Liebe, Verbindlichkeit, Gefangenschaft, Schutz: Die Installation von Carmen Mariscal in Paris ist ohnehin vieldeutig, in der Coronakrise erhält sie weitere Facetten. Aus abmontierten Liebesschlössern hat die französisch-mexikanische Künstlerin eine drei Meter hohe Installation geschaffen, die zugleich an ein Haus und ein Gefängnis erinnert.
Mit der "Chez Nous" betitelten Arbeit will die 1968 in Kalifornien geborene Mariscal das Haus als psychischen Raum darstellen und die Liebe als ein gleichzeitiges Verbunden- und Gefangensein ausloten. In einem Land, in dem jetzt alle Restaurants, Cafés und Bars geschlossen sind und das öffentliche Leben praktisch still steht, wird das Zuhause tatsächlich Schutz und Gefängnis zugleich, für die weniger gefährdeten Jungen ein Liebesbeweis an die gefährdeten Älteren.
Die Vorhängeschlösser stammen von den beiden Brücken Pont des Arts und Pont de l’Archevêché, deren Geländerteile vor einigen Jahren unter der Last teilweise eingebrochen waren. Seitdem werden die Schlösser regelmäßig abmontiert. An der Brücke Pont des Arts, die den Louvre mit dem linken Seine-Ufer verbindet, wurden einmal 45 Tonnen Metall entfernt, an der Brücke Pont de l'Archevêché in der Nähe von Notre-Dame 20 Tonnen.