"Welches Topping wollen Sie auf Ihrer Quinoa-Bowl", fragt der Junge mit der Goldkette, als wir von Ferne schon das Klingeln hören: Die Pause ist vorbei, das Musical geht weiter. Wie hieß es doch gleich? Egal, irgendwas mit Gesang halt. Komplett egal. Warum nicht die Bowl in Ruhe aufessen und dann nach Hause gehen, schön Netflix schauen.
Auf der Sprang Bridge werden wir melancholisch. Sind wir hier nicht einst der Society of Shadows zum ersten Mal begegnet? Was für Weirdos! Heute bedeckt weißer Sand den Boden. Im Sommer spielen sie hier immer Zwinkerzwinker-Shakespeare-Theater, bei dem viel gepoltert wird. Jetzt ist zum Glück alles still. Wir setzen uns, und lassen die Beine über das Wasser baumeln.
"Ach, Robin, Gotham City ist so langweilig geworden, eine Stadt aus gebauten Bankkonten", sage ich zu dir. Mein ewiges Thema. "Die Schurken arbeiten heute innerhalb des Gesetzes und uns bleibt nichts zu tun, als Bowls zu essen, durch Instagram zu scrollen und uns fit zu halten, obwohl wir die Fitness gar nicht mehr brauchen für die Verbrecherjagd."
"Ja, Batman, man nennt das: 21. Jahrhundert“, sagst du, und in deiner Stimme liegt etwas, das ich nicht zu deuten weiß. Und dann setzt du wieder an zu einem großen Vortrag: dass wir uns mittlerweile als Kulturgut verstehen sollten, und Kultur sei schließlich wichtig für das innovative Standortimage Gotham-Citys. Und jetzt sprichst du auch wieder davon, dass wir unsere Arbeitsweisen ändern sollten.
Plötzlich wird der Himmel illuminiert – das Batsignal!
"Kommissar X braucht uns!", rufe ich aus. Wir springen auf. Endlich: Wir wissen, was zu tun ist, die Fremdheit zwischen uns ist sofort ausgelöscht. Als wir ins Batmobil einsteigen, bist du wieder ganz der Alte. "Atombatterien auf Power, dreifache Batgeschwindigkeit – "
Doch als wir vor dem R.H. Kane Building ankommen, stehen da nur eine Menge gutgelaunter Leute – kostümiert wie wir, verkleidet als Batman und Robin! Sie winken und bewundern unser Batmobil. "Happy Batman Day", rufen sie uns zu. Du schaust mich an, ich schaue dich an. Ich hoffe, du siehst meine Tränen nicht unter meiner Maske.