Der Lockdown zur Bekämpfung der Corona-Pandemie in Deutschland wird angesichts weiter hoher Infektionszahlen grundsätzlich bis zum 28. März verlängert. Allerdings soll es je nach Infektionslage viele Öffnungsmöglichkeiten geben. Das haben Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und die Länder-Ministerpräsidenten am Mittwoch in mehr als neunstündigen Verhandlungen beschlossen. Vereinbart wurde eine stufenweise Öffnungsstrategie mit eingebauter Notbremse: Führen in einer Region einzelne Lockerungen zu einem starken Anstieg der Infektionszahlen, werden dort automatisch alle schon erfolgten Erleichterungen wieder gestrichen.
Nach den schon vorgenommenen ersten Öffnungen bei Schulen und Friseuren sollen nun in einem zweiten Schritt Buchhandlungen, Blumengeschäfte und Gartenmärkte folgen. In einzelnen Ländern sind diese bereits offen, jetzt soll das bundesweit zulässig sein. Voraussetzung ist, dass Hygienekonzepte und eine Kundenbegrenzung eingehalten werden.
Weitere eingeschränkte Öffnungen kann es schon in Regionen geben, in denen lediglich die Sieben-Tage-Inzidenz von 100 Neuinfektionen je 100 000 Einwohner unterschritten wird. Neben Terminshopping-Angeboten im Einzelhandel können dann Museen, Galerien, Zoos, botanische Gärten und Gedenkstätten für Besucher mit Terminbuchung öffnen.
Die nächsten Öffnungsschritte werden dem Beschluss zufolge davon abhängig gemacht, dass die vorherige Stufe 14 Tage lang nicht zu einer Verschlechterung der Sieben-Tage-Inzidenz geführt hat. Dann geht es zunächst um die Öffnung der Außengastronomie, von Kinos, Theatern, Konzert- und Opernhäusern sowie um kontaktfreien Sport im Innenbereich und um Kontaktsport im Außenbereich. Im nächsten Schritt sind weitere Sportmöglichkeiten und Freizeitveranstaltungen dran. Auch hier gilt: Bis zu einer 100er Inzidenz soll es höhere Auflagen wie tagesaktuelle Tests oder einen Buchungszwang geben, die bei einer Sieben-Tage-Inzidenz bis 50 Neuinfektionen wegfallen.
Auf Detektor.fm spricht Monopol-Chefredakteurin Elke Buhr über den Plan der Regierung, hier zum Nachhören:
Der Deutsche Museumsbund will im Verbund mit den Ländern die Möglichkeiten zur Öffnung der Museen nutzen. "Wir appellieren an die Bundesländer, den Austausch mit den Museen und Landesmuseumsverbänden zu suchen, damit man die Chancen auch nutzen kann", sagte der Präsident der Verbandes, Eckart Köhne, der dpa in Berlin nach den jüngsten Beschlüssen von Bund und Ländern in der Corona-Pandemie.
"Es wird sicher länderspezifische Regelungen geben", sagte Köhne. "Wir appellieren an alle, diese auch wirklich zu nutzen und die Spielräume jetzt auszuloten." Es bestehe die Chance, Museen wieder zu öffnen. Die Häuser erfüllten in vielen Bereichen bereits Vorgaben wie etwa Vorabbuchungen. "Wir glauben, dass das ein gangbarer Weg ist." Es lohne sicherlich nicht wirtschaftlich, aber es gebe die Chance, «endlich wieder Museumserlebnisse zu bieten und die Tore zu öffnen".
Köhne, der auch Direktor des Badischen Landesmuseums Karlsruhe ist, sprach von einem "super Signal an die Kultureinrichtungen", weil nun eine Anfang mit der Kultur absehbar sei. "Es gibt jetzt einfach Spielräume." Es gebe die Einsicht, dass man in bestimmten Bereichen etwas mehr möglich machen könne, wenn man verantwortungsvoll sei. "Die Museen haben sich als sehr verantwortungsvoll erwiesen. Wir haben sehr gute Konzepte." Zudem seien die Museumsbesucherinnen und -besucher entsprechend vernünftig und verantwortungsvoll.
Berlins Staatliche Museen wollen ab Mitte März öffnen
Nach dpa-Informationen wollen die ersten Häuser auf der Berliner Museumsinsel ab dem 16. März wieder öffnen. Nach den aktuellen Planungen ist vom 1. April an die Öffnung aller Häuser der Staatlichen Museen Berlin vorgesehen.
