Klimaaktivisten der Gruppe Letzte Generation haben am Freitagabend die Premieren-Aufführung der Regensburger Schlossfestspiele unterbrochen. Eine Aktivistin klebte sich zwischenzeitlich an ein Bühnenteil, sagte ein Sprecher des Polizeipräsidiums Oberpfalz. "Sie klebt jetzt nicht mehr dran." Drei weitere Personen seien auf dem Weg zur Bühne von der Security aufgehalten worden.
Nach Angaben der Letzten Generation habe sich die Aktivistin, die sich festgeklebt hat, mit einer Rede an das Publikum gewandt. "Die Klimakatastrophe braucht die große Bühne, denn sie ist die größte Bedrohung für uns Menschen, für unsere Gesellschaft, für unsere Demokratie", heißt es zu der Aktion in einer Mitteilung der Gruppe. Ob die Aufführung der Mozart-Oper "Die Zauberflöte" danach weiterlief, konnte die Polizei zunächst nicht sagen.
Zu Beginn der Schlossfestspiele hatten etwa 300 Menschen vor Schloss Thurn und Taxis demonstriert. Ihr Protest richtete sich unter anderem gegen umstrittene Aussagen der Hausherrin, Fürstin Gloria von Thurn und Taxis, unter anderem zum Thema Homosexualität. Veranstalter der Demonstration war die DGB Jugend Oberpfalz. Im Frühjahr hatte es zudem einen Aufruf gegeben, die Festspiele zu boykottieren.
Auf eine dpa-Anfrage hin schrieb eine Thurn und Taxis-Sprecherin, die Fürstin "freut sich auf die Eröffnung und bedauert, dass die Protestierenden unzufrieden sind." Darüber hinaus verwies die Sprecherin auf einen Auftritt von Gloria von Thurn und Taxis am Mittwochabend im Regensburger Presseclub, bei dem sie ausführlich Stellung bezogen habe.
Medienberichten zufolge sagte sie dort, sie sehe nicht, was es Positives bringe, wenn man die Festspiele boykottiere. Man nehme den Menschen schöne Konzerte mit großen Stars weg. Zu der Demonstration sagte sie den Berichten zufolge: Die Gäste zögen sich extra schön an, "und dann stehen da ein paar unrasierte oder ungepflegte Typen und machen Terror, das ist nicht gerade lustig für die Besucher".
Ungeachtet der Proteste begann im Innenhof des Schlosses die Festspielpremiere mit einer Aufführung der Mozart-Oper "Die Zauberflöte". Gloria von Thurn und Taxis mischte sich im gelben Kleid unter das Publikum. Sie ist nicht Veranstalterin der Festspiele, fungiert aber als Schirmherrin. Auf dem weiteren Programm stehen unter anderem Konzerte mit Giovanni Zarrella, Simply Red, Jonas Kaufmann und Eros Ramazzotti.
Verbindungen zu rechtspopulistischen Kreisen
Gloria von Thurn und Taxis, geboren 1960 als Gräfin von Schönburg-Glauchau, heiratete mit 20 Jahren Fürst Johannes von Thurn und Taxis, dessen Familie das europäische Postwesen gegründet hatte. Aus der Ehe stammen drei Kinder. Die junge Fürstin wurde vor allem durch ihr Partyleben bekannt: Sie verkehrte in der Kunstszene New Yorks und der Pariser Modewelt. 1982 erkrankte Johannes schwer, das Jetset-Leben endete.
Nach dem Tod ihres Mannes acht Jahre später übernahm die Fürstin die Leitung des Hauses und saniert das Familienunternehmen; der Freistaat Bayern erwarbt einen Großteil der fürstlichen Kunstsammlung. Heute lebt die überzeugte Katholikin in Regensburg, Rom, Kenia und New York.
Immer wieder fiel die Kunstsammlerin mit kontroversen Äußerungen auf. 2001 sorgte sie für Aufsehen, weil sie sich in der Talkshow "Friedman" abfällig über Aids-Erkrankte in Afrika äußerte: "Da sterben die Leute an Aids, weil sie zu viel schnackseln. Der Schwarze schnackselt gerne." Das Wort "schnackseln" ist im bayerischen Dialekt ein Ausdruck für Sex.
Gloria von Thurn und Taxis engagiert sich in der katholischen Anti-Abtreibungsbewegung und fiel dadurch auf, dass sie sexuellen Missbrauch in der Kirche relativierte. Wegen ihrer engen Verbindungen zu rechtspopulistischen Kreisen in den USA hat das New Yorker Museo del Barrio 2019 einen Preis zurückgezogen.