Die meiste Kunst war Mathangi "Maya" Arulpragasam dann doch nicht engagiert, politisch, kraftvoll genug: Als die Tochter sri-lankischer Eltern an der Londoner Kunsthochschule Central Saint Martins studierte, beklagte sie die Lethargie ihrer Kommilitonen und die Blutarmut in deren Arbeiten. Arulpragasam schlug einen anderen Weg ein und wurde bald unter dem Namen M.I.A. als Elektropop-Sängerin berühmt.
Um ihren dann doch erstaunlich umfangreichen künstlerischen Output zu würdigen, veröffentlicht der amerikanische Verlag Rizzoli jetzt eine Monografie: mit Collagen, Fotos und Drucken aus Studentenzeiten, mit Street-Art, T-Shirt-Prints oder handgemachten Kostümentwürfen. Politisch, voller Leben – die Message ist bekannt, aber das Medium doch erfrischend anders.
Die Buchform habe jetzt sein müssen, um all dem, was sie zuletzt beschäftigt habe, einen Raum außerhalb ihres Kopfes und ihrer drei Laptops zu geben, sagte M.I.A., als sie das Buch kürzlich im New Yorker PS1, einem Ableger des Museum of Modern Art, präsentierte. Was man ihr sehr gerne glauben möchte. In dem 192-Seiten-Werk wandeln sich Videostills zu Zeichnungen, Fotografien zu Installationen, Graffiti auf Leinwand zur Computercollage.
Grundkenntnisse in Sanskrit, Bollywood und der Ikonografie diverser politischer Widerstandsbewegungen sind zum Verständnis sicher hilfreich, aber keine zwingende Voraussetzung: Man kann sich den psychedelischen Farben, den Metamorphosen von Material und Medien auch einfach ausliefern. Und alles Weitere den mitgelieferten Liedtexten und einem Interview mit der Künstlerin entnehmen.