Medienschau

"Die Kunst ist tot"

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Streit um die Berliner Antidiskriminierungsklausel, zwei israelische Künstlerinnen im Gespräch und die Symbole der Bauernproteste: Das ist unsere Presseschau am Montag

Antisemitismus-Debatte

Der Berliner Senat will Kulturförderung künftig an ein Bekenntnis gegen Antisemitismus nach der umstrittenen IHRA-Definition knüpfen. Dagegen protestieren Künstlerinnen und Künstler in einem offenen Brief, der inzwischen wieder offline ist. Sonja Zekris "SZ"-Artikel ragt in der Diskussion um die Antidiskriminierungsklausel heraus, da sie vielfältige Stimmen zum Thema gesammelt hat. Zekri fragt sich, ob nicht ein Präzendenzfall geschaffen wird, den man auch für weniger noble Absichten benutzen kann: "Dass der Kampf gegen Diskriminierung und Antisemitismus zur Abschaffung der Kunstfreiheit und einer Schädigung der freien Gesellschaft führen könnte, das klang bis vor Kurzem nach einem wilden Traum der AfD." Etwas konfus hin und her geht es hingegen bei Dirk Peitz in seinem langen "Zeit"-Artikel. "Preisauslober, Jurys und Museen zeigen sich überfordert dabei, mit einem Problem umzugehen, mit dessen Lösung sie aber als deutsche Kulturinstitutionen nun wirklich nicht betraut sind, auch nicht nach dem 7. Oktober 2023: dem Nahostkonflikt und den allerhand Meinungen dazu", schreibt der Kulturressortleiter von "Zeit Online". "Man mag sich jedoch fragen, warum so viele Künstler einen Bekenntniszwang empfinden zu scheinen, wenn es um die Verurteilung von Israel geht und die Solidarisierung mit Palästinensern." Außerdem kommentiert "Der Tagesspiegel", die "Berliner Zeitung" und die "Welt" das Vorhaben.

Mirna Funk hat für die "Welt" mit zwei israelischen Künstlerinnen über Anfeindungen aus der Kunstszene gesprochen - und von der Angst vieler Aussteller, mit Israelis zu arbeiten. "Mir ist es bei einer Ausstellung in Deutschland passiert", erzählt Zoya Cherkassy-Nnadi (hier im Monopol-Interview). "Ich habe an einem Projekt einer israelischen Künstlergruppe teilgenommen. Die Galerie sollte einen offenen Brief unterschreiben, der Israel verurteilte. Die Kuratorin fühlte sich unwohl damit. Also schrieb sie uns einen Brief. Die Institution verlangte es." Ihre Antwort auf die Zukunft ihres Metiers: "Die Kunst ist tot".

Bildanalyse

Simon Strauss schaut sich in der "FAZ" einmal die martialische Symbolsprache der Bauernproteste an, unter anderem Galgen und Stiefel. "Sie rütteln nicht auf, sondern schrecken ab. Denn das Bild von Stiefeln, die mit der Spitze nach unten im Wind schaukeln, kennt man aus Filmen. Es erinnert an Aufnahmen von Gehängten, etwa von Deserteuren, deren tote Körper zur Abschreckung ausgestellt wurden, meist mit einem Schild um den Hals, der ihr Verbrechen auswies. In Filmen werden mitunter nur ihre Füße gezeigt, das reicht als ikonographischer Verweis auf den martialischen Akt schon aus." Über die Rückkehr der Gummistiefel in den Medienbildern und in der Mode schreibt auch Leonie Wessel in Monopol

