Medienschau

"Eine der deprimierendsten Zeiten"

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"Strike Germany" trifft Portikus, Galerie Alexander and Bonin schließt und zwei Podcast-Empfehlungen: Das ist unsere Presseschau am Montag

Nahostkrieg und Antisemitismus-Debatte

Die zur Städelschule gehörende Kunsthalle Portikus in Frankfurt am Main hatte einige Tage geschlossen, weil die Videokünstlerin Maryam Tafakory ihr Screening in der aktuellen Gruppenausstellung abgesagt hatte. Sie wolle derzeit nicht in Deutschland ausstellen. "Tafakory hatte am 19. Januar auf ihrem Instagram-Kanal bekannt gegeben, sie sei der Initiative 'Strike Germany' beigetreten", berichtet die "FAZ" in ihrem Lokalteil. "Um diese Entscheidung der Künstlerin zu 'würdigen', bleibe die Ausstellungshalle geschlossen." "Strike Germany" ruft zu einem Boykott von Veranstaltungen deutscher Kultureinrichtungen auf. Die Initiative, die auch von der französischen Literaturnobelpreisträgerin Annie Ernaux und der US-Philosophin Judith Butler unterstützt wird, kritisiert Deutschlands Israel-Politik und der Umgang mit israelkritischen Äußerungen und Demonstrationen in Deutschland.

Das anfängliche Schweigen vieler Menschen der deutschen Kulturszene zum Angriff der Hamas auf Israel hat den Filmproduzenten Martin Moszkowicz sehr empört. "Es war eine der deprimierendsten Zeiten, die ich persönlich mitgemacht habe, erst der Angriff der Hamas und alles, was danach kam", sagte der scheidende Vorstandsvorsitzende der Film- und Fernsehproduktionsfirma Constantin Film München der "Süddeutschen Zeitung". "Dann hat mich aber wahnsinnig geärgert und überrascht, dass es so gut wie keine Reaktion der deutschen Kulturszene gab - und schließlich erst mit einigen Wochen Verspätung." Die Film- und Fernsehwelt sei ansonsten schnell dabei, sich zu äußern, wenn auf der Welt Unrecht geschehe. "Ich hätte mir klarere, deutlichere Worte gewünscht, auch gegen den wachsenden Antisemitismus im Land", sagte der 65-Jährige. Moszkowicz Vater war Jude, der das Konzentrationslager Auschwitz überlebte. Er selbst erhalte seit vielen Jahren Hass-E-Mails. "Wenn Sie dieses Interview rausbringen, kann ich absolut sicher sein, dass ich in der nächsten Woche ekelhafte Nachrichten bekomme." Er habe aber keine Angst und bleibe Optimist. "Ich versuche, es nicht zu nahe kommen zu lassen." 

Kunstmarkt

Die  New Yorker Galerie Alexander and Bonin schließt nach 28 Jahren, berichtet "Artnews". Die Galerie habe zum Ende des Jahres 2023 ihren Betrieb eingestellt, acht Monate nach dem Tod von Ted Bonin, der die Galerie gemeinsam mit Carolyn Alexander gegründet hatte. Bonin wurde 65 Jahre alt. "Ich bin seit fast 60 Jahren in der Kunstwelt tätig, zuerst mit Marborough London in den 60er-Jahren, dann in Partnerschaft mit Brooke Alexander und schließlich in Partnerschaft mit Ted Bonin", schreibt Carolyn Alexander in einer E-Mail an "Artnews. "Sein Tod im vergangenen April hat mich tief getroffen und ich bin zu dem Schluss gekommen, dass es an der Zeit war, mich zurückzuziehen."

