Sollten Terrorbilder verboten werden? Braucht Berlin mehr Hochhäuser? Wie hielt es Georg Kolbe mit dem NS-Regime? Das ist unsere Presseschau am Montag
Nahostkrieg und Antisemitismus-Debatte
Niklas Maak bescheinigt der Kunstwelt in der "FAZ", vom Gazakrieg völlig überfordert zu sein – und geht dabei nochmal auf die Absage der Ausstellung von Candice Breitz im Saarlandmuseum ein: "Dass aber eine Ausstellung über Prostitution in Südafrika abgesagt wird, weil die Künstlerin trotz ihrer eindeutigen Verurteilung der Hamas unterstellt wird, sich nicht von der Hamas zu distanzieren, zeigt, wie sehr auf allen Seiten die Fähigkeit zur Differenzierung abhandengekommen ist. Dazu gehört auch das Phänomen, dass Kunst von Palästinensern oft automatisch als antijüdische Kunst wahrgenommen wird. Dass das so ist, ist auch ein Versagen der letzten Documenta, die den Künstlern keinen Raum gab, die sich auf beiden Seiten für Versöhnung zwischen Israelis und Palästinensern einsetzen."
"Ich habe kürzlich einen offenen Brief unterschrieben, der einen Waffenstillstand in Gaza fordert", erzählt der südafrikanische Künstler William Kentridge im Interview mit Katharina Rustler im "Standard". "Sofort wurde ich von unterschiedlichen Seiten als selbsthassender Jude sowie als Antisemit angegriffen. Sobald eine Meinung zu deiner Person gefasst wurde, wird sie vehement verteidigt. Und je stärker sie verteidigt wird, desto weniger ist Platz für das Verständnis von Komplexitäten und Widersprüchlichkeiten in der Welt." Und er fordert: "Man muss alle widersprüchlichen Positionen ertragen, um Gerechtigkeit zu erlangen."
Der Kunsthistoriker Horst Bredekamp, der ich intensiv mit der Gewaltdarstellungen als Propagandamittel auseinandergesetzt hat, fordert in der "SZ" angesichts der strategischen Gebrauchs drastischer Bilder durch Islamisten ein Bilderverbot: "Es gibt keine Gegenwehr außer dem Gebot, das Ansehen der Bilder des Terrors unter Strafe zu stellen. Im Fall von Kinderpornografie ist dies der Fall. Umso mehr muss dies für Morde, Vergewaltigungen und Geiselnahmen gelten, deren Zweck darin liegt, gesehen zu werden. Das Ansehen dieser Bilder ist Komplizenschaft. Der Konflikt zwischen Recht auf Information und betrachtender Teilnahme an Verbrechen ist in diesem äußersten Fall nicht mehr gegeben."
Die Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora freut sich über einen Spendenaufruf von Moderator Jan Böhmermann und Musiker Olli Schulz. "Dafür ganz herzlichen Dank an die beiden und an alle Spender:innen!", schrieb die Weimarer Stiftung in der Nacht zum Montag auf der Plattform X. Böhmermann und Schulz hatten in ihrem gemeinsamen Podcast die Stiftung als eine Einrichtung genannt, die vom Erlös aus ihrer jährlichen Spendenaktion "Fest und Flauschig Weihnachtszirkus"profitieren sollen. Im Podcast lobte Böhmermann ("ZDF Magazin Royale") die Arbeit der Gedenkstätten. Sie leisteten viel Bildungsarbeit und klärten die Leute auf darüber, was dort passiert sei. "Und sorgen hoffentlich dafür, dass sowas nicht wieder passiert", so Böhmermann. Der "Weihnachtszirkus" soll am 16. Dezember im Berliner Naturkundemuseum stattfinden. Das ehemalige Konzentrationslager und heutige Gedenkstätte Buchenwald liegt nahe Weimar, die Gedenkstätte Mittelbau-Dora in der Stadt Nordhausen. In das KZ Buchenwald hatten die Nationalsozialisten von 1937 bis kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs rund 280 000 Menschen aus ganz Europa verschleppt, 56 000 kamen ums Leben. Im KZ Mittelbau-Dora mussten 60 000 Häftlinge Zwangsarbeit leisten, 20 000 starben.
Kunstgeschichte
Wie hielt es Georg Kolbe mit dem NS-Regime? Bernhard Schulz berichtet im "Tagesspiegel" über neue Forschungsergebnisse, die am Wochenenende im Berliner Georg-Kolbe-Museum vorgestellt wurde. "Die Projektleiterin der Nachlassbearbeitung konnte einige verstörende Details präsentieren, etwa, dass Kolbe 1938 wochenlang nach Spanien gereist war, um den künftigen Diktator Franco zu porträtieren, oder dass der Künstler bei einem Festbankett am Tisch mit Hitler platziert wurde, den er überdies ausweislich einer brieflichen Anfrage gerne porträtiert hätte." Mehr zum Thema lesen Sie im Monopol-Interview mit Kathleen Reinhardt, der neuen Direktorin des Kolbe-Museums.
Architekur
Die Präsidentin der Architektenkammer Berlin, Theresa Keilhacker, sieht die Vorschläge der CDU-Fraktion für mehr Hochhäuser in der Hauptstadt kritisch. "Der Hochhausbau ist eigentlich immer anachronistischer geworden in den letzten 20 Jahren", sagte sie dem "Tagesspiegel". Er gehöre garantiert nicht zu den klimaschonenden Bauweisen. Deutlich höhere Anforderungen an die Statik und damit die Bausubstanz sowie an die Anlagetechnik machten Hochhäuser aber nicht nur klimaschädlicher, sondern oft auch unwirtschaftlicher. Auch der Bund für Umwelt und Naturschutz ist skeptisch. "Während Hochhäuser bis 60 Metern aus ökologischer Sicht noch relativ unkritisch sind, steigt bei einer größeren Gebäudehöhe der Ressourcenverbrauch für Bau und Betrieb enorm", sagte der Berliner Landes-Geschäftsführer Tilmann Heuser der Zeitung. "Je höher die Gebäude sind, desto ungünstiger wird das Verhältnis von Bauvolumen und nutzbarer Gebäudefläche." Die CDU-Fraktion hatte bei ihrer Klausurtagung am letzten Novemberwochenende das Positionspapier "Radikal vertikal - Hochhäuser als Leuchtturm der Stadtentwicklung" beschlossen. Darin sprechen sich die Abgeordneten für einen Hochhausentwicklungsplan für Berlin aus. Fraktionschef Dirk Stettner forderte zum Abschluss der Klausur: "Berlin sollte an einigen Stellen eine deutlich höhere Skyline mit prägenden Wolkenkratzern haben. Wir müssen unbedingt in die Höhe planen, um grüne Freiräume schützen zu können."