Antisemitismusdebatte
Nach der Berlinale-Preisverleihung ist die Debatte über Antisemitismus und Kunstfreiheit erneut entfacht. Aber ist Kultur nicht gerade dafür da, Diskurse anzustoßen und zu provozieren? In der Sendung "Wortwechsel" des Deutschlandfunk Kultur diskutiert Moderatorin Birgit Kolkmann mit Meron Mendel, Direktor der Bildungsstätte Anne Frank, Reinhard Naumann, religionspolitischer Sprecher der SPD-Fraktion im Abgeordnetenhaus von Berlin, und Monopol-Chefredakteurin Elke Buhr.
"In Deutschland sollte es in Ordnung sein, Israel zu kritisieren, ohne als antisemitisch bezeichnet zu werden", schreibt Hanno Hauenstein in "Haaretz" in seinem Kommentar zum angeblichen Berlinale-Eklat: "Wenn Deutschland seinen Ruf als Land, das aus seiner dunklen Vergangenheit gelernt hat, nicht weiter schmälern will, muss es seine Voreingenommenheit gegenüber Palästinensern und linken Israelis aufgeben und sich intensiv mit der Frage auseinandersetzen, wie historische Verantwortung im Jahr 2024 aussehen könnte."
Im Leitartikel der März-Ausgabe der vom Deutschen Kulturrat herausgegebenen Publikation "Politik & Kultur" befasst sich Mirjam Wenzel, Direktorin des Jüdischen Museums Frankfurt, mit Antisemitismus, insbesondere dem derzeit dominierenden israelbezogenen Antisemitismus im deutschen Kultur- und Wissenschaftsbetrieb. Sie geht auf Bedrohungen bis zu tätlichen Angriffen, denen Jüdinnen und Juden in Kunsthochschulen, Universitäten sowie Kunst- und Kultureinrichtungen ausgesetzt sind, ein und ordnet diese in die Geschichte und Erscheinungsformen des Antisemitismus in Deutschland ein. "Angesichts des gestiegenen Antisemitismus und der Überforderung vieler Leitungen von Kultur- und Wissenschaftseinrichtungen mit der Aufgabe, den Entwicklungen Einhalt zu gebieten, sind Fortbildungs- und Beratungsmaßnahmen zur Sensibilisierung gegen Antisemitismus in seinen verschiedenen Erscheinungsformen sinnvoll."
Museen
Bernhard Schulz ärgert sich im "Tagesspiegel" über den Andrang bei der Caspar-David-Friedrich-Schau in der Hamburger Kunsthalle. Und endet doch versöhnlich: "Am Ende soll niemand enttäuscht werden, der womöglich weither angereist kam, um diese für mindestens eine Generation unwiederholbare Ausstellung gesehen zu haben. Denn das allein rechtfertigt Aufwand und Gedränge: dass so viele Menschen mit etwas in Kontakt kommen, das sie berührt und im Gedächtnis haften bleibt. Ausgerechnet Friedrich, wie seltsam. Jetzt müsste man allein vor seinen Bildern stehen können." Für die nur noch vier Wochen laufende Jubiläumsschau "Caspar David Friedrich. Kunst für eine neue Zeit" gibt es allerdings keine Tickets mehr. Bis einschließlich 1. April werden Schätzungen zufolge mehr als 300 000 Menschen die Ausstellung besucht haben.
Spanien steht offenbar noch ganz am Anfang, was einen postkolonialen Blick in die Museen angeht. "Manchmal reicht eine Ankündigung, die wenig mehr als ein lautes Nachdenken ist, um eine hitzige nationale Debatte auszulösen", berichtet Reiner Wandler in der "taz". "Er wolle die 16 Museen, die direkt seinem Ministerium unterstehen, 'dekolonisieren', erklärte der spanische Kulturminister Ernest Urtasun in einer Kommissionssitzung im spanischen Parlament." Das habe Ultrarechte zu dem überraschenden Einwand gebracht, dass Spanien gar keine Kolonien gehabt habe. Das behauptet etwa eine Abgeordnete der größten konservativen Oppositionspartei, der Partido Popular (PP). "Spanien, das vom 15. bis zum 20. Jahrhundert große Teile von Süd-, Mittel- und Nordamerika sein eigen nannte, hat für die Rechte eine zivilisatorische Funktion übernommen. Das, was Urtasun Kolonien nennt, seien schließlich 'Vizekönigreiche' gewesen, dem Mutterland gleichgestellt."
Zeitgeist und Ewigkeit
Ausgehend von dem Hype um Caspar David Friedrich und um - was für eine Kombination! - Taylor Swift plaudern Nina Pauer und Ijoma Mangold im "Zeit"-Podcast "Die sogenannte Gegenwart" über Strategien, unsterblich zu werden: "der ewigen menschlichen Sehnsucht danach, dem Tod seinen Stachel zu ziehen: von der Antike mit seiner Ruhmessucht, dem Christentum mit Himmel, Hölle und Fegefeuer, Shakespeares romantischer Liebe und all den heutigen Ideen, ewiges Leben zu erlangen. Sei es nun durch größenwahnsinnige Missionen einzelner reicher Männer, die ihren Körper durch K.I. verjüngen wollen, sich einfrieren lassen und ihr Bewusstsein auf Chips speichern oder eben durch die konventionellere Lösung: einfach Kinder in die Welt setzen, dann überlebt immerhin der eigene Genpool." Und nicht zu vergessen: unsterbliche Kunst machen.