Podcasts

Die zweite Folge des Podcasts der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden ist veröffentlicht. Diesmal sind im "Klub Koralle" Florian Illies und Holger Birkholz zu Gast und sprechen mit Holger Liebs über Caspar David Friedrich. Der Autor, Kunsthistoriker und Monopol-Gründer Illies hat sich intensiv mit dem Leben von Friedrich auseinandergesetzt. In seinem Buch "Zauber der Stille" erzählt er von der Wiederentdeckung Caspar David Friedrichs - und hat damit großen Erfolg. Das Werk ist inzwischen in der zwölften Woche auf Platz eins der "Spiegel"-Bestsellerliste für Sachbücher. Illies nennt den zeitweise fast vergessenen Friedrich einen "Zufrühgekommenen", der nur von wenigen verstanden und beispielsweise von Goethe abgelehnt worden sei, aber heute als "Maler der Stunde" gelte. Holger Birkholz ist Ko-Kurator derAusstellung "Caspar David Friedrich: Wo alles begann" im Dresdner Albertinum (24. August bis 5. Januar 2025) und im Kupferstich-Kabinett (bis 17. November 2024). Er spricht davon, dass "tiefe Trauer" in den Bildern Friedrichs für die Betrachtenden immer eine Herausforderung gewesen sei. Seine Modernität sei seine Zerrissenheit. 

Mit einer Podcastreihe will das Berliner Ensemble einen neuen Blick auf seine Inszenierungen werfen. Gastgeberin und Autorin Marion Brasch moderiert die neunteilige Staffel von "Wie war's?", die am kommenden Dienstag (23. Januar) startet, wie das Berliner Ensemble mitteilte. Brasch ("Ab jetzt ist Ruhe") besuche für jede Folge mit wechselnden Gästen eine Inszenierung und spreche mit ihnen darüber. Mit dabei sind etwa der Musiker Axel Bosse, Satiriker und Comedy-Autor El Hotzo oder die Journalisten Anne Will und Thilo Mischke. An dem Gespräch beteilige sich zudem auch immer jemand aus dem Team der jeweiligen Inszenierung, etwa Schauspieler Matthias Brandt. "Wir möchten das Gespräch mit unserem Publikum über die Inszenierungen auf unserer Bühne suchen und sie mit gegenwärtigen Lebensrealitäten konfrontieren, die individuell sind und unterschiedlicher nicht sein können", sagte Intendant Oliver Reese. Die Gäste im Podcast hätten einen anderen, frischen Blick aufs Theater. Jeden Dienstag erscheine eine neue Folge bei den gängigen Streaming-Plattformen.

Film

US-Sänger und Schauspieler Jafaar Jackson), Hauptdarsteller in dem geplanten Biopic "Michael", hat das erste Foto von dem Film über Popstar Michael Jackson veröffentlicht. Der Neffe des 2009 gestorbenen Sängers, Sohn von Musiker Jermaine Jackson, postete das Schwarz-Weiß-Foto auf Instagram mit einem Hinweis auf den bevorstehenden Drehstart, dass "die Reise" am Montag beginnen werde.  Das Foto zeigt Jaafar Jackson auf Zehenspitzen bei einem Tanzschritt, seitlich im Umriss, in einem lichtdurchfluteten Raum. Er hat einen schwarzen Hut auf, ähnlich dem Fedora-Hut, den Michael Jackson 1984 während seiner Victory-Tour trug. Die Studios Lionsgate und Universal Pictures hatten kürzlich bekannt gegeben, dass "Michael" im April 2025 weltweit in die Kinos kommen soll. Regie führt Antoine Fuqua (58, "Training Day", "The Equalizer"), das Drehbuch stammt von Autor John Logan ("Gladiator", "James Bond 007: Spectre"). Der britische Produzent Graham King ("Bohemian Rhapsody") und die Familie des Sängers sind bei dem Projekt mit an Bord. Lionsgate zufolge soll der Film das gesamte Leben von Jackson beleuchten. Durch Hits wie "Billie Jean", "Beat It" und "Thriller" zählte er zu den bekanntesten Sängern der Welt. Sein exzentrischer Lebensstil und Missbrauchsvorwürfe kratzten später an seinem Image. Der Popstar, der mit seinen Geschwistern schon als Kind auf der Bühne stand, war 2009 im Alter von 50 Jahren gestorben.