Die Künstlerin Moshtari Hilal ist jetzt auch eine literarische Figur. Im kürzlich erschienenen Roman "Identitti" der Kulturwissenschaftlerin Mithu Sanyal hängt in einem schicken Kölner Plattenbau-Penthouse ein von Hilal geschaffenes Porträt der Professorin Saraswati - einer Ikone der Postcolonial Studies, die weiße Studierende aus ihren Seminaren wirft, sich im Verlauf des Buches aber schockierenderweise selbst als weiß herausstellt. Saraswati mit ihren indischen Dupattas und ihren Büchern zur Dekolonialisierung der Seele hieß früher mal Sarah Vera Thielmann.
Die Figur Saraswati ist fiktiv, genauso wie das beschriebene Kunstwerk mit ihrem Abbild. Doch die Künstlerin Moshtari Hilal, die in Berlin und Hamburg lebt, ist real. Auch, dass sie Porträts zeichnet, stimmt – und sie setzt sich auch in der Welt jenseits der Buchseiten mit Identität, Zuschreibungen und Privilegien auseinander. Interessanterweise spiegeln sich Aspekte der Handlung von "Identitti" in verschiedener Weise in der Wirklichkeit wider, und Hilal landete vor einigen Wochen im Zentrum einer erhitzten Debatte mit heftigen Shitstorm-Böen. Auch hier ging es um Identität, wenn auch in anderer Form. Es ging um deutsche, vorwiegend weiße Identität und um "Menschen mit Nazihintergrund".
Moshtari Hilal, die Islam- und Politikwissenschaft mit Schwerpunkt auf dekoloniale und Gender-Studien in Berlin, Amman und London studiert hat, hat diesen Begriff nicht erfunden. Aber zusammen mit dem Autor und politischen Geografen Sinthujan Varatharajah hat sie ihn schlagartig einer breiteren Öffentlichkeit bekannt gemacht. Hilal und Varatharajah, die sich auf Facebook kennengelernt haben, verabredeten sich im Lockdown regelmäßig zu Instagram-Live-Talks zu politischen Themen. Mitte Februar ging es um Nazierbe in Deutschland – und um die Frage, wie eine heutige Kulturelite noch immer von Kapital profitiert, das in ihren Familien während der NS-Zeit generiert wurde. Es war die Rede von hard power, die in soft power umgewandelt wird. Den Begriff "Menschen mit Nazihintergrund" benutzten die beiden dabei als Beschreibung für jene Deutsche, die Nachkommen von Täterinnen und Tätern sind.
"Das Neuartige schienen die Form und unsere Personen zu sein"
In ihrem Gespräch begeben sich Hilal und Varatharajah ins Herz der liberalen deutschen Kulturszene. Sie sprechen über die NS-Familiengeschichte der Sammlerin Julia Stoschek, deren Urgroßvater Max Brose NSDAP-Mitglied war, 1938 zum Wehrwirtschaftsführer ernannt wurde und während des Zweiten Weltkriegs auch mit Rüstungsgütern reich wurde. Stoschek, die zu den bedeutendsten Sammlerinnen von Medienkunst gehört und ihre Werke in Düsseldorf und Berlin sowie online öffentlich zugänglich macht, ist seit 1993 Gesellschafterin der Brose Gruppe - heute einer der größten Automobilzulieferer weltweit.
Außerdem geht es in dem knapp zweistündigen Talk, der inzwischen über 55.000 Views verzeichnet, um den queerfeministischen Buchladen She Said in Berlin-Kreuzberg. Deren Betreiberin Emilia von Senger stammt aus einer alten Adelsfamilie, ihr Urgroßvater war hochrangiger Wehrmachtsgeneral, ihr Großvater war ebenfalls General der Wehrmacht und später Nato-Oberbefehlshaber.
