bescherte dem Schauspielhaus eine hohe Auslastung. Auch bei einer Umfrage der Zeitschrift "Die Deutsche Bühne" zur Saison unter 53 Autoren hatte das Hamburger Theater mit seiner Gesamtleistung klar vorne gelegen. Dimitrij Schaad überzeugte in der Kritikerumfrage von "Theater heute" als Schauspieler des Jahres an der Berliner Schaubühne. In Falk Richters "The Silence" wechsle er zwischen "Distanz und Einfühlung in den Autor und Regisseur, der nach familiären Traumata in seiner behüteten Kindheit und Jugend der 1980er Jahre forscht." Schaad ("Die Känguru-Chroniken", "Kleo") sagte der Fachzeitschrift, als er zum ersten Mal gelesen hatte, dass man zum Schauspieler des Jahres gewählt werden könne, habe er beschlossen: "Das will ich werden." Die Kritiker legten sich auch in Kategorien wie Bühnen- oder Kostümbild des Jahres fest.
Nach sechs Jahren kehrt Oscar-Gewinnerin Cate Blanchett auf die Londoner Theaterbühne zurück. Der Hollywoodstar übernimmt die Rolle der Arkadina in Anton Tschechows Stück "Die Möwe", das ab Februar 2025 für sechs Wochen im Barbican Theatre gezeigt wird. Die 55-Jährige sei eine einmalige Schauspielerin, sagte der deutsche Regisseur Thomas Ostermeier der BBC. "Ich kenne und bewundere Cate seit vielen Jahren, und es ist jedes Mal ein Privileg, sie auf der Bühne zu sehen." In "Die Möwe" ist auch der britische Darsteller Tom Burke dabei, der soeben mit Blanchett den Spionagethriller "Black Bag" unter der Regie von Steven Soderbergh gedreht hat. Blanchett stand in der britischen Hauptstadt zuletzt 2019 mit dem Stück "When We Have Sufficiently Tortured Each Other" am National Theatre auf der Bühne. Ihr letzter Auftritt im Barbican liegt deutlich länger zurück: 2012 in "Groß und klein".
Film
Bei seinem Nacktauftritt bei den vergangenen Oscars hat sich Schauspieler John Cena nach eigener Darstellung so geniert wie nie zuvor in seiner Karriere. "Ich habe die höchstdekorierten Darsteller, Produzenten und Regisseure in einem Raum", schilderte der 47-Jährige im Podcast "Club Shay Shay" mit Blick auf seinen Auftritt bei den Oscars im März. "Und ich gehe da raus mit meinen Eiern im Wind, mit einer Karteikarte, die meine Sachen abdeckt, und frage: 'Hey Leute, ist das lustig?'" Der Schauspieler und Wrestler war bei den 96. Academy Awards nackt auf die Bühne gekommen, um den Preis für das beste Kostümdesign zu vergeben. Er habe die Idee von Moderator Jimmy Kimmel für den Auftritt damals jedoch sofort lustig gefunden und schätze sich glücklich, dafür gewählt worden zu sein, erklärte Cena. Er hat eigenen Worten zufolge seinen Oscar-Auftritt noch unangenehmer in Erinnerung als den Dreh von Sexszenen - was er zuvor als "das Schlimmste" beschrieben hatte. Bei einem Film seien so viele Menschen involviert, die auch bei der Aufnahme intimer Szenen alle vor Ort seien, sagte er. "Es ist wirklich peinlich."