Ausstellung im Portikus

Wie ein Künstler Frankfurt mit dem Main in Berührung bringt

Der Künstler Asad Raza hat einen kontinuierlichen Flusslauf des Mains durch das Kunsthaus Portikus in Frankfurt umgeleitet. Eine Wasserlandschaft erstreckt sich über den gesamten Ausstellungsraum

Flüsse waren in Großstädten früher verseuchte, ärgerliche Schneisen im Straßennetz, die zu überbrücken oder zu untertunneln waren. Ansonsten: Finger weg. Erst allmählich entdeckten und stärken Städte wie Berlin oder Wien die Aufenthaltsqualität an ihren Flüssen, nach und nach wird das Wasser als öffentlicher Raum wahrgenommen und mitgedacht. Auch in Frankfurt stellt jedes Kind irgendwann die Frage, ob man im Main schwimmen könne. Antwort: Auf keinen Fall, giftig! Seit heute sitzen im Portikus viele dieser ehemaligen Kinder auf dem Rand eines Bassins, das diagonal durch die Ausstellungshalle verläuft, und halten ihre Hände ungläubig und froh in das fließende, gefilterte Mainwasser.

Ein aufwendiges System aus Rohren, Pumpen und Filtern leitet es hoch in den Ausstellungsraum, und lässt es am Ende des Bassins wieder zurückfließen in den Fluss. Die Filter-Firma Oase hat das Kuratorenteam Liberty Adrien und Carina Bukuts und dem Künstler Asad Raza dabei geholfen, dieses Projekt umzusetzen. Er habe so etwas schon lange machen wollen, sagt der in den USA lebende Künstler, und zur Einladung nach Frankfurt passte es ausgezeichnet.

Es ist die erste Ausstellung der beiden neuen Portikus-Kuratorinnen, die sich von Anfang an programmatisch für eine Verbindung mit der Stadt ausgesprochen hatten. Ihre Insellage mitten im Fluss ist zugänglich von einer Brücke. Der Panoramablick aufs Wasser und die Stadt ist sonst in den Ausstellungen häufig präsent. Hier aber wird er zunächst verwehrt: Man soll sich ganz der Installation widmen, vielleicht sogar die Schuhe ausziehen, um ins Mainwasser einzutauchen.

Der Main schmeckt sanft und samtig

Im Untergeschoss ist der Blick dann wieder frei, es gibt eine Picknickbank und einen Wasserspender. Hier wird das Mainwasser gefiltert und abgekocht zum Probieren gereicht, mit kleinen Bambuskellen kann man sich etwas in den Mund träufeln. Der Main schmeckt sanft und samtig, gut sogar. Es ist sehr seltsam, das zu tun, fast ein bisschen bewegend. Wie konnten wir das eigentlich erlauben, fragt Asad Raza, der selbst an einem verschmutzten See aufwuchs, dass ein paar Konzerne und ihr Abwasser sich über Generationen zwischen uns und unsere Gewässer stellten?

Oben am Bassin ist man ins Gespräch vertieft. Im Sudan sitzen wir zum Tee mit Stühlen im Nil, erzählt eine Städelstudentin. Eine Gruppe Touristen kommt herein und freut sich über die Erfrischung. Besucherinnen und Besucher fassen ins Wasser an und fangen an zu reden, über ihre Kindheit, über die Sehnsucht nach dem Wasser. Alles fließt, sogar ein paar Tränen.