Medienschau

"Damien Hirsts finanzielles Kalkül ist offensichtlich"

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Londons Kunstboom in den 90ern, Picabias Frauen und Hirsts Datierungsschwindel: Das ist unsere Presseschau am Freitag

Kunstmarkt

Damien Hirst soll massenhaft eigene Werke falsch datiert haben. Für Sammler ist das Entstehungsdatum relevant. Deprimierend sei das, so Monopol-Chefredakteurin Elke Buhr im Deutschlandfunk Kultur: "Man muss im Kopf haben, dass er einen immer gerne mal über den Tisch zieht." Damien Hirsts finanzielles Kalkül sei offensichtlich.

Kunstgeschichte

Hari Kunzru erzählt in seinem Roman "Blue Ruin" über den Kunstboom im London der 1990er-Jahre und über den großen, langen Ausverkauf danach. Ein begeisterter Christian Buß bespricht das Buch im "Spiegel": "Da ist der Icherzähler Jay, der Mitte der Neunziger erste Erfolge als Konzeptkünstler feiert, dem es aber bald schon dämmert, dass seine an Galeriewände gehämmerten, gemeingefährlichen Messerinstallationen möglicherweise doch nur 'Statement Pieces für Reiche' sind. Und da ist sein Freund Rob, der in schneller Taktung eben das zu jener Zeit gut verkäufliche Union-Jack-Kunsthandwerk herstellt, das sich der solvente Blur-Fan gern an die Wand gehängt hat."

Und noch einmal Kunstgeschichte mit dem "Spiegel": Kathrin Maas erklärt in einem interaktiven Artikel das Gemälde "Piazza d'Erbe in Verona" von Adolph Menzel und gibt eine Antwort auf die Frage, warum auf dem Stadtporträt ein Junge gleich mehrmals auftaucht. 

Ausstellung

Johanna Adorján schreibt in der "SZ" über "Picabias Frauen" in der Galerie Michael Werner in Berlin, eine Ausstellung von Werken des Malers, "wie es sie in dieser Vielfalt in Deutschland selten, wenn überhaupt je gegeben hat." Bei all seiner Unbeständigkeit und Amoral habe Picabia durchaus ein ernsthaftes Anliegen gehabt: "Es ging ihm darum, die Unterscheidung zwischen Kunst und dem, was nicht als Kunst gilt, zu verwischen und bestenfalls zu sublimieren. Was gibt es schließlich Spießigeres als den guten Geschmack? Und so darf bei ihm alles nebeneinander bestehen und ein wunderbares Durcheinander an Stilen, Launen und künstlerischen Positionen ergeben. Es ist eine Kakofonie der interessantesten Sorte, die noch bis zum 22. Juni in Berlin zu besichtigen ist. Eine Verbeugung vor allen möglichen Frauen. Eine, nein, viele Entdeckungen."

Museen

Dass Finanzexperte Philipp Hildebrand bei einer Beratungsfirma Hilfe holen muss, um die finanzielle Schieflage des Kunsthauses Zürich in den Griff zu bekommen, wirkt blamabel, findet Philipp Meier in der "NZZ": "Problematisch aber ist die von der Zürcher Kunstgesellschaft angestrebte Lösung: Massnahmen wie höhere Eintrittspreise, die ausgerechnet die Besucher zu spüren bekommen – und damit auch die Steuerzahler und Stimmbürger, die einst für die Erweiterung des Kunsthauses ihr Ja in die Urne gelegt haben. Sein Publikum gewinnt man mit überragenden Ausstellungen. Über Raum und Infrastruktur dafür verfügt das Kunsthaus Zürich. Jetzt muss es liefern."

Film

Der Regisseur Mohammed Rassulof hat Einblick in die kürzliche Flucht aus seinem Heimatland Iran gegeben. "Mir blieb keine andere Wahl", sagte der Filmemacher dem Magazin "Screen International". Am Freitag ist in Cannes die Premiere von Rassulofs neuem Film "The Seed of the Sacred Fig" geplant. Rassulof soll anwesend sein. Der Regisseur wurde im Iran zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt und hat das Land vor wenigen Tagen unerlaubt verlassen. Er sei gerade mitten in den Undercover-Dreharbeiten zu "The Seed of the Sacred Fig" gewesen, als er von dem Urteil erfuhr, sagte Rassulof. Er sei in Berufung gegangen und habe in dieser Zeit den Film fertigstellen können. Nach Ende der Dreharbeiten habe das Berufungsgericht die Strafe bestätigt. "Da wusste ich, dass ich nur sehr wenig Zeit haben würde, bevor sie tatsächlich kommen und mich verhaften würde", sagte Rassulof. "Ich hatte also zwei Stunden Zeit, um zu entscheiden, ob ich bleiben und möglicherweise ins Gefängnis gehen oder fliehen würde, und das habe ich getan. In diesen zwei Stunden beschloss ich, alle meine elektronischen Geräte zu Hause zu lassen und mich an einen sicheren Ort bringen zu lassen, bevor ich die Grenze überquerte und das Land verließ." Rassulof gilt im Land als äußerst kritischer Filmemacher. Trotz langjährigen Berufsverbots schaffte er es immer wieder, Filme zu machen. Er war bereits früher im Iran inhaftiert. Die Postproduktion von "The Seed of the Sacred Fig" habe in Deutschland stattgefunden, sagte Rassulof.