Buschfeuer in Australien

Anbruch des Pyrozäns

Die verheerenden Buschfeuer in Australien führen es drastisch vor Augen: Der Klimawandel bedroht Kulturdenkmäler, Museen und Kunstwerke. Aus Sorge um die ausgestellten Picasso- und Matisse-Gemälde hat die National Gallery of Australia in Canberra ihre Ausstellungsräume jetzt geschlossen

Die ökologische Wirklichkeit liegt vor der eigenen Haustür - was, wenn sie sich ungefragt Zugang zu Museen und anderen Kulturstätten verschafft? 28 Millionen Euro Schaden meldeten allein die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden nach der Flutkatastrophe 2002, der Pariser Louvre musste in den vergangenen Jahren mehrmals wegen Seine-Hochwasser schließen, und die Bilder gefluteter New Yorker High-End-Galerien in Folge von Hurrikan "Sandy" waren an Symbolkraft kaum zu übertreffen.

Jetzt hat es die National Gallery of Australia in Canberra getroffen: Das Museum hat in den vergangenen Tagen wegen der starken Rauchentwicklung durch die nahen Buschbrände schließen müsse, auch das Personal arbeitete nicht. Dabei gehe es auch darum, das Risiko für die ausgestellten Kunstwerke zu minimieren. Zurzeit zeigt die Nationalgalerie die Ausstellung "Matisse & Picasso" mit Leihgaben aus der Tate in London und des Musée national-Picasso Paris. "Alle unsere Leihgeber wurden informiert über unsere Aktivitäten und die Art und Weise, wie wir die Sammlung schützen", sagte Museumsdirektor Nick Mitzevich der australischen Zeitung "Daily Telegraph".

Der wärmste Sommer seit Beginn der Aufzeichnungen

Laut dem jüngsten Klimabericht der australischen Wissenschaftsbehörde Csiro hat sich die Voraussetzungen für extreme Feuer seit den 1950er-Jahren gehäuft. Dabei werden Faktoren wie Trockenheit, Windgeschwindigkeit und Temperatur berücksichtigt. Der vergangene australische Sommer 2018/2019 war nach Angaben der australischen Meteorologie-Behörde der wärmste seit Beginn der Aufzeichnungen. Zudem gehörte er zu den regenärmsten auf dem Kontinent.

"Die zunehmende Erderwärmung sorgt für höhere Temperaturen und Dürre", erklärt der deutsche Klimaforscher Stefan Rahmstorf. Das löse zwar nicht direkt Brände aus, verschlimmere sie aber. Sie gerieten - wie derzeit in Australien - schneller außer Kontrolle, so der Wissenschaftler vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung. Einige Forscher sprechen deshalb von einem anbrechenden "Pyrozän".

Glüht da die Zukunft?

Dass durch diese neue "Ära der Flammen" auch unser kulturelles Erbe gefährdet wäre, leuchtet unmittelbar ein. Der Kulturbetrieb ist deshalb besonders gefordert, eine Antwort auf den Klimawandel zu finden. Im Herbst forderten deshalb deutsche Museumsdirektorinnen und -direktoren in einem offenen Brief mehr staatliche Unterstützung für einen nachhaltigen Betrieb ihrer Häuser. Auch die Kirchen treibt das Thema um: Erst am Montagabend warnte die Evangelische Kirche in Mitteldeutschland vor den Folgen des Klimawandels für kirchliche Kunst- und Kulturgüter.

Wie wird die Kunst im Pyrozän aussehen? Wie Museen? Einen Vorschein darauf glüht vielleicht in dem oben zu sehenden Foto auf, das die australische Nationalgalerie gerade veröffentlicht hat.

(Mit Quellmaterial von dpa)