Das neue Wiener Aktionismus Museum zeigt radikale Körperkunst aus den 1960er-Jahren, die bis heute verstört. "Sensible Inhalte! Zutritt für Kinder bis 14 Jahre nur mit einer erwachsenen Begleitperson", lautet ein Warnhinweis im Ausstellungsbereich. Erstmals widmet sich ein eigenes Museum den Wiener Künstlern, die den menschlichen Körper für provokante Aktionen nutzten, statt ihn nur zu malen. Die Eröffnungsausstellung konzentriert sich ab Freitag auf die wichtigsten Vertreter dieser Bewegung: Den erst im Februar verstorbenen Günter Brus, sowie Hermann Nitsch, Otto Muehl und Rudolf Schwarzkogler.
Zu sehen sind etwa Aufnahmen eines genau choreografierten Happenings, bei dem sich Brus blutig schnitt. Nitsch ist unter anderem mit Aktionen mit Tierkadavern und Gedärmen vertreten. Schwarzkoglers Aktionen erinnern hingegen an klinische Versuchsanordnungen. Von Mühl sind lustvolle Tableaus aus Körpern und Schmutz zu sehen. Seine mehrjährige Haftstrafe, die er unter anderem wegen sexuellen Missbrauchs Minderjähriger verbüßen musste, wird vom Museum nicht thematisiert.
Mit ihren Werken verarbeiteten die Künstler Traumata des Zweiten Weltkrieges und lehnten sich gegen die konservative Stimmung der Nachkriegszeit auf. Bei einer Aktion wurden etwa die Ausscheidungsfunktionen vorgeführt, masturbiert und die österreichische Nationalhymne gesungen. Brus und Muehl wurden dafür zu Haftstrafen verurteilt.
"Sicherlich geht es um Emotionen, aber es geht nicht nur um Emotionen", betonte Museumsdirektorin Julia Moebus-Puck. Der Wiener Aktionismus habe eine "enorme künstlerische Qualität". Blut, Leid und Gewalt seien immer schon wichtige Themen der Kunst gewesen, etwa in der Renaissance oder bei Rembrandt, sagt die deutsche Kunstexpertin.