Medienschau

"Jedes Lebenszeitalter hat seinen eigenen Stil"

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Museumsangestellte drohen Vatikan mit Sammelklage, Mona Lisas Standort aufgedeckt, Valie Exports späte Einsichten und Komiker Steve Martin erinnert an Kunstkritiker Peter Schjeldahl: Das ist unsere Presseschau am Montag

Debatte

Kritiker Philipp Meier ist nicht zufrieden mit der Entscheidung des Documenta-Aufsichtsrats, der künstlerischen Leitung keinen Verhaltenskodex mitzugeben und stattdessen eine öffentliche Veranstaltung mit Stellungnahme der Kuratoren zu ihrem Menschenbild abzuhalten. Und er findet in der "NZZ" deutliche (an Verleumdung grenzende) Worte: "Mit diesem Manöver gaukelt die Documenta ein probates Instrument zur Verhinderung von Diskriminierung und Antisemitismus vor. Damit aber ist vor allem ein fauler Kompromiss mit jenen lautstarken Kritikern gefunden, die im Namen der sogenannten Kunstfreiheit Tausende von Unterschriften gegen klare und verbindliche Verpflichtungen gesammelt hatten. Die Verantwortlichen, die Stadt Kassel und das Land Hessen, die die Documenta finanzieren, stehlen sich damit aus ihrer Aufsichtspflicht. Die Documenta läuft im Namen einer falsch verstandenen Kunstfreiheit weiterhin Gefahr, ihre Ausstellungsräume zwielichtigen Aktivisten zur Verfügung zu stellen, die unter ebendiesem Deckmantel der künstlerischen Ausdrucksfreiheit zu Werk gehen können, wie ihnen beliebt." Stefan Trinks hat für die "FAZ" mit Hessens Kulturminister Timon Gremmels über die Zukunft der Kasseler Weltkunstausstellung gesprochen: "Welche Kunst 2027 zur Ausstellung gelangt, entscheidet nicht die Politik", meint der Politiker. "Die Documenta war eigentlich immer für echte Neuerung gut. Ich meine, das darf man auch weiterhin erwarten. Den in der Bundesrepublik weitgefassten Freiraum der Kunst schützt unsere Verfassung, auch aus geschichtlicher Einsicht. Angesichts grassierenden Hasses, vor dem auch die Kunst nicht gefeit ist, sind wir aufgefordert, diesen Freiraum noch klarer zu definieren und seinen Missbrauch zu verhindern. Aber wir dürfen den Freiraum der Kunst dabei nicht einengen, sondern müssen diese historische Errungenschaft unbedingt verteidigen."

Interview

In der "Zeit"-Reihe "Was ich gern früher gewusst hätte" verrät die österreichische Künstlerin Valie Export, was sie erst spät begriffen hat: "Jedes Lebenszeitalter hat seinen eigenen Stil" zum Beispiel. Oder: "Der Partner sollte einem nicht zu ähnlich sein. In der Beziehung mit einer anderen Meinung konfrontiert zu sein, kann lehrreich sein."

Nachruf

Der Komiker, Buchautor und Kunstsammler Steve Martin porträtiert den 2022 verstorbenen Peter Schjeldahl in dem Magazin, in dem der Kunstkritiker gearbeitet hat, dem "New Yorker": "Peters Schreibstil war beispielhaft. Es ist fast zu einfach, eine Perle zu finden: Schlagen Sie einfach eines seiner Bücher mit gesammelten Aufsätzen auf und legen Sie den Finger auf eine beliebige Seite. Das habe ich gerade getan: 'Kippenbergers Nihilismus wehte durch die Welt wie ein kläffender kranker Wind.' Peters Ziel war es, mindestens eine Idee pro Satz zu haben. Seine besten Mentoren, sagte er, kamen von Journalisten, was Sinn macht. Seine Berichte haben eine dringende Qualität. Eilmeldung! "Es gibt einen neuen alten Maler in der Stadt: Hans Holbein der Jüngere ...' Peter schwelgte in seltenen Worten. Er mochte vergessene, aber passende Vokabeln, die sonst im Wörterbuch schlummern. Kleine Überraschungen tauchten in Sätzen auf, als wollten sie sagen: 'Vielleicht möchten Sie lieber diesen Wein probieren?' Sie waren immer perfekt und konnten einen Satz in der Mitte durcheinander bringen, es sei denn, man wollte sie übergehen und sich den Gewinn entgehen lassen."
 