Kulturstaatsministerin Monika Grütters sieht in den Beschlüssen von Bund und Ländern ein "wichtiges Hoffnungszeichen für die durch die Pandemie schwer getroffene Kultur". Für Buchhandlungen, Museen, Galerien und Gedenkstätten sei ein schneller Neustart möglich, sagte die CDU-Politikerin am Donnerstag in Berlin. "Auch für Kinos, Theater, Konzert- und Opernhäuser gibt es konkrete Perspektiven." Öffnungen im Kulturbereich seien verantwortlich, gut umsetzbar und für Kreative wie Publikum notwendig. "Deutschland braucht gerade in diesen Zeiten die Kultur, weil sie Raum für Debatten und Demokratie, Empathie und Energie schafft." Sie erwarte von den Ländern, den Stufenplan zügig umzusetzen.
Essener Museum Folkwang will nächste Woche wieder öffnen
Das Essener Kunstmuseum Folkwang geht davon aus, dass es in der kommenden Woche wieder öffnen kann. "Wir rechnen damit, dass wir das Haus ab Donnerstag wieder öffnen können", sagte Museumsdirektor Peter Gorschlüter der Deutschen Presse-Agentur. Das Museum erwartet die neue Corona-Schutzverordnung des Landes NRW als Rechtsgrundlage für die Öffnung Anfang kommender Woche. Er sei "erleichtert" über die Beschlüsse, sagte Gorschlüter am Donnerstag.
Weil in der Stadt Essen die Wocheninzidenz über 50 liegt, werde ein Besuch des Museum nur mit Voranmeldung möglich sein, betonte Gorschlüter. "Das können wir leisten." Erfahrungen damit habe man bereits vor dem zweiten Lockdown bei der Sonderausstellung zum Werk Keith Harings sammeln können. Im Unterschied zu damals seien nun aber auch Voranmeldungen für den Besuch der Dauerausstellung nötig.
In dem Kunstmuseum wartet seit Anfang Februar die Großinstallation "The Happy End of Franz Kafka's 'Amerika'" des in Essen aufgewachsenen Künstlers Martin Kippenberger (1953-1997) auf Besucher (Monopol widmet anlässlich dieser Ausstellung dem Künstler in der Märzausgabe einen großen Schwerpunkt und eine eigene Podcast-Folge). Parallel sollen in der Essener Villa Hügel, dem früheren Sitz der Industriellenfamilie Krupp, 120 Künstlerbücher und 100 Plakate Kippenbergers gezeigt werden. Ob diese Schau ebenfalls am Donnerstag geöffnet wird, stand am Vormittag nach Angaben einer Sprecherin noch nicht fest.
Kunstsammlung Chemnitz hofft auf Öffnung für Besucher noch im März
Die Aussicht auf eingeschränkte Öffnungen nährt auch bei Chemnitzer Museen die Hoffnung, bald wieder Besucher in den Ausstellungen empfangen zu können. "Wir hoffen, dass wir im Laufe des Monats März öffnen können", sagte der Generaldirektor der Kunstsammlungen Chemnitz, Frédéric Bußmann, am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur. So ist Ende des Monats eine Schau mit Werken des französischen Malers Pierre Soulages geplant - "unsere wichtigste Ausstellung des Jahres". Die Landesregierung müsse daher rasch Klarheit schaffen. Es sei nicht vorstellbar, dass der Einzelhandel öffnen dürfe, Museen aber nicht.
Das Hygienekonzept stehe und die Chemnitzer Kunstsammlungen könnten innerhalb weniger Tage öffnen, erläuterte Bußmann. Auch eine schrittweise Öffnung einzelner Museen und Ausstellungen sei denkbar. Möglicherweise müssten sich Besucher aber vorher anmelden, um den Zugang zu beschränken. Neben der Soulages-Schau harrt auch eine Sonderausstellung zu frühitalienischer Kunst - Leihgaben aus der renommierten Sammlung des Lindenau-Museums in Altenburg - der Besucher. Sie hatte Anfang Dezember öffnen sollen und ist bis Mitte Juni geplant.
Im Staatlichen Museum für Archäologie in Chemnitz soll ab Anfang April eine Sonderausstellung rund um das Thema Stadt zu sehen sein. Die Eröffnung am 31. März ist virtuell geplant, doch die Ausstellungsmacher würden gern die Schau vor Ort für Besucher öffnen. "Wir hoffen, dass das möglich wird", sagte Kurator Jens Beutmann. Darüber werde kurzfristig entschieden.