Das "Zeit"-Interview, in dem Kevin Kühnert seine sozialistischen Forderungen aufstellte, sorgte für einen Riesenwirbel, nicht nur bei den politischen Gegnern, sondern auch bei Genossen. So lästerte SPD-Mann Johannes Kahrs: "Was hat der geraucht? Legal kann es nicht gewesen sein." Und auch in der SPD-Stammwählerschaft regt sich Unmut: "Kann es sein, dass Jungsozialisten ernsthaft Sozialisten sind?", fragen sich viele Arbeiter zwischen der Lausitz und Dingolfing. Das Nachrichtenportal "Der Postillon" berichtet etwa von einer Friseurin, die Angst hat, dass sie bald ihre Villen am Starnberger See verliert.
Kein Einzelfall! Viele fühlen sich an die frühen 70er-Jahre erinnert, als der Künstler Klaus Staeck – selbst besorgtes SPD-Mitglied – ein Plakat in einer Auflage von 75.000 Exemplaren drucken ließ: "Deutsche Arbeiter! Die SPD will euch eure Villen im Tessin wegnehmen." Neben dem Plakat "Die Reichen müssen noch reicher werden. Deshalb CDU" wurde das sein bekanntestes Motiv.
"Ich werde mein Kreuz wohl künftig bei der FDP machen", sagt die Friseurin. "Die wissen wenigstens, welche Sorgen und Nöte die deutsche Arbeiterschaft umtreiben."