Man tritt Moshtari Hilal und Sinthujan Varatharajah nicht zu nahe, wenn man feststellt, dass diese Informationen nicht gerade brisante Enthüllungen sind – auch wenn dem Talk im Nachhinein vorgeworfen wurde, diesen Eindruck erweckt zu haben. Bei von Senger reicht ein Blick in die Wikipedia, um sich über die Familiengeschichte zu informieren (Emilia von Senger sagte später, dass das Geld für den Buchladen aus einem Erbe mütterlicherseits, also aus der Zeitungsbranche stamme, sie sich aber in Zukunft offensiv mit ihrer Verantwortung auseinandersetzen wolle. "Einen queerfeministischen Buchladen zu eröffnen und gleichzeitig nicht über seine Nazi-Familiengeschichte zu sprechen, geht nicht", schrieb sie auf Instagram). Zu den NS-Verstrickungen der Firma Brose zeigte der Künstler Leon Kahane im Herbst 2020 eine Ausstellung in Berlin, der Satiriker Jan Böhmermann griff das Thema mehrfach in seiner Sendung "Neo Magazin Royale" im ZDF auf. Auch auf der Website der Stoschek Collection steht inzwischen eine Zusammenfassung der Brose-Firmengeschichte.
"Es war überhaupt nicht unser Anspruch, etwas zu enthüllen", erzählt Moshtari Hilal am Telefon. "Die Beispiele, die wir genannt haben, waren bereits im Gespräch oder wurden uns aus unserer Community vorgeschlagen. Das Neuartige schienen eher die Form und unsere Personen zu sein. Wir glauben, dass es manchmal nicht ausreicht, wenn man abstrakt über diese Dinge spricht, also schaut man sich vielleicht am besten konkret die Orte an, an denen man selbst verkehren würde. Wenn man die Dinge zu groß zieht, verlieren sie an Relevanz für das eigene Handeln."
"Wir sind ungehemmt an das Thema herangegangen"
Die 28-Jährige erzählt, dass die Idee der Gespräche war, sich Themen mit möglichst niedriger Hemmschwelle und außerhalb von wissenschaftlichen Fachdiskursen zu nähern. "Wir haben uns gefragt: Was kann eine interessierte Person, die sich außerhalb der institutionellen Debatten befindet, wissen?", sagt Hilal. "Wir setzen kein Fachwissen voraus und benutzen vor allem öffentliche Quellen. Wir sind ungehemmt an das Thema herangegangen, auch sprachlich. Das hat sicher provoziert."
Hat es ganz offenbar. Wie es Social-Media-Debatten heute zuverlässig tun, schwappte der Instagram-Talk aus der digitalen Teilöffentlichkeit in die "klassischen Medien" herüber: Moshtari Hilal und Sinthujan Varatharajah wurde vorgeworfen, in ihrer wokeness gerade diejenigen zu treffen, die sich mit ihren Projekten für eine offene Gesellschaft und Kunst einsetzen. Die Linke fresse sich gewissermaßen selbst. Die Betreiberin eines queerfeministischen Buchladens anzugreifen, so hieß es in der "Taz", sei eine falsche Setzung von Prioritäten, weil die gefährlichen Nazi-Nachkommen an anderer Stelle säßen und man die realen Gefahren durch Antisemitismus und rechtsextremes Gedankengut in Deutschland aus dem Blick verliere. In der "Welt" war zu lesen, dass sich Hilal und Varatharajah als Rassisten erweisen würden, weil sie allen Deutschen einen Nazihintergrund unterstellten (nach Anschauen des kompletten Talks muss man sagen: Das tun sie nicht).
"Wir haben nie von einem binären Konzept gesprochen, in dem es auf der einen Seite nur Menschen mit Nazihintergrund und auf der anderen Seite den Rest - Menschen mit Migrationshintergrund - gäbe, und die einen wären verantwortlich und die anderen nicht", sagt Moshtari Hilal im Gespräch. Auch um einen Boykott der genannten Kulturorte gehe es nicht. "Boykott interessiert mich persönlich nicht und ist unrealistisch", sagt sie. "Daher wäre die Konsequenz, die ich produktiv und sinnvoll finde, dass man Transparenz einfordert, damit man sich persönlich positionieren kann. Eine respektvolle Zusammenarbeit erfordert ein ehrliche Auseinandersetzung mit den Verhältnissen, aus denen heraus wir arbeiten."
