Direktorin Julia Weber sprach laut einer Mitteilung der Staatlichen Kunstsammlungen (SKD) am Mittwoch von einer "echten Sensation". Die lange im Korea des 10. bis 13. Jahrhunderts verortete Keramik stammt aus der Nördlichen Song-Dynastie (960-1127). "In der Fülle chinesischer Keramiken, die es aus allen Zeiten gibt, sind Ru-Keramiken die allerseltensten und gelten seit jeher als die Krönung überhaupt", sagte die renommierte Spezialistin Regina Krahl.
Die Wissenschaftlerin war bei einem Besuch im Depot des Museums im Zwinger vor einem Jahr auf die im ersten Moment unscheinbare Schale aufmerksam geworden. Weltweit sind laut Krahl weniger als hundert Stücke Ru-Keramik erhalten, der Dresdner Fund international von großem Interesse und von höchster Qualität. Ein Ru-Stück in einem deutschen Museum erhöhe die Bedeutung der hiesigen chinesischen Sammlungen insgesamt.
Millionen-Dollar-Fundstück
Das flache Schälchen gehört laut Weber zu den ersten Keramiken, die vor über 900 Jahren exklusiv für den chinesischen Kaiserhof entstanden. Da Invasoren wenig später die Dynastie in den Süden Chinas vertrieben, wurden die Ru-Keramiken schon unmittelbar nach der Entstehung zu einem mythisch aufgeladenen Andenken an eine idealisierte verlorene Vergangenheit. "Bis heute gelten sie als Ikonen der chinesischen Kultur." Ein vergleichbares Objekt war 2017 für 37,7 Millionen Dollar versteigert worden.
Das Dresdner Stück mit blaugrüner Glasur und dem typischen Krakelee, einem an gesplittertes Eis erinnerndes Muster, wurde laut SKD wohl zum Waschen von Pinseln hergestellt. 1927 war es aus Privatbesitz für die Porzellansammlung angekauft worden. Mitarbeiter des Pekinger Palastmuseums hatten schon 2018 den Verdacht, dass es sich um ein Ru-Stück handeln könnte - nun ist es als Nr. 88 unter den derzeit bekannten bestätigt.