Charles Ray (geboren 1953 in Los Angeles) ist einer der wichtigsten und meistdiskutierten Bildhauer seiner Generation. In Deutschland sorgte er einst auf der Documenta in Kassel mit "Oh! Charley, Charley, Charley" im Jahr 1992 für Aufsehen. Die Installation aus mehreren Menschenfiguren stellt eine homosexuelle Orgie dar, mit der Ray die Kunst als kollektive Masturbation in Szene setzt. Nun ist das Schaffen des 69-Jährigen in einer Doppelschau in Paris zu sehen, die Werke aus seiner rund 50-jährigen Karriere zeigt, darunter auch sein Documenta-Werk.
Die Retrospektive des Bildhauers und Provokateurs wird vom Centre Pompidou und der Bourse de Commerce - Pinault Collection ausgetragen. Eine Premiere. Im Pinault-Museum werden vor allem seine jüngsten Arbeiten präsentiert, im Centre Pompidou Werke, die zwischen 1973 und 2014 entstanden sind.
Im Mittelpunkt seines überdimensionierten Universums, das bis zum 20. Juni zu sehen ist, steht die Frage: "Was ist eine Skulptur?" Ein völlig zerstörter Unfallwagen, den er in 86 Teile zerlegte, die er in Fiberglas nachgoss, um ihn wieder zusammenzusetzen? Oder riesige Schaufensterpuppen und Figuren, die antiken Statuen ähneln, die unser typisiertes Menschenbild hinterfragen?
Insgesamt sind 38 Werke zu sehen, die in langjährigen Arbeitsprozessen entstanden sind. Die Pariser Exponate stellen rund ein Drittel seines Gesamtwerks dar. Rund 20 Arbeiten von Ray sind seit Ende Januar auch in New York im Metropolitan Museum of Art zu sehen.