Drei Jahrzehnte nach dem ersten Vorsingen haben sich die Spice Girls bei ihren Fans bedankt. "Heute ist der 30. Jahrestag des allerersten Spice-Girls-Vorsingens! Was 1994 begonnen hat, ist zu einer unglaublichen Reise geworden, die weit über das hinausgeht, was wir uns jemals hätten vorstellen können", hieß es auf dem Instagramkanal der Band am Montag. "Danke an unsere Fans für Eure Unterstützung seit dem ersten Tag." Veröffentlicht wurden dazu auch ein Video mit alten Aufnahmen der Frauen und die Zeile #FriendshipNeverEnds - ein Zitat aus ihrem Lied "Wannabe", das die Band 1996 bekannt gemacht hatte. Der Song erreichte in vielen Ländern die Spitze der Charts. Begonnen hatte die Bandgeschichte aber schon früher. Am 4. März 1994 waren etwa 600 junge Frauen einer Anzeige für ein Vorsingen in den Londoner Danceworks-Studios gefolgt. Drei der Musikerinnen wurden damals schon für die Band ausgesucht - es waren Victoria Adams (heute Beckham), Melanie Brown und Geri Halliwell. Melanie Chisholm und Emma Bunton kamen dann über Umwege dazu.
Architektur
Architektenkammer warnt vor zu schnellem Abriss: Alte Gebäude werden nach Ansicht der Präsidentin der Bayerischen Architektenkammer, Lydia Haack, zu schnell abgerissen. "Für Investoren ist es oft günstiger, neu zu bauen, als den Bestand zu erhalten. Aber das liegt nur daran, dass die Umweltfolgekosten ausgeblendet werden", sagte Haack der "Abendzeitung". Beim Abriss eines Hauses werde der Wert der Substanz vernichtet und Kohlendioxid freigesetzt - und beim Bauen gleich noch mal. "Langfristig kommt uns das viel teurer, als den Bestand zu erhalten", gab die Kammerpräsidentin zu bedenken, die deshalb auch die entsprechenden Gesetze nicht mehr für zeitgemäß hält.
Film
Die Familie von Ana Mendieta ist besorgt über die Darstellung des Lebens der kubanischen Künstlerin in einem Biopic der Amazon MGM Studios mit America Ferrera in der Hauptrolle. Laut "New York Times" dürfen Autoren und Filmemacher "rechtlich gesehen keine Reproduktionen des Werks der Künstlerin ohne die Genehmigung ihres Nachlasses verwenden. Vor ein paar Jahren machte der Nachlass von Ana Mendieta Schlagzeilen, weil er Amazon Studios verklagte, weil der Regisseur Luca Guadagnino die Bilder der Künstlerin in seinem Horrorfilm-Remake 'Suspiria' verwendet hatte. (Amazon hat die Klage beigelegt.)". Aber was die Story angehe, gebe es keine Verpflichtung seitens der Filmemacher, die Erlaubnis eines Nachlasses einzuholen. Das Problem für die Familie besteht nun vor allem darin, dass der tragische Sturz der Künstlerin aus dem Fenster ihrer Wohnung im Jahr 1985 zu sehr in den Mittelpunkt gerückt wird und nicht ihr Werk: "Wir sind nicht nur gezwungen, ihren Tod immer und immer wieder zu erleben, sondern haben auch kein Mitspracherecht, wie sie dargestellt wird", sagt die Nichte der Künstlerin, Raquel Cecilia Mendieta.
Das Science-Fiction-Epos "Dune: Part Two" ist der erfolgreichste Kinostart im bisherigen Jahr. Am ersten Wochenende haben in Deutschland über 608 000 Menschen den Film gesehen, wie das Marktforschungsunternehmen Media Control in Kooperation mit dem Analyst Comscore am Montag mitteilte. In Nordamerika hat der Blockbuster Berichten zufolge 81,5 Millionen US-Dollar (78,5 Millionen Euro) an den Kinokassen eingespielt. Wie der "Hollywood Reporter" schrieb, schaffte es die Fortsetzung, das Ergebnis des ersten Teils zu verdoppeln. Laut "Variety" ist es der erfolgreichste Kinostart seit Taylor Swifts "The Eras Tour". Weltweit brachte der Film 178,5 Millionen Dollar (164,6 Euro) ein, davon laut "Hollywood Reporter" 8,4 Millionen Dollar (7,7 Millionen Euro) in Deutschland. Der zweite Teil von "Dune" kam am vergangenen Donnerstag in die deutschen Kinos. Der erste bildgewaltige Film von Regisseur Denis Villeneuve (2021) war ein großer Erfolg an den Kinokassen. Laut dem Branchenportal "Box Office Mojo" spielte "Dune", der mit einem Budget von rund 150 Millionen Euro gedreht wurde, weltweit mehr als 400 Millionen Euro ein. Der Stoff basiert auf einer Romanreihe von Frank Herbert. Im Mittelpunkt der Geschichte steht der Wüstenplanet Arrakis. Nur dort gibt es eine besondere, wertvolle Substanz - weswegen der Planet von anderen Mächten der Galaxie ausgebeutet und seine Bewohner unterdrückt werden. Villeneuve versammelte für seine Verfilmung viele Stars, darunter Timothée Chalamet, Zendaya, Florence Pugh und Austin Butler. "Dune: Part Two" war am ersten Wochenende zum Beispiel erfolgreicher als "Oppenheimer" (rund 502 600 Besucherinnen und Besucher) im vergangenen Juli - den Kino-Hit "Barbie" konnte der Blockbuster aber knapp nicht einholen (rund 619 000). Das Kino-Startwochenende umfasst die Zahlen Donnerstag bis Sonntag.