Die Musikerin und Schriftstellerin Patti Smith ist nicht unbedingt die erste Person, die man auf Instagram vermuten würde. Die 75-Jährige schreibt gerne in ihr Notizbuch, hat jahrelang mit einer Polaroid-Kamera fotografiert und liebt Bücher. Doch irgendwann ging die Polaroid kaputt. Und ihre Tochter überzeugte Smith davon, dass Instagram eigentlich auch eine gute Sache sein kann.
2018 fing Smith an, auf der Plattform Bilder und Texte zu veröffentlichen. Inzwischen folgen mehr als eine Million Menschen ihrem Profil. In poetischen und lakonischen Worten beschreibt sie dort ihren Alltag, zeigt Bilder von ihren Reisen, Büchern, Weggefährten. Dieses Prinzip hat sie nun auf das "Buch der Tage" übertragen, das jüngst bei Kiepenheuer & Witsch erschienen ist.
Das Buch umfasst 365 Bilder aus ihrem Archiv, eins pro Tag. Zum Teil wurden sie schon auf Instagram veröffentlicht, zum Teil nicht. Smith versieht jede Seite mit einem Foto und kurzem Text und gewährt so Einblick in ihr Leben. Sie zeigt Gegenstände aus ihrem Haus, die mit besonderen Erinnerungen verbunden sind. Zum Beispiel eine alte Tasse ihres Vaters oder eine Gitarre ihres gestorbenen Ehemanns Fred Sonic Smith.
Viele Erinnerungsstücke an Freunde
Wir sehen: Ein Leben, das der Kunst gewidmet ist. Das "Buch der Tage" ist auch eine Einladung, sich mit den Künstlerinnen und Künstlern zu beschäftigen, die Smith viel bedeuten. Arthur Rimbaud zum Beispiel, Jimi Hendrix, Sylvia Plath oder Georgia O'Keeffe. Von ihnen und vielen anderen sehen wir Erinnerungsstücke. Immer wieder besucht Smith auch die Gräber von geliebten Menschen.
Am 4. Februar ist das Foto eines verschneiten New Yorker Zeitungsladens in schwarz-weiß zu sehen, das Smith an ihren Freund, den gestorbenen Fotografen Mapplethorpe, erinnert. "Robert Mapplethorpe kaufte mir dort im August 1967 meine erste Chocolate Egg Cream", steht darunter.
Smith schreibt in einem Vorwort, dass sich das "Buch der Tage" aus ihrem Instagram-Account speist, aber für sich stehe. Vieles davon sei während der Pandemie entstanden, als sie allein in ihrem Zimmer saß. Für sie war es ein "dankbares Angebot, selbst in den dunkelsten Zeiten Mut zu schöpfen."