Die Erzählung der "Stunde Null" in der Kunst ist längst zerbröselt
Die heftigen Reaktionen auf ein Instagram-Live-Gespräch sind auch deshalb interessant, weil das Thema im Kulturbetrieb in Wellen immer wieder auftaucht und eigentlich ein Stück weit eingeübt ist. "Ich dachte, dass gerade Literatur und Kunst die Diskursräume sind, in denen kritische Auseinandersetzung befürwortet und auch belohnt wird, aber es ist etwas anderes, reale Machtkritik zu äußern, als sich abstrakt in Kunstwerken damit auseinanderzusetzen", sagt Moshtari Hilal. "Wir haben den Bereich der Kultur auch aus einer selbstkritischen Perspektive ausgewählt, weil wir immer wieder Überschneidungen mit dem Betrieb haben. Ich empfinde eine starke Asymmetrie in der Art, wie in einigen Medien viel härter mit uns umgegangen wurde als mit etablierteren, ressourcenstärkeren Personen, hinter denen Institutionen stehen, und die genauso Namen nennen und polarisierende Themen aufgreifen."
Die Frage, wie mit dem Nazi-Erbe (und dem Geld dahinter) in der Kunst zu verfahren ist, stellt sich immer wieder – und wie Moshtari Hilal sagt, braucht es auch immer wieder eine gewisse Provokanz, um das Allgegenwärtige zu thematisieren. Anfang der 2000er-Jahre stritt Berlin über die Friedrich Christian Flick Collection im Hamburger Bahnhof und ihre Verbindung zur NS-Geschichte des Familienunternehmens. In den letzten beiden Jahren wurde dann ausführlich über NS-Kontinuitäten in der deutschen Nachkriegsmoderne gesprochen.
Eine Ausstellung in Berlin erinnerte an die Nazi-Sympathien des Malers Emil Nolde und die Rehabilitationsmythen durch den Kurator Werner Haftmann – seinerseits Kopf der ersten Documenta-Ausstellungen in Kassel und nach derzeitigen Erkenntnissen nicht nur NSDAP-Mitglied sondern wahrscheinlich auch SA-Mann. Wenn es die Corona-Maßnahmen erlauben, wird zu diesem Thema im Juni eine große Ausstellung im Deutschen Historischen Museum (DHM) in Berlin eröffnen. Außerdem wird es dort in einer zweiten Schau um Hitlers bevorzugte Künstler gehen, die auch nach Kriegsende in der BRD repräsentative Aufträge bekamen. Die Erzählung von der Zäsur im Kulturbetrieb, der "Stunde Null" nach der NS-Zeit, ist längst zerbröselt und die Institutionen kommen nicht umhin, sich ihrer eigenen Rolle in der Geschichte zu stellen.
Etwas benennen, was sonst die Norm ist
Für die Aufregung um Moshtari Hilal und Sinthujan Varatharajah muss es also noch einen anderen Grund geben. Und es drängt sich der Eindruck auf, dass es auch darum geht, wer spricht. Hilals familiäre Wurzeln liegen in Afghanistan, Varatharajahs in Sri Lanka. In Deutschland haben sie ihr Leben lang die Erfahrung gemacht, als "Menschen mit Migrationshintergrund" bezeichnet und daran gemessen zu werden. Das Provokationspotenzial des Begriffs "Menschen mit Nazihintergrund" liegt auch darin, dass er die "biodeutsche" Mehrheitsgesellschaft trifft. Dass er etwas benennt, was normalerweise als gesellschaftliche Norm unbenannt bleibt. Dass er verallgemeinert und Differenzierungen auflöst und damit zwangsläufig eindimensional und ungerecht ist. Genauso allerdings wie der Stempel Migrationshintergrund. "Wir werfen im Grunde eine Frage zurück, die wir immer wieder gestellt bekommen“, sagt Moshtari Hilal. "Die Frage ist 'Woher kommst du?' Aber dabei geht es nicht mehr um Geografie oder eine vermeintliche Ethnie, sondern um historische und ökonomische Zusammenhänge."
