Der deutsche Pavillon wird zur Architekturbiennale in Venedig "instandbesetzt". "Wir werden den deutschen Pavillon als Ort der nationalen Repräsentation in einen Ort der gemeinschaftlichen Alltagspraxis verwandeln", sagte Kurator Anh-Linh Ngo für das achtköpfige Team von Arch+ (Berlin), Summacumfemmer (Leipzig) und Büro Juliane Greb (Gent, Belgien). Gemeinsam präsentierten sie am Donnerstag in Berlin ihr Konzept "Open for Maintenance – Wegen Umbau geöffnet" für die vom 20. Mai bis 26. November dauernde internationale Architekturausstellung.
"Instandbesetzungen" entwickelten sich zu Beginn der 1980er-Jahre auch aus der Berliner Hausbesetzerszene. Ziel war nicht nur die Nutzung oft zu Spekulationszwecken leerstehender Häuser, sondern auch deren behutsame Sanierung durch die Besetzer und ihre Unterstützer. Entsprechend wird der Pavillon in Venedig so übernommen, wie er für die Kunstbiennale im vergangenen Jahr gestaltet worden war. Die Berliner Künstlerin Maria Eichhorn hatte die Grundstrukturen des von den Nazis umgewandelten Baus freigelegt.
Ngo erinnerte daran, dass Architektur weltweit zu den größten Emittenten des Treibhausgases CO2 gehört und die Biennale jedes Jahr hunderte Tonnen von Müll produziert, der aufwendig entsorgt werden müsse. Hier setzt das Projekt für den Pavillon an.
Ökologische Nachhaltigkeit untrennbar mit sozialen Fragen verknüpft
Aus zahlreichen Beiträgen zur jüngsten Biennale hat das Team in den vergangenen Monaten Materialien gesammelt. Damit wird im deutschen Pavillon ein Depot aufgebaut, aus dem neue Projekte in der Lagunenstadt beliefert werden. Auch die Ausstellungsbeiträge im Pavillon werden mit gebrauchtem Material der Kunstbiennale realisiert.
Den Kuratorinnen und Kuratoren geht es dabei weniger um die Ausstellung selbst, sondern um das Prinzip der Auf- und Wiederverarbeitung dahinter. Dazu werden während der Biennale auch Studierende und Auszubildende zur gemeinsamen Arbeit nach Venedig kommen.
Die ökologische Nachhaltigkeit sieht das Team untrennbar mit sozialen Fragen verknüpft. Deswegen wurden zum Beispiel in einem Projekt Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus dem Umfeld der Biennale befragt, ihre Antworten verfremdet und zu einer Performance verarbeitet. Diese soll dann zur Eröffnung des Pavillons im Mai uraufgeführt werden.