Finanzierung für geplante Museumsfiliale gestoppt

Kein Centre Pompidou am Hudson

Ein Rendering des geplanten "Centre Pompidou × Jersey City"
Abbildung: Courtesy OMA

Ein Rendering des geplanten "Centre Pompidou × Jersey City"

Die Expansionsstrategie des Centre Pompidou hat einen empfindlichen Rückschlag erlitten: New Jersey hat seine Finanzzusage für eine Filiale der Pariser Institution rückgängig gemacht

Anfang Juni 2021 war das Vorhaben offiziell vorgestellt worden: In einem ehemaligen, über 100 Jahre alten Lagerhaus in Jersey City sollte eine Zweigestelle des Pariser Centre Pompidou unter dem Namen "Centre Pompidou x Jersey City" eingerichtet werden. Diese Filiale sollte, wie auch andere Außenstellen des Centre Pompidou, die Möglichkeit zur Ausleihe aus der rund 120.000 Kunstwerke umfassenden Sammlung des Musée national d'art moderne erhalten, der wichtigsten Institution innerhalb des Centre Pompidou.

Vorgestellt wurde das Projekt vom damaligen Präsidenten des Centre, Serge Lasvignes, dem Bürgermeister der Stadt Jersey City, Steven Fulop, und dem Gouverneur von New Jersey, Phil Murphy. Das Staatsparlament gab sodann grünes Licht für die Finanzierung, wobei Haushaltsmittel an die New Jersey Economic Development Authority (NJEDA), die Wirtschaftsförderungsbehörde des Landes, fließen sollten, die wiederum von einer entsprechenden Behörde der Stadt Jersey City verwaltet werden sollten.

Jersey City liegt am Ufer des Hudson River gegenüber von Manhattan und ist mit New York durch den Holland Tunnel sowie die Regionalbahn PATH verbunden. In unmittelbarer Nähe ihrer Station Journal Square befindet sich das als Museumssitz auserkorene Gebäude.

Nun aber hat das Staatsparlament eine bewilligte Finanztranche in Höhe von 24 Millionen Dollar aus Mitteln des Staatshaushaltes widerrufen und die Wirtschaftsbehörde zur Rückzahlung aufgefordert, berichtet der Online-Dienst "Artnet". Offensichtlich fürchtet man andauernde und unkalkulierbare Defizite im Betriebshaushalt des geplanten Zweigmuseums. Insgesamt waren Fördermittel in Höhe von 58 Millionen Dollar vorgesehen, 34 Millionen davon aus dem regulären Haushalt der Wirtschaftsbehörde.

Im März dieses Jahres musste die Stadt Jersey City bei den Planungen des Zweigmuseums eine Finanzlücke in Höhe von 19 Millionen Dollar einräumen. Ferner wurde ein staatlicher Zuschussbedarf zu den jährlichen Betriebskosten in Höhe von zwei Millionen Dollar vorausberechnet. Dies zusammen führte nun zu der Entscheidung des Parlaments, die Förderung des Pompidou-Projekts insgesamt einzustellen und die nicht ausgegebenen Mittel zurückzufordern.

Bislang drei Ableger weltweit

In einem Schreiben an das Centre Pompidou, in dem er die Streichung der Staatsgelder mitteilt, bekräftigt der Leiter der Wirtschaftsförderungsbehörde, Tim Sullivan, zugleich den Willen, "neue Wege" der Finanzierung auszuloten. "Wir fühlen uns geehrt, dass Jersey City als erster nordamerikanischer Standort für ein Centre Pompidou ausgewählt wurde", schreibt Sullivan: "Hier in New Jersey sind wir sehr stolz auf unsere einzigartige und fortdauernde Beziehung zu den Menschen in Frankreich." Der Gesetzgeber habe die finanzielle Unterstützung wegen der Bedenken hinsichtlich "steigender Kosten, die unüberbrückbare Lücke in den Betriebsausgaben und die entsprechenden finanziellen Belastungen für die Steuerzahler von New Jersey" widerrufen.

Das Centre Pompidou habe "die Entscheidung des Staates New Jersey zur Kenntnis genommen", zitiert "Artnet" aus einer Antwort-Mail des Centre Pompidou. Das Museum, heißt es in förmlicher Sprache, bleibe "den laufenden Gesprächen mit dem Bürgermeister von Jersey City verpflichtet, um gemeinsam die zukünftige Richtung des Projekts festzulegen".

Das Centre Pompidou unterhält bislang drei Ableger. In Metz besteht seit 2010 eine Zweigstelle in einem von Shigeru Ban entworfenen Neubau nahe dem Hauptbahnhof. Im Ausland gibt es Filialen im südspanischen Málaga und in Shanghai in der Volksrepublik China. Eine weitere Filiale ist unter dem Titel "Kanal Centre Pompidou" in Brüssel für 2025 vorgesehen; derzeit wird dafür ein früheres Autohaus umgebaut. Stets gibt es Finanzierungsvereinbarungen mit den lokalen und regionalen Behörden bezüglich der Errichtung wie auch des Unterhalts der jeweiligen Zweigstelle.