In der Debatte laufen also mehrere Diskurse zusammen. Die Verhandlung von Erinnerungskultur in einer Einwanderungsgesellschaft, individuelle Verantwortung und ökonomische Ungleichheit. Dass sie so hitzig geführt wurde, liegt wohl auch daran, dass sie mit dem aktuellen Reizthema "Identitätspolitik" zu tun hat, aber ausnahmsweise keine Minderheit, sondern die Mehrheit im Fokus steht. Und dass an dieser Debatte viele Menschen teilnehmen, die von der Arbeit der etablierten Kulturinstitutionen nicht unbedingt erreicht werden.
In der Auseinandersetzung lassen sich blinde Flecken entdecken. So wies der Künstler Leon Kahane in der "Taz" darauf hin, dass im ursprünglichen Gespräch von Hilal und Varatharajah die jüdische Perspektive und die Forderung nach Aufarbeitung und Wiedergutmachung fehle, die es seit Jahrzehnten von Überlebenden des Holocaust und ihren Nachkommen gebe. Es sei nicht klar, was die beiden mit ihrem Vorstoß eigentlich wollten.
"Kritik ist der schönste Ausdruck der Liebe"
Moshtari Hilal sieht denTalk mit Sinthujan Varatharajah jedoch eher als Auftakt einer Diskussion denn als Manifest mit klaren Forderungen. "Kritik ist der schönste Ausdruck der Liebe", sagt sie in dem Video. "Vielleicht ein etwas pathetisches Wort", ergänzt sie am Telefon. "Aber ich kritisiere ja, weil ich an die Menschheit glaube. Ich könnte auch gleichgültig sein, aber das bin ich nicht. Kritik ist das Gegenteil von Gleichgültigkeit. Ich interessiere mich für diese Gesellschaft und für dieses Land. Ich bin hier. Deshalb ist es nur konsequent über das Unbehagen zu sprechen."
Zusammen mit der Berliner Künstlerin Candice Breitz wollen Hilal und Varatharajah nun die Perspektive weiten. Derzeit kuratieren sie ein Kapitel des Social-Media-Gesprächsformats "This is Germany" zum Thema "Menschen mit Nazihintergrund". Auf der von Breitz initiierten Plattform auf Facebook und Instagram sprechen Kulturschaffende verschiedener Herkunft in kurzen Videos über ein vorgegebenes Thema. Über die Inhalte entscheiden die Teilnehmenden selbst. Zur NS-Erbe-Debatte kommen bisher unter anderem der Künstler Dani Gal, die Schauspielerin und Autorin Nirit Sommerfeld, der Historiker Michael Zank und die Kuratorin Bettina Steinbrügge zu Wort. Auch der Holocaust-Forscher Michael Rothberg, dessen Theorien zur "multidirektionalen Erinnerung" kontrovers diskutiert werden, hat ein Video geschickt. Weitere Beiträge sollen folgen.
Aus den bisherigen Statements geht hervor, dass die Befragten den Begriff "Menschen mit Nazihintergrund" nicht als Diffamierung, sondern als Möglichkeit sehen, um bestehende Strukturen und historisches Erbe zu analysieren oder sich selbst und die eigene Familiengeschichte zu befragen. Auch die Sorge, dadurch zu täterfixiert zu sein, kommt zum Ausdruck. Allerdings bleibt durch das Format der vorproduzierten Videos eine direkte Diskussion und Widerspruch zwischen den Beteiligten aus. Ohnehin scheint sich die Mehrheit der Sprechenden in einem politischen Spektrum links der Mitte zu verorten. In der "Berliner Zeitung" sagt Candice Breitz, dass sie auch die Differenzen und Zersplitterunen in der Haltung von Menschen aufzeigen wolle, die politisch eigentlich Ähnliches wollten. "TiG" könne auch eine Form von Selbstanalyse der Linken sein.
