Medienschau

Stuhlgang als Demokratisierung der Kunst

artikelbild_monopol-medienschau

Der deutsche Kunstbetrieb ringt weiter mit sich selbst, Cyberangriff auf Berliner Naturkundemuseum und Cattelans goldenes Klo ist wohl für immer verloren: Das ist unsere Presseschau am Montag

Nahostkrieg und Antisemitismus-Debatte

"Der Kulturbetrieb befindet sich in Aufruhr und gesteigerter Verunsicherung, und die Liste gestrichener Konzerte, Podien und Ausstellungen wird länger", stellt Harry Nutt in der "Berliner Zeitung" fest und fordert: "Entgegen der Häme, mit der zuletzt genüsslich auf einen sich selbst provinzialisierenden deutschen Kulturbetrieb geblickt wurde, sollte dringend nach vermittelnden Positionen und Instanzen gesucht werden, denen künstlerische Artikulation wichtiger ist als momentanes Rechthaben in einem Konflikt, in dem es scheinbar schwerfällt, dem Phänomen des Antisemitismus die gleiche Aufmerksamkeit einzuräumen wie anderen Formen der Diskriminierung und Ausgrenzung."

Harry Nutt zitiert in seinem Artikel aus dem Podcast "Lakonisch Elegant" von Deutschlandfunk Kultur mit der Monopol-Chefredakteurin Elke Buhr zum Thema. Die Omnipräsenz der sozialen Medien und deren Dynamik, so Elke Buhr, habe zur Vergiftung einer Atmosphäre beigetragen, in der die genuine Qualität von Kunst in eine Art Konkurrenz zum rasenden Bekenntniszwang geraten sei.

Nachdem die Documenta erneut ins Schlingern geraten ist, hat der Geschäftsführer eine Verschiebung der Weltkunstausstellung ins Spiel gebracht. Doch das wäre fatal, schreibt Nicola Kuhn im "Tagesspiegel". "Auf der Documenta 15 wurde sichtbar, was im internationalen Kunstbetrieb schon lange virulent ist: ein Missverständnis vom Austausch mit dem globalen Süden und eine sehr andere Haltung zu Israel. Will die Documenta ihre Relevanz behalten, muss sie genau diese Themen anpacken – und das nicht erst im nächsten Jahrzehnt. Dazu gehört dann auch ein Regelwerk, um antisemitische Entgleisungen wie zuletzt zu unterbinden."

Kunstverbrechen

Alexander Menden berichtet in der "SZ" vom Prozess um die gestohlene goldene Toilette von Maurizio Cattelan, ein Kunstwerk, das wohl für immer verloren ist: "Sie dürfte bereits kurz nach dem Einbruch eingeschmolzen worden sein." Menden trauert um das "America" genannte Kunstwerk: "Om Gegensatz zu Duchamps 'Fountain' war 'America' ein waschechtes Stück Mitmach-, beziehungsweise Reinmachkunst. Der Spruch, den Cattelan der Arbeit bei der Einweihung mitgab, lautete: 'Was auch immer man isst, ein Mittagessen für 200 Dollar oder einen Hotdog für zwei, toilettenmäßig betrachtet ist das Resultat immer dasselbe.' Stuhlgang als Demokratisierung der Kunst - das gefiel den Guggenheim-Besuchern, von denen sich Zehntausende anstellten, um einmal auf einer goldenen Toilette sitzen zu dürfen."

Nachruf

Der Fotograf Konrad R. Müller, der alle bundesdeutschen Kanzler porträtiert hat, ist im Alter von 83 Jahren gestorben. Die "SZ" und die "FAZ" bringen Nachrufe. 

Museen

Nach einem Cyberangriff ist die Arbeit des Berliner Naturkundemuseums seit Wochen stark eingeschränkt. Es sei unklar, wann alle Angestellten ihre Arbeit wieder vollständig aufnehmen könnten, sagte Museumssprecherin Gesine Steiner. Laut "Tagesspiegel" sollen Hacker Daten des Museums verschlüsselt und für die Entschlüsselung ein Lösegeld gefordert haben. Unmittelbar nachdem die Attacke erkannt worden sei, sei das IT-System des Museums zum Schutz heruntergefahren worden. Bis zu 450 Forscherinnen und Forscher des Museums sind laut der Zeitung seit dem 18. Oktober "mehr oder minder arbeitsunfähig". Steiner bestätigte den Bericht des "Tagesspiegels". Der eigentliche Angriff ereignete sich wohl bereits am 12. Oktober. Mitarbeiter hätten keinen Zugriff auf ihre Dienstcomputer oder die dienstlichen Mailadressen. Ein kleines Notfallteam sei arbeitsfähig, hieß es. Das Landeskriminalamt ermittelt zu dem Fall. Die Tatverdächtigen sind der Polizei bekannt, wie Museumsgeschäftsführer Stephan Junker dem "Tagesspiegel" sagte. Die Museumsleitung habe die Angreifer dazu aufgefordert, Kontakt aufzunehmen. Für Besucherinnen und Besucher hat der Cyberangriff keine Auswirkungen, sagte Steiner. Die Ausstellungen seien ganz normal geöffnet.

