Ein letztes Hintertürchen hält er sich noch offen: Eike Schmidt. Nachdem der Neu-Italiener – Ende November nahm er die Staatsbürgerschaft seines Gastlandes an – den Posten an den Spitze der Florentiner Uffizien nach acht Jahren regelkonform hatte abgeben müssen, wurde er im fliegenden Wechsel zum Direktor des Capodimonte in Neapel – offiziell Museo e Gallerie Nazionali di Capodimonte – ernannt, als Nachfolger des Franzosen Sylvain Bellenger.
Das hatten die Auguren längst schon vorausgesehen. Schmidts beständiges Flirten mit der Kandidatur als Bürgermeister von Florenz ist damit erledigt. Oder doch nicht? Immerhin gab Schmidt preis, sich in den vergangenen Wochen mit Florentiner Bürgern unterhalten zu haben, die ihn auf der Straße erkannt und darauf angesprochen hatten, was sie sich von einem künftigen Stadtoberhaupt erwarten.
Schmidt pflegt zu Fuß seinen beiden Häusern zuzustreben, den Uffizien und auf der anderen Seite des Arno dem Palazzo Pitti, und so dürfte seine markante Erscheinung den Florentinern geläufig sein. Der Autor dieser Zeilen kann das nur bestätigen, der ihn einmal von der Straße weg zu einem Interview hat überreden können, das dann anderentags um acht Uhr früh in seinem wundervoll antiquierten Büro im Palazzo Pitti stattfand. In Neapel erwartet ihn ein ähnlich traditionsreiches Haus. Womöglich sind größere Reformen zu erwarten. Die Präsentation der Sammlung des Museums kann in der Tat eine deutliche Modernisierung vertragen, auch könnte die Zusammenarbeit mit dem anderen musealen Schwergewicht der Stadt, dem Archäologischen Nationalmuseum (MANN), intensiviert werden.
Simone Verde wird neuer Uffizien-Chef
Auf der Dreierliste der Kandidaten, die Kulturminister Gennaro Sangiuliano zur endgültigen Entscheidung vorlag, standen auch Marco Pierini, zuvor Leiter der Nationalgalerie Umbriens und des Polo Museale in Perugia, sowie Cecilie Hollberg, die Direktorin der Galerie der Akademie in Florenz. Ihre Amtszeit endet erst im kommenden Juni, und über ihre Zukunftspläne ist derzeit nichts bekannt.
Auffällig ist, dass abgesehen von Schmidt keiner der vor vier Jahren neu berufenen oder in ihrem Amt bestätigten ausländischen Direktoren erneut zum Zuge gekommen ist. So wurde zum neuen Direktor der Uffizien Simone Verde berufen, der bislang den Palazzo Pilotta in Parma geleitet hat, den weitläufigen und nie ganz vollendeten Palastkomplex der Farnese.
Darin befindet sich unter anderem das Antikenmuseum, aber auch das riesige Teatro Farnese, benannt nach dem Herrschergeschlecht, nach dessen Aussterben die hochbedeutende Kunstsammlung nach Neapel verbracht wurde. Verde hat an der Pariser École des Hautes Études en Sciences Sociales studiert und arbeitete unter anderem als Leiter der Publikationsabteilung am Louvre Abu Dhabi.
Weitere Berufungen
Ferner wurde Renata Cristina Mazzantini an die Spitze der Nationalgalerie moderner und zeitgenössischer Kunst in Rom berufen. Mazzantini leitete bislang das Projekt "Quirinale Contemporaneo", das jeweils 100 zeitgenössische Kunstwerke und Designobjekte im Quirinalspalast, dem Amtssitz des italienischen Staatspräsidenten, ausstellt und teilweise auch besichtigt werden kann.
Das Mailänder Kunstmuseum Brera wird künftig von Angelo Crespi geleitet. Bisher amtierte er als Präsident des Museo Arte Gallarate (MAGA) in der gleichnamigen Stadt nördlich von Mailand, einer aus den Einreichungen zum nationalen Kunstpreis "Premio Gallarate" hervorgegangenen Sammlung zeitgenössischer Kunst. Crespi folgt auf den auch schon in Deutschland als Direktor des Frankfurter Museums für angewandte Kunst tätigen James Bradburne. Der in Toronto geborene Brite war nach neun Jahren als Chef des Ausstellungshauses Palazzo Strozzi in Florenz seit 2015 in Mailand tätig und hat mit 68 Jahren die in Italien für Spitzenpositionen geltende Altersgrenze nahezu erreicht.
Eike Schmidt hingegen ist erst 55 und könnte, wenn er denn will, seine Laufbahn in Neapel beschließen.