Das Berliner Museum der Moderne, das an der Potsdamer Straße enstehen soll, will bescheiden und zurückgenommen wirken: ein Langhaus mit Giebeldach, das an die Urformen des Bauens erinnern soll, so die Schweizer Architekten Herzog & de Meuron. Sie hatten 2016 die Ausschreibung für ein Museum der Kunst des 20. Jahrhunderts gewonnen, das zwischen der Neuen Nationalgalerie von Mies van der Rohe und der Philharmonie von Hans Scharoun errichtet werden soll. Der Plan sieht unterirdische Ausstellungsflächen und Verbindungswege vor, jetzt wurde er noch einmal deutlich modifiziert: ein weiteres Tiefgeschoss, weniger Grundfläche – und möglicherweise deutlich höhere Kosten.
Ursprünglich waren 130 Millionen Euro für den Bau veranschlagt, bewilligt wurden vom Bund bereits großzügige 200 Millionen. Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) legte am Montag dem Haushaltsausschuss des Bundestages eine Kostenrechnung in Höhe von gut 450 Millionen Euro vor. Vergangene Woche sagte das Ministerium noch dem RBB, es gebe "keine Kostenexplosion".
Für die eigentlichen Baukosten rechnet man nun mit 364,2 Millionen Euro. Nach Rücksprache mit dem Bundesfinanzministerium können zudem 52,2 Millionen für die Steigerung von Baukosten sowie 33,8 Millionen Risikokosten eingeplant werden. "Das Museum des 20. Jahrhunderts wird dringend benötigt, um der Weltklassesammlung der Neuen Nationalgalerie den angemessenen Raum zu geben", sagte Grütters am Montag. "In der Planung haben wir jetzt einen Meilenstein erreicht: Erstmals können die Baukosten des Museums konkret und mit belastbaren Zahlen beziffert werden."
Wenn nicht schnell gebaut wird, zieht vielleicht die Kunst ab
Unter welchem Zeitdruck das Projekt allerdings stehen könnte, schrieb am heutigen Montag Niklas Maak im Feuilleton der "FAZ": Denn wenn nicht schnell gebaut wird, zieht möglicherweise die Kunst ab. Die Kunstwerke, für die das geplante Museum entstehen soll, stammen hauptsächlich aus den Sammlungen Marx, Marzona und Pietzsch. Der 98-jährige Unternehmer und Kunstsammler Erich Marx hat als Stiftung Sammlung Marx Leihverträge mit der Stiftung Preußischer Kulturbesitz abgeschlossen. Der "FAZ" liegen Informationen vor, dass diese Verträge eine Klausel enthalten, die besagt: Wenn es bis zum Ende dieses Jahres nicht zum Spatenstich für das Museum komme, könne die Sammlung abgezogen werden.
Auf Basis der neuen Planungen sei die Fertigstellung des Gebäudes für 2026 vorgesehen, hieß es aus dem Haus von Grütters. Der erste Spatenstich solle "in den kommenden Wochen" erfolgen.
Die Situation ist verfahren, ein Aufschub für weitere Überarbeitungen oder auch neue Ausrichtung der architektonischen "Arbeitsgrundlage" wäre besser, als unter Zugzwang Fakten schaffen zu müssen. Worst Case: Eine weitere pompöse Hülle für Berlin, die nicht recht weiß, was sie zeigen soll. Für Dienstag hat die Stiftung Preußischer Kulturbesitz eine Pressekonferenz mit dem Architekten Jacques Herzog anberaumt.