Er tanzt, macht Selfies mit funktionsfähigem Mini-Handy und fliegt, digital gesteuert, aber an Fäden - die Marionette von US-Tech-Milliardär Elon Musk. Der knapp 20-minütige Auftritt auf runder Bühne in zwei Bildern ist Kern einer Installation der Künstlergruppe Rimini Protokoll, mit der die Neupräsentation der Puppentheatersammlung Dresden Ende August im Kraftwerk Mitte eröffnet wird. Die vom bekannten Puppenschnitzer Christian Werdin aus Birnenholz geschaffene Musk-Kopie wurde samt Bühne und Technik vom Stifterkreis der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD) für das Museum angekauft.
Angesichts der Rolle, die Social Media in der Gesellschaft spiele, habe das Thema Elon Musk noch einmal eine besondere Aktualität, sagte SKD-Generaldirektorin Marion Ackermann bei der Präsentation der Neuerwerbung am Donnerstag. Rimini Protokoll, vor allem bekannt aus dem Theater, habe sich für die Arbeit mit der Puppentheatersammlung beschäftigt.
Die Installation "Alter Ego Raubkopie" ist ein multimediales Puppenspiel in mehreren Räumen, in dem es um Manipulation, Kontrollverlust und die Frage geht, "wer hier eigentlich mit wem spielt", wie die Künstler erklärten. Auch die Musk-Puppe verliert die Kontrolle, als "Hänschen" ihn erst wie befohlen fliegen - und dann kraftlos aufs Sofa plumpsen lässt.
Kasperle Mini-Musk
Die Musk-Show sei Kern der Ausstellung, die zugleich Aufführung ist, sagte Stefan Kaegi vom Künstler-Team. Das recherchierte und experimentierte für das Konzept, die Robotik wurde an der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch Berlin eigens dafür entwickelt. Musk präge "extrem das digitale Feld, das hat uns interessiert", erklärte Helgard Haug dessen Wahl.
"Wir holen ihn auch ein bisschen von seinem Sockel auf die Ebene der Marionetten, da gibt es ja auch Kasperle", meinte Kaegi. Der Mini-Musk wird über 14 Fäden bewegt, aber von einem Roboterarm, Schauspieler und Synchronsprecher Benno Lehmann leiht ihm die Stimme. Anders als herkömmliche Marionetten kann er sich auch um 360 Grad und damit sich selbst drehen.
Die Vorsitzende der Museis Saxonicis Usui (MSU) - Freunde der SKD, Petra von Crailsheim, sprach von einem "außergewöhnlichen und zukunftsweisenden Projekt". Die aktuell 44 Unternehmen und Einzelpersonen im Stifterkreis des Vereins eine der mäzenatische Gedanke, die SKD und die Kultur in Sachsen zu unterstützen. Er kauft jährlich aktuelle Kunst für den Verbund aus 15 Museen an, seit 2017 unter anderem Werke von Wolfgang Tillmans, Hito Steyerl oder Olaf Nicolai.
Mit mehr als 100 000 Theaterfiguren, -kulissen und Archivalien des 18., 19. und 20. Jahrhunderts gilt die Puppentheatersammlung der SKD weltweit als eine der größten und bedeutendsten ihrer Art. Ihr Bestand reicht von 200 Jahre alten Marionetten über Handpuppen der Jahrmärkte und Theaterfiguren des Bauhauses bis zum Figurentheater der Gegenwart.