Medienschau

"Diese Bedrohung ist handfest und konkret"

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Besuch beim Zentrum für politische Schönheit, Debatte um Ausstellungsabsagen und Verfahren gegen Goecke nach Hundekot-Attacke eingestellt: Dies ist unsere Presseschau am Donnerstag

Nahostkonflikt und Antisemitismus-Debatte

Die Absage der Ausstellung von Candice Breitz im Saarlandmuseum Saarbrücken beschäftigt weiter die Gemüter. In der Sendung "Fazit" im Deutschlandfunk Kultur verurteilt die Künstlerin noch einmal deutlich den Hamas-Terror. DLF-Kritiker Carsten Probst nennt die Begründungen des Museums "nebulös" und "unbedarft": "Hier wird im vorgeblichen Bemühen um demokratische Werte eine Person auf Verdacht öffentlich stigmatisiert, ohne vorher die Kommunikation mit ihr zu suchen." Auch Elke Buhr sieht – wie sie schon in ihrem Monopol-Kommentar geschrieben hat – die Begründung der Stiftung Saarländischer Kulturbesitz kritisch. "Ich finde die Absage komplett abwegig und absurd", sagt die Monopol-Chefredakteurin im SR2-Kulturradio. "Ich verstehe nicht, wie das Museum darauf kommt und warum man eine Ausstellung zu einem ganz anderen Thema absagt, ohne überhaupt in eine Debatte eingetreten zu sein."

Nicola Kuhn nimmt im "Tagesspiegel" das Monopol-Interview mit der Philosophin Susan Neiman zum Ausgangspunkt, um über die aktuelle Verunsicherung im Kulturbetrieb nachzudenken. Ihr Fazit: "Susan Neiman warnt in ihrem Interview vor einem 'philosemitischen McCarthyismus'. Das klingt stark übertrieben. Doch in der aufgeheizten Stimmung sollten Absagen und Ausladungen sehr gut überlegt sein."

Porträt

Für den "Spiegel" hat Arno Frank dem Zentrum für politische Schönheit bei der Arbeit zugeschaut, das gerade  mit einer Aktion zu einem AfD-Verbot hervorgetreten ist: "Im ZPS-Büro, einem weitläufigen Altbau in Berlin-Mitte, wenige Tage vor Veröffentlichung des AfD-Projekts. Als berserkernder 'Eskalationsbeauftragter' ist Stefan Pelzer der organisatorische Motor des Kollektivs, der tendenziell sonnigere Philipp Ruch tritt eher als Außenbeauftragter auf. Kritik, mit der eine linke Szene den Linken bisweilen begegnet, und Spott, den die Kunstwelt für die Künstler übrig hat, treffen in erster Linie Ruch. Was auch für den Hass der Rechtsextremen gilt, den die Gruppe auf sich zieht, als wäre sie ein eigens zu diesem Zweck konstruierter Magnet. Diese Bedrohung ist handfest und konkret."

Kunstkritik

Das Verfahren gegen den früheren Ballettdirektor der Staatsoper Hannover, Marco Goecke, wegen einer Hundekot-Attacke ist gegen eine Geldauflage eingestellt worden. Das Beschmieren des Gesichts der FAZ"-Kritikerin Wiebke Hüster mit Hundekot am 11. Februar  im Foyer der Oper der niedersächsischen Landeshauptstadt sei als tätliche Beleidigung gewertet worden, sagte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft Hannover laut "Hannoversche Allgemeine Zeitung". Goecke habe einen mittleren vierstelligen Betrag an einen gemeinnützigen Verein zahlen müssen, der sich mit Konfliktschlichtung beschäftige. Goecke hatte Hüster vor der Attacke vorgeworfen, immer "schlimme, persönliche" Kritiken zu schreiben. Das Staatstheater Hannover trennte sich in der Woche nach dem Übergriff von dem Choreografen. Sein Vertrag als Ballettdirektor wurde nach Angaben der Intendanz mit sofortiger Wirkung im gegenseitigen Einvernehmen aufgelöst. Über die Attacke berichteten internationale Medien wie die "New York Times". Nach der Tat hatten sowohl Hüster als auch die "FAZ" Anzeige gegen Goecke gestellt. Mit dem Ausgang des Verfahrens zeigte sich die Tanzkritikerin zufrieden. "Für mich ist alles in Ordnung, so wie es ist", sagte Hüster der "Neuen Osnabrücker Zeitung". Ein zivilrechtliches Verfahren strebe sie nicht an. "Ich will kein Geld von Marco Goecke", sagte sie. "Was immer er mir hätte zahlen müssen, hätte ich sowieso gespendet. Ich habe absichtlich darauf verzichtet. Geld zu spenden ist schön - aber möchte ich mir dafür dieses Verfahren zumuten? Dann hätte ich Marco Goecke noch einmal begegnen müssen. Und das möchte ich nicht." Nach der Hundekot-Attacke wurde gegen Goecke wegen einfacher Körperverletzung und Beleidigung ermittelt. Das Opfer habe die Tat als schwere Demütigung empfunden, aber keine körperliche Beeinträchtigung oder Gesundheitsschädigung erlitten, sagte die Behördensprecherin. Deshalb habe man die Tat nicht als Körperverletzung gewertet. Zudem sei Goecke nicht vorbestraft, habe Unrechtseinsicht gezeigt und negative berufliche Folgen in Kauf nehmen müssen. Die Einstellung des Verfahrens passierte in Abstimmung mit dem Amtsgericht Hannover. Goecke selbst nannte im Augus in einem Interview einen Burn-out als Grund für den Angriff mit Dackel-Kacke. "Es ist tragisch, was passiert ist, und auch zu bereuen, sagte der 51-Jährige der "Hannoverschen Allgemeinen Zeitung". Gleichzeitig berichtete der Choreograf von neuen Plänen unter anderem mit der Staatsoper in Prag. Das Wichtigste für ihn sei aber, sich um seinen inzwischen schon 15 Jahre alten Dackel Gustav zu kümmern. Nach Goeckes Angaben handelte es sich um eine Affekttat. Eigentlich habe er das Häufchen von Gustav in einer Plastiktüte entsorgen wollen.

Film

Sebastian Stan als junger Donald Trump: Der Schauspieler, bekannt aus "Avengers: Endgame" und "Pam & Tommy", hat eine Hauptrolle in dem Film "The Apprentice" übernommen, berichtet CNN unter Berufung auf beteiligte Filmproduzenten. In der langjährigen gleichnamigen Reality-TV-Show hatte Trump Job-Kandidaten beurteilt. Laut einer Beschreibung von Filmproduzentin Amy Baer dreht sich der Spielfilm um Macht und Ehrgeiz in einer Welt von Korruption und Täuschung. Als Regisseur ist Ali Abbasi ("Holy Spider") an Bord. Neben Stan spielen auch Maria Bakalova ("Borat Anschluss Moviefilm") und Jeremy Strong ("Lincoln", "Molly’s Game") mit. Das Drehbuch stammt demnach von Autor Gabriel Sherman, der zuvor den US-Bestseller "The Loudest Voice in the Room" über den früheren Fox-News-Chef Roger Ailes schrieb. CNN zufolge sind die Dreharbeiten bereits angelaufen.