Penone in Venedig

Hört doch mal zu!

Am Samstag eröffnet die Architekturbiennale in Venedig - mit Publikum. Ein stoischer Teilnehmer im Beiprogramm ist eine Skulptur von Giuseppe Penone, die zum Zuhören auffordert

Ein neun Meter hoher, kahler Baum ragt am Arsenale von Venedig aus dem Wasser. In seinen Ästen birgt er einen runden Stein. "The Listener" heißt diese Installation des italienischen Künstlers Giuseppe Penone. Die von der in Istanbul beheimateten Vuslat Foundation organisierte Intervention ist Teil des Beiprogramms zur 17. Architekturbiennale von Venedig, die am Samstag eröffnet – und zwar nicht nur virtuell, sondern für Publikum.

Der 1947 geborene Penone, seit den 1960er-Jahren Teil der Arte Povera Bewegung, hat schon häufig Bäume in seine Kunst integriert. Die Gedanken in einem menschlichen Gehirn seien wie die unendlichen Kristalle in einem Stein, der zwischen den Zweigen eines Baumes schwebt, kommentiert Penone. Der Baum in Wasser verweise überdies auf den Kreislauf des Wassers, an dem auch wir Menschen teilhaben. Und die Kuratorin der Vuslag Foundation Chus Martinez erklärt: "Ein Baum ist ganz Aufmerksamkeit. Sein Leben hängt davon ab, den Elementen ‘zuzuhören‘, sie in sich aufzunehmen."

Während der Laufzeit der Biennale soll die Installation durch zahlreiche Veranstaltungen aktiviert werden, die sich auf das Zuhören konzentrieren – eine Aktivität, die generell im Zentrum der neu gegründeten Vuslat Foundation steht. Ihre Begründerin Vuslat Doğan Sabancı, frühere Vorstandsvorsitzende der bekannten türkischen Newsplattform "Hürriyet", möchte mit der Non-Profit-Organisation nicht weiter nur Inhalte senden, sondern das Konzept eines "großzügigen Zuhörens" als bislang übersehenes Werkzeug des besseren Zusammenlebens ins Zentrum der menschlichen Beziehungen stellen.