Museen

Fast 50 Angestellte der Vatikanischen Museen drohen "Corriere della Sera" zufolge wegen "unzumutbarer Arbeitsbedingungen" mit einer Sammelklage gegen den Heiligen Stuhl. Die Beschäftigten - unter ihnen Museumswächter, ein Restaurator und ein Angestellter der Buchhandlung - wandten sich in einem Brandbrief an die Staatsverwaltung (Governatorat) des kleinen Kirchenstaates und forderten bessere Arbeitsbedingungen. Die Angestellten hatten die im Vatikan berüchtigte Anwältin Laura Sgrò zuvor eingeschaltet, die den Brief an den spanischen Kardinal Fernando Vérgez Alzaga, Präsident des Governatorats und damit praktisch Regierungschef des Vatikanstaats, übermittelt hat. Dort heißt es: "Hochwürdigste Eminenz, die Arbeitsbedingungen verletzen die Würde und die Gesundheit eines jeden Beschäftigten." Sollten die Regeln für die Arbeit nicht grundlegend geändert werden, wollen sie demnach den Vatikan gemeinsam verklagen. Die Angestellten bemängeln eine aus ihrer Sicht schlechte Bezahlung sowie einen unzureichenden Gesundheitsschutz. Den 49 von insgesamt rund 700 Beschäftigten geht es demnach aber auch um mangelnde Sicherheitsvorkehrungen in den Museen. So würden täglich bis zu 30 000 Besucher hineingelassen, obwohl die maximale Besucherzahl bei 24 000 pro Tag liege. Außerdem führe die geringe Zahl an Gendarmen zu Problemen für die Aufseher, die laut "Corriere della Sera" manchmal von belästigenden Besuchern angegriffen würden. Eine solche Sammelklage wäre eine Premiere in dem von Papst Franziskus regierten Vatikan. Es ist jedoch noch unklar, wie die Klage genau ablaufen würde. Die Beschäftigten sahen jedoch nach eigenen Angaben keinen anderen Weg mehr, als an die Öffentlichkeit zu gehen. Sie sollen bereits in der Vergangenheit versucht haben, eine Einigung mit dem Heiligen Stuhl zu erzielen - ohne Erfolg. Der Frust ist daher offenbar groß: "Der Papst spricht von Rechten, aber wir werden als bloße Ware betrachtet", heißt es in ihrem Schreiben.

Kunstgeschichte

Mit einem interdisziplinären Projekt aus Geologie und Kunstgeschichte haben Forschende den wahrscheinlichen im Bild abgebildeten Standort der Mona Lisa gefunden: "Laut Ann Pizzorusso, einer Geologin und Kunstwissenschaftlerin der Renaissance, sitzt da Vincis Motiv in Lecco, Italien, einer idyllischen Stadt am Comer See", berichtet die "New York Times". "Die Schlussfolgerung, so Pizzorusso, liegt auf der Hand - sie hat es schon vor Jahren herausgefunden, aber ihre Bedeutung nie erkannt. Ich sah die Topografie in der Nähe von Lecco und wusste, dass dies der richtige Ort war', sagte sie. Der unscheinbare Hintergrund weist einige wichtige Merkmale auf: unter anderem eine mittelalterliche Brücke, die von den meisten Gelehrten als Schlüssel zu da Vincis Schauplatz angesehen wird. Doch laut Pizzorusso sind es eher die Form des Sees und der grau-weiße Kalkstein, die Lecco als geistige Heimat des Gemäldes verraten."