Film

Die deutsche Schauspielerin Sandra Hüller hat in den USA einen weiteren Kritikerpreis erhalten und damit ihre Chancen im laufenden Trophäen-Wettbewerb ausgebaut. Der US-Verband National Society of Film Critics (NSFC), dem rund 60 namhafte Filmkritiker angehören, gab die Auswahl der Gewinner am Samstag auf X bekannt. Hüller (45) wurde für ihre Rollen in "Anatomie eines Falls" und "The Zone of Interest" zur besten Schauspielerin gewählt. Sie lag stimmenmäßig vor Emma Stone ("Poor Things") und Lily Gladstone ("Killers of the Flower Moon"). Im Dezember hatte bereits der Filmkritiker-Verband LAFCA (Los Angeles Film Critics Association) Hüller ausgezeichnet. Die Deutsche ist auch bei den Golden Globes im Rennen, die in der Nacht zum Montag in Beverly Hills vergeben werden. Den NSFC-Preis als "Bester Film" gewann die Romanze "Past Lives", das Spielfilmdebüt der südkoreanisch-kanadischen Filmemacherin Celine Song. In dieser Sparte folgte als Runner-Up das Drama "The Zone of Interest" und an dritter Stelle "Oppenheimer". Der irische Schauspieler Andrew Scott setzte sich mit seiner Hauptrolle in "All of US Strangers" gegen die Konkurrenz durch. Der Regie-Preis ging an den Briten Jonathan Glazer für "The Zone of Interest". Hüller spielt darin die Ehefrau des KZ-Kommandanten Rudolf Höß (Christian Friedel), der mit seiner Familie direkt am Konzentrationslager Auschwitz ein luxuriöses Haus bewohnt. In der Sparte "nicht-englischsprachiger Film" holte die finnische Tragikomödie "Fallende Blätter" von Aki Kaurismäki die meisten Stimmen, gefolgt von "The Zone of Interest" und "Anatomie eines Falls". Der Verband National Society of Film Critics spricht die Ehrungen seit 1966 aus. In den vergangenen Jahren stimmten die Juroren unter anderem für Filme wie "Moonlight", "Parasite" und "Nomadland", die später auch den Spitzen-Oscar als "Bester Film" gewannen.

"Oppenheimer" ist der große Abräumer bei den Golden Globes - auch Hauptdarsteller Cillian Murphy hat eine Trophäe gewonnen. Seine Dankesrede begann der 47-Jährige mit einer besonderen Frage. "Oh Mann. Nun die erste Frage: Habe ich Lippenstift auf der Nase?", scherzte der Ire auf der Bühne. Seine Frau, die Künstlerin Yvonne McGuinness, hatte ihm zuvor einen Kuss gegeben, nachdem Murphy als Gewinner bekanntgegeben worden war. "Ich werde es einfach so lassen", sagte Murphy in Bezug auf seine Nase - die wohl vom Lippenstift noch etwas rötlich aussah. 


Leute

Elon Musk nimmt offenbar regelmäßig Drogen. Im "Wall Street Journal" berichten Zeugen, dass der Unternehmer im großen Stil Ketamin, Magic Mushrooms, Kokain und Acid konsumiert, unter anderem bei einer Party zur Art Basel/Miami Beach: Im Jahr 2021 sollen Musk und sein Bruder Kimbal dort zusammen mit dem ehemaligen Tesla-Vorstandsmitglied Steve Jurvetson Ketamin zur Entspannung konsumiert haben.

Die US-Schauspielerin und Sängerin Halle Bailey ("Arielle, die Meerjungfrau") hat die Geburt ihres ersten Kindes bekannt gegeben. Das Großartigste, was das Jahr 2023 ihr gebracht habe, sei ihr kleiner Sohn, schrieb die 23-Jährige am Samstag auf Instagram. "Willkommen auf der Welt, mein Heiligenschein", setzte sie dazu. Bailey postete ein Foto von einem Babyhändchen mit einem Namensarmband und der Aufschrift Halo (auf Deutsch Heiligenschein). Baileys Partner ist der US-Rapper DDG. Der 26-jährige Musiker verlinkte auf Instagram ein ähnliches Foto. Baby Halo sei mit Abstand der "größte Segen". Er sei noch nie so verliebt gewesen, schrieb er dazu. Den genauen Geburtstermin des Jungen gab das Paar nicht bekannt.