Ob diese Auswahl von akademisch versierten Stimmen jetzt "Germany" repräsentiert, kann man bezweifeln – aber diese kühne Selbstbehauptung (noch dazu auf Englisch) dürfte Kalkül sein. Sind es doch meist Vertreterinnen und Vertreter der weißen Mehrheitsgesellschaft, die den Anspruch formulieren, für "die Deutschen" zu sprechen. "Mich hat an 'This is Germany' interessiert, dass vor allem klassische Intellektuelle angehalten werden auf populäre Debatten zu reagieren", sagt Moshtari Hilal. "Dadurch ergeben sich oft unerwartete Nuancen und Tiefen, die sonst in so polarisierenden Debatten zu kurz kommen."
Das was stört, wird zu Schmuck
Auf die Frage hin, ob sie sich in diesem Zusammenhang eigentlich als Künstlerin, Aktivistin oder Theoretikerin sieht, will sich Moshtari Hilal nicht festlegen. Doch auch in ihrer Kunst (Hilal bezeichnet sich als Autodidaktin) spielen Erinnerung und das Familienarchiv eine Rolle. Sie zeichnet Porträts aus feinen, aber entschlossenen Linien, die den Gesichtern und Körpern etwas Abstraktes verleihen. Dabei vermischt sie fiktive und reale Figuren.
Sie erzählt, dass sie anfangs unsicher über die Verwendung semi-biografischer Elemente war. "Meine ersten Erfahrungen in der Kunst waren davon geprägt, dass ich exotisiert und mit Labeln wie "migrantisch", "muslimisch" oder "geflüchtet" versehen wurde“, sagt sie. "Meine erste Reaktion war Selbstzensur, um dem zu entgehen, aber inzwischen denke ich, dass radikale Subjektivität ein Mittel sein kann, um die Leerstellen in der Kultur mit Wahrnehmungen und Empfindungen zu bespielen, die historisch und strukturell Ausgrenzung erfahren haben."
In ihren Zeichnungen, die unter anderem in Hamburg, Berlin, London und Teheran ausgestellt wurden, geht es immer wieder um Schönheitsideale und Zuschreibungen: um kleine und große Nasen und schwarze Haare, die Hilal wie Ornamente einzeln auf die Haut ihrer Figuren zeichnet. Das, was vor allem bei Frauen an vielen Körperstellen als störend und entfernenswert gilt, wird auf ihren Bildern zu Schmuck.
Ein Plädoyer, im Gespräch zu bleiben
Der Künstlerin ist es jedoch wichtig zu betonen, dass sie in ihrer Arbeit keine Aussagen über Gruppen von Menschen treffen will. "Ich repräsentiere erstmal nur mich und meine Sicht", sagt sie. "Meine Arbeit ist nicht automatisch aussagekräftig für kollektive Zuschreibungen oder generische Beobachtungen über 'die afghanische Frau' oder 'die diasporische Generation'. Natürlich berühre ich gesellschaftliche Themen, aber der Umgang damit ist ganz mein eigener. Marginalisierte Kunstschaffende sehen ihre Arbeit leider immer wieder für unsinnige neo-ethnologische Überlegungen zweckentfremdet."
In der Kunst wie im politischen Diskurs plädiert Moshtari Hilal dafür, im Gespräch zu bleiben und sich gegenseitig komplexe Geschichten zuzugestehen. "Ich glaube, dass die Emotionen, die gerade hochkochen, produktiv sind, wenn man sie als Anlass nimmt Dinge zu hinterfragen", sagt sie. Interessanterweise ist das auch der Schluss, zu dem Mithu Sanyals Roman "Identitti" mit Hilals fiktiven Porträt an der Wand kommt. In Zukunft hofft sie, ihr politisches Engagement stärker mit ihrem Künstlerinnensein zusammenzuführen – was dann natürlich wieder die Frage aufwirft, in welchen Kontexten und mit welchen Institutionen man zusammenarbeitet. "Es haben sich durch unseren Vorstoß sicher einige Türen in der Kunst geschlossen", sagt Moshtari Hilal. "Aber es haben sich auch einige geöffnet."