April, April
Gestern war der erste April und Monopol berichtete, dass Damien Hirst fünf Jahre jünger ist, als er bislang vorgab zu sein. Das war ein Aprilscherz. Genauso wie der Vorschlag von Gesundheitsminister Lauterbach, Kuratoren in Krankenhäuser einzuladen. Sehr witzig! Hereingefallen ist Simon Strauß von der "FAZ" auf einen Scherz-Artikel von "Nachtkritik", der behauptete, dass Kulturstaatsministerin Claudia Roth die Einrichtung von sieben Cannabis-Clubs in Produktionshäusern der Freien Szene fördere.
Nahostkrieg & Kunst
Ein Plädoyer gegen Boykotte hält Meron Mendel in seinem Gastbeitrag für die "SZ": "Der Kunstbetrieb braucht keine neuen Klauseln und Zensurbehörden", schreibt der israelisch-deutsche Publizist und Direktor der Frankfurter Bildungsstätte Anne Frank. "Wir sollten die Logik des Boykotts und des Gegenboykotts mit mehr Dialog, wenn nötig auch mehr konstruktivem Streit herausfordern. Dafür brauchen wir aber auch eine ehrliche Auseinandersetzung innerhalb der Kunstwelt. Der Schmerz schläft bei den Worten. Können Worte den Schmerz heilen? Wahrscheinlich nicht. Sie können aber vielleicht ein wenig Trost schenken. In diesen dunklen Zeiten ist das gar nicht so wenig."
Die israelische Performance-Künstlerin und Kuratorin Revital Ben-Asher Peretz berichtet in der "FAZ", wie der Krieg mit der Hamas ihr Leben erschüttert hat. Und wie sie damit umgeht: "Sie betreut Künstler aus der vom Massaker betroffenen Region, die in Tel Aviv Zuflucht suchen", schreibt Paula Macedo Weiß in ihrem Bericht. "Dieser Tage wird auch auf ihr Betreiben hin in der Stadt eine Zweigstelle der Galerie des Kibbuz Be’eri eröffnet. Diese Galerie für moderne Kunst ist von der Hamas zerstört worden. Auch die Zweigstelle in Tel Aviv soll ein Ort der Begegnung und der Wiederbelebung der Tradition des Kibbuz sein. Und irgendwann soll es auch in Be’eri wieder eine Galerie geben. Während eines Besuchs von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und dem israelischen Staatspräsidenten Izchak Herzog in dem Kibbuz wurde bekannt, dass Deutschland sieben Millionen Euro für den Wiederaufbau der Galerie nach der Rückkehr der Bewohner zur Verfügung stellt. Diese Geste bedeute für die Künstler in Israel viel, sagt Peretz. Man wisse um die wachsenden Auseinandersetzungen, die es auch in Deutschland mit Blick auf die Unterstützung für Israel gebe."
Institutionen
Victor Sattler besucht für die "Zeit" die Artothek, einem Bereich der Zentral- und Landesbibliothek Berlin, wo Berliner sich Kunstwerke statt Bücher für zu Hause ausleihen können. "In den denkmalgeschützten Räumlichkeiten nahe dem Halleschen Tor lagert der gesamte Bestand: knapp 2.000 Werke, nach Größe sortiert, darunter Gemälde, Grafiken und Fotos, alle in silbernen Rahmen. Viele stammen von Berliner Künstlern aus dem 20. Jahrhundert, derweil sind die Neuanschaffungen zunehmend international und zeitgenössisch. Jedes Jahr kommt etwa ein Dutzend Werke hinzu." Zum Bestand gehören Arbeiten von A. R. Penck, Niki de Saint Phalle, Roy Lichtenstein oder Norbert Bisky. Ein Problem: Manche Nutzer - "Bilderhorter" - wollen Werke gar nicht mehr hergeben.
Die "Märkische Allgemeine" berichtet, dass in dem Potsdamer Kunsthaus Das Minsk sei nicht viel los sei. An einem Abend sei auf dem Eintrittskarten-Scanner in den Händen einer Aufsichtskraft kurz vor 19 Uhr zu sehen gewesen, dass an diesem Werktag nur 30 Besucher die Ausstellung "Soft Power" besucht hätten. Inzwischen hat die Leitung des Hauses, das von der Hasso Plattner Foundation betrieben wird, widersprochen: "Das Haus etabliert sich mehr und mehr".
Malerei
Die Empörung über ein Gemälde, das im Rahmen einer Ausstellung in Modena (Italien) ausgestellt war und Jesus beim Oralsex darzustellen scheint, mündete letzte Woche in Gewalt, berichtet "ArtNews". Ein Mann habe die Leinwand zerschlagen und dem Künstler einen Schlag gegen den Hals versetzt. "Das Werk des Künstlers Andrea Saltini wurde in einer Ausstellung in der Nähe einer entweihten Kirche gezeigt. Gläubige hielten die Ausstellung für 'gotteslästerlich', und eine Petition, in der die vorzeitige Schließung der Ausstellung gefordert wird, hat mehr als 30.000 Unterschriften erhalten. Die Feindseligkeiten spitzten sich am Donnerstag zu, als eine maskierte Person die Ausstellung im Museo Diocesano, der ehemaligen Kirche Sant'Ignazio in Carpi, besuchte und das Bild zerschnitt, bevor sie es mit schwarzer Farbe besprühte."
Der Schriftsteller und einstige Popliterat Eckhart Nickel ("Spitzweg") hat einen eher skeptischen Blick auf die Zukunft. Trost verschafft ihm die Malerei, sagt er im Interview mit Sandra Kegel in der "FAZ": "Für meine Seelenruhe versenke ich mich gern in das Triptychon 'Werden – Sein – Vergehen' des Malers Segantini. Ein Monument, das versöhnlich stimmt: Alles, was in der Zukunft geschieht, ist Resultat unserer Gegenwart, die wiederum auf Vergangenheit fußt. Alles, was wir tun, hinterlässt Spuren, jede Handlung setzt Dinge in Bewegung. Apokalypse aber war für uns tatsächlich 'now'. Mit der Angst vor dem sauren Regen, Waldsterben, Atomkraft."