Film

Hollywood-Star Willem Dafoe hat in einem Interview mit dem Branchenblatt "Variety" Einblicke in seine Rolle in der  "Beetlejuice"-Fortsetzung von Regisseur Tim Burton gegeben. "Ich spiele einen Polizisten im Jenseits, ich bin also ein Toter", sagte der 68-Jährige. Im Leben sei seine Figur ein Actionstar gewesen, der einen Unfall hatte. Er habe noch kein Material gesehen, aber der Dreh habe Spaß gemacht, sagte der Schauspieler weiter. Das Studio Warner Bros. will "Beetlejuice 2" im September 2024 ins Kino bringen. Die Original-Horrorkomödie aus dem Jahr 1988 drehte sich um ein gestorbenes Ehepaar (gespielt von Alec Baldwin und Geena Davis), das in seiner Villa verweilen möchte. Sie heuern den durchgedrehten Poltergeist Beetlejuice (Michael Keaton) an, um die neu eingezogenen Hausbewohner (mit Winona Ryder als Teenager-Tochter) zu vergraulen. Michael Keaton und Winona Ryder sind in der Fortsetzung wieder mit an Bord. Neu hinzu kommen Willem Dafoe, Jenna Ortega, Monica Bellucci und Justin Theroux.

TV-Star und Unternehmerin Kim Kardashian (43) hat den Zuschlag für eine größere Filmrolle erhalten. Sie werde in der Komödie "The Fifth Wheel" eine Hauptrolle spielen und als Produzentin mitwirken, heißt es bei "Deadline". Kardashian wird in der Frauenkomödie das titelgebende "fünfte Rad" mimen. Der weitere Inhalt sei aber unter Verschluss. Für Produktion und Drehbuch ist die "Saturday Night Live"-Autorin Paula Pell zuständig, die zuvor das Skript für die Schwestern-Komödie "Sisters" (2016) lieferte. Laut "Deadline" hatten sich fünf Streamingdienste und Studios um das Kardashian-Projekt bemüht. Am Ende sei der Zuschlag an Netflix gegangen. Kardashian ist durch die Reality-TV-Show "Keeping Up With The Kardashians" bekannt. Seit September ist sie auch in einer Rolle in der US-Horror-Serie "American Horror Story: Delicate" zu sehen. Zudem half sie als Synchronsprecherin bei zwei "Paw Patrol"-Filmen mit.

Hollywood-Star Bradley Cooper, der in dem Biopic-Drama "Maestro" den berühmten Dirigenten und Komponisten Leonard Bernstein spielt, würde eine weitere Folge der derben "Hangover"-Reihe drehen. Auf "Hangover 4" würde er sich wahrscheinlich sofort einlassen, sagte der 48-jährige Schauspieler und Regisseur in dem Podcast "The New Yorker Radio Hour". Dies begründete Cooper damit, dass er "Hangover"-Regisseur Todd Phillips und die Co-Stars Zach Galifianakis und Ed Helms "so sehr" liebe. Unter der Regie von Phillips stand das Trio zusammen mit Justin Bartha 2009, 2011 und 2013 für die Reihe mit Trinkgelagen und derben Witzen vor der Kamera. Cooper spielte den feierwütigen Lehrer Phil und wurde damit zum Komödien-Star. 2018 machte er dann mit seinem Regiedebüt "A Star is Born" Furore. In dem packenden Liebesdrama spielte er an der Seite von Lady Gaga auch die Hauptrolle. Cooper, derzeit auf Werbetour für "Maestro", räumte in dem Podcast-Interview aber ein, dass es wohl kein "Hangover 4" geben werde. Er glaube nicht, dass Regisseur Phillips dazu bereit wäre. Nach vielen Komödienauftritten begeistert sich Cooper ebenso für seine ernsten Charakterrollen. Nicht habe mehr Spaß gemacht als seine Erfahrungen mit "Maestro" und "A Star is Born", versicherte Cooper in dem Interview. Das von Netflix produzierte Drama "Maestro", bei dem Cooper auch Regie geführt hat, erzählt von der Ehe zwischen Leonard Bernstein (1918-1990) und seiner von Carey Mulligan gespielten Frau Felicia Montealegre Bernstein (1922-1978).