Serie über Museumsaufsichten

Den Hütern der Kunst auf den Fersen

Wer könnte besser über Ausstellungen reden als die Menschen, die täglich auf sie aufpassen? Eine vierteilige Arte-Serie zeigt berühmte Museen aus der Perspektive ihres Aufsichtspersonals – entsteht so ein neuer Blick? 

Florenz in den frühen Morgenstunden, verschiedene Personen bewegen sich durch die menschenleeren Straßen, über die Ponte Vecchio hin zu einem der bekanntesten Museen Italiens – den Uffizien, wo wir die Museumsangestellten in das noch geschlossene Museum begleiten. Die Arte-Miniserie "Museen erzählt von ihrem Aufsichtspersonal" nimmt uns in angenehm ruhiger Bildsprache mit in die Uffizien in Florenz, den Prado in Madrid, das Centre Pompidou in Paris und das Wallraf-Richartz-Museum in Köln.

In den Uffizien lernen wir etwas über die "Venus de Medici" und wandelbare Schönheitsideale sowie die Geschichte der Porträtkünstlerin Rosalba Carriera und Frauen in der Kunst. Im Prado wird uns das Weltgerichtstryptichon von Hieronymus Bosch und im Centre Pompidou den Kiosk von Ben Vauthier gezeigt.

Die Serie führt ihr Publikum auch in die nicht-öffentlichen Abteilungen der Museen, wo die oft wenig sichtbare Arbeit abseits der Ausstellungen passiert. So bekommt man exklusive Einblicke in die renommierte Restaurierungswerkstatt im Prado und das Depot der Uffizien. Schnell wird klar, dass unter dem Aufsichtspersonal Museum-Expertinnen und Experten sind, die über die Geschichte der Sammlungen und die einzelnen Kunstwerke genau Bescheid wissen. Viele haben Kunst oder Kunstgeschichte studiert und sprechen über die Highlights aus den Ausstellungen wie ausgebildete Vermittlerinnen.

Ein anspruchsvoller Bewerbungsprozess

Glücksgriffe bei den Personalentscheidungen? Nicht unbedingt: Georges Pompidou, der ehemalige französische Staatspräsident und Gründer des Centre Pompidou wünschte ausdrücklich junge Künstlerinnen und Künstler als Aufsichten, denn, so heißt es in der Serie: "Er wollte keine Museumswärter, er wollte Menschen, nein er wollte Vermittler." Auch in den Uffizien berichten die Aufsichten von einem sehr anspruchsvollen Bewerbungsprozess, samt einer schriftlichen und mündlichen Prüfung, einem Sprachtest und Fragen zur italienischen Gesetzgebung, Geschichte und Kunstgeschichte. 

Leider sieht man die Aufsichten ansonsten hauptsächlich, wie sie Besucherinnen und Besucher auf das Fotoverbot oder die Abstandsregelungen hinweisen. So zu arbeiten sei abseits der Kunst laut und stressig und man müsse das Publikum oft ermahnen, berichten die Angestellten aus den verschiedenen Häusern.

Ansonsten berichtet die Serie kaum von den Schattenseiten des Museumsalltags, sondern über das Glück in ihrem Arbeitsalltag von Kunst umgeben zu sein, quasi "als wäre man im Zentrum der Welt", wie es in Florenz heißt. Spätestens beim ratlosen Museumsdirektor der Uffizien, der von einer Aufsicht darauf hingewiesen wird, welche Künstlerin – eben jene Rosalba Carriera – noch in der Porträtausstellung fehlt, oder der Direktor des Pompidou der einer Angestellten die geplante Leihpolitik des Hauses aufschlüsselt, wirkt die Serie etwas utopisch.

Augen auf beim Museumsbesuch

Es stellt sich die Frage, ob die Perspektive von Kunsthistorikerinnen und Künstlern, die in den Ausstellungen arbeiten, wirklich so anders ist als der Blick anderer Museumsangestellter. Abseits der teilweise einseitigen Darstellung von Arbeitsbedingungen macht die Arte-Serie aber Lust auf Kunsterleben und darauf, Ausstellungsaufsichten nach ihrem Lieblingswerk zu fragen. 

In den Berliner Museen gibt es praktischerweise bereits die Aktion "Jeden Tag im Museum", bei der die Lieblingswerke vom Sicherheitspersonal in den Ausstellungen markiert sind. Also – Augen auf beim nächsten Museumsbesuch!