Medienschau

"Wer die CDU hat, braucht die AfD gar nicht"

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Die CDU im Kulturkampf-Modus, die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden entschuldigen sich und Nan Goldin interessiert sich gar nicht für Fotografie: Das ist unsere Presseschau am Dienstag

Debatte

Laura Ewert kommentiert im "Freitag" die Skandalisierung von Werken der Künstlerin Sophia Süßmilch durch die Osnabrücker CDU. Die Partei sei in den Kulturkampf gezogen. "Wir kennen es aus ostdeutschen Gegenden, in denen Kultureinrichtungen bedroht werden, die zu progressiv sind, aber wer die CDU hat, braucht die AfD gar nicht. Für Berlin hat die vormals parteilose und im Mai in die CDU eingetretene Justizsenatorin Felor Badenberg gerade im Interview mit der Süddeutschen Zeitung angekündigt, Förderungen in Zukunft nur noch nach Prüfung durch den Verfassungsschutz zu vergeben. Natürlich schränkt das die Kunstfreiheit ein, die in diesem Land aus gutem Grunde zu den Grundrechten zählt. Es ist aber auch Ausdruck der Angst, dass man sich auf gar nichts mehr einigen kann."

Museen

Die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden entschuldigen sich bei der freien Kuratorin Zoé Samudzi, die offenbar nur Stunden vor der Eröffnung ihre Ausstellung "Das Jahr 1983" im Albertinum abgesagt hat. "Am Ende, so scheint es, ging es gar nicht so sehr um eine unzeigbare Ausstellung, sondern um einen – durchaus diskutablen – Instagram-Post", bilanziert Sonka Zekri in der "SZ". "Das Desaster von Dresden ist kein Einzelfall, sondern praktisch modellhaft, und das wissen auch alle. Das Scheitern sei Ausdruck von 'Ängsten, Missverständnissen und gegenseitigem Misstrauen', schreiben die SKD, in einer Zeit, in der 'Kuratorinnen, Künstler und kulturelle Institutionen einem immensen Druck und Instrumentalisierungsversuchen aus unterschiedlichsten Richtungen ausgesetzt sind'. Da hat man fast Mitleid."

Ausstellung

Monopol-Kolumnist Oliver Koerner von Gustorf bespricht im "Tagesspiegel" die Ausstellung der Käthe-Kollwitz-Preisträgerin Sandra Vásquez de la Horra in der Berliner Akademie der Künste. "In der Begründung der Jury des Preises heißt es über die Künstlerin: 'Sie zeigt, dass aus dem Nicht-Beachten kollektiver, kosmologischer Ordnungsprinzipien und Imaginationen Gewalt entsteht.' Diese Rückkehr zu 'natürlicher' Ordnung hat etwas Zweifelhaftes. Dass die Welt am Abgrund steht, liegt nicht nur daran, dass nicht genug zu Pachamama, Muttererde, gebetet wurde, sondern an den politischen Realitäten - und dem Kapitalismus. Etwa daran, dass nicht zuletzt aus wirtschaftlichen Interessen die CIA daran beteiligt war, den sozialistischen Präsidenten Salvador Allende, der sich bei dem Militärputsch 1973 das Leben nahm, zu stürzen und Pinochets Terror-Regime einzusetzen. Auch die Bezüge zwischen Santeria, Sklaverei, Katholizismus und Kolonialismus bleiben offen."

KI

Eine von der Stiftung Kunstfonds und der Initiative Urheberrecht beauftragte und von der Goldmedia GmbH realisierte Studie zeigt, dass 42 Prozent der 3000 befragten bildenden Künstler bereits Erfahrungen mit KI gemacht haben, berichtet Laura Albermann in der "FAZ". "56 Prozent der befragten Künstler befürchten einen Einbruch ihrer Einnahmen durch KI, 53 Prozent sehen ihre Lebensgrundlage gefährdet. Da KI mit existierenden Daten und Kunst trainiert werden muss, fürchten Künstler auch die Nutzung ihrer Werke für diesen Zweck ohne ihr Einverständnis."

Street-Art

Der Künstler Shepard Fairey alias Obey hat sich gegen die Verwendung eines seiner Motive in zwei Wahlkampfvideos des Rassemblement National (RN) gewandt:  "Die Rechtsextremen ruinieren den Geist des Bildes, das von Brüderlichkeit und Zusammenleben handelt, und geben eine andere nationalistische Interpretation, die Grenzen setzt", sagte er "Le Monde". In den Videos zu den Parlamentswahlen im Juli sitzt der RN-Vorsitzende Jordan Bardella, an einem Schreibtisch, hinter ihm die Reproduktion einer Lithografie in blau-weiß-roten Farben: das Kunstwerk "Liberté, Egalité, Fraternité: la Marianne d'Obey". Es stellt Marianne, die Personifizierung der französischen Republik, dar und war ursprünglich eine Hommage an die Opfer des Terroranschlags auf das Bataclan in Paris im November 2015. 

Fotografie

Sie sei "nicht mehr so sehr an der Fotografie interessiert", sagt Fotografin Nan Goldin in einem Gespräch mit Hakim Bishara von "Hyperallergic".  "Ich war nie ein großer Fan der Fotografie. Ich mag und respektiere sie jetzt mehr, aber ich wollte immer Filmemacher werden. Die Fotografie ist begrenzt. Diashows wie 'Memory Lost' sind meine Art, Filme zu machen. Das ist für mich die wichtigste Arbeit, zusammen mit "The Ballad of Sexual Dependency". Ich mache diese Diashows aus Tausenden von Bildern in meinem Archiv. Jetzt mache ich auch einen Film."

Kunstmarkt

Jerry Saltz schreibt auf "Vulture" einen sehr saltzigen Nachruf auf Barbara Gladstone, "eine Galeristin der Extraklasse. Sie war heftig, witzig und strahlte Intensität aus. Sie schien nie still zu sitzen, gab selten zu, dass sie sich irrte, und bereitete ständig ihren nächsten Schritt vor. Sie war eine beeindruckende Fürsprecherin ihrer Künstler, aber sie trug die Macht ihres Einflusses leicht wie eine Halskette. Überall, wo sie hinkam, versammelte sich eine Schar von Kritikern, Kuratoren und Museumsleuten. Für mich war sie eine Freundin - später eine entfremdete Freundin -, eine großartige Verabredung zum Abendessen und eine gute Tratschtante, die alles wiederholte, was sie sich gerade geschworen hatte, niemals zu sagen. Sie war stachelig und hartnäckig, und sie war eine Visionärin."