Medienschau

"Der Schlaf des Kanzlers ist wirklich durch nichts zu stören"

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Aktionskünstler Ruch über den Erfolg der AfD, Artnet AG mit schlechten Zahlen und geschlechtergerechte Stadtplanung auf dem Vormarsch: Das ist unsere Presseschau am Mittwoch

Debatte

Der Aktionskünstler Philipp Ruch vom Zentrum für Politische Schönheit spricht nach den Landtagswahlen in Thüringen und Sachsen mit den hohen Wahlergebnissen für die AfD mit Patrick Wildermann im "Tagesspiegel" über den Reiz des Faschismus, Parallelen von heute zur Weimarer Republik und das Dauergrinsen von Olaf Scholz: "Der Schlaf des Kanzlers ist wirklich durch nichts zu stören. Erst bei einem Weltkrieg würde Scholz aufwachen, und auch das ist nicht gesichert. Er hält ja die AfD für eine Schlechte-Laune-Partei, die er als drögster aller Menschen mit einem Dauergrinsen bekämpfen will. Gute Laune ist nur leider keine politische Waffe. Überhaupt werden auf die AfD nur stumpfe Holzschwerter gehalten. Das funktioniert so wenig wie der Versuch, sie inhaltlich zu stellen – der grandiose Einfall der CDU. Jetzt stehen wir vor vollendeten Tatsachen."

Der israelische Bestsellerautor Yuval Noah Harari ("Eine kurze Geschichte der Menschheit") wünscht sich eine Entschleunigung bei der Nutzung von Informationen. "Mit Information ist es wie mit Nahrung. Wir brauchen sie zum Überleben, aber zu viel davon bekommt uns nicht. Genauso ist es, wenn man sich mit immer mehr Information zustopft", sagte der Historiker, der an der Hebräischen Universität Jerusalem lehrt, dem "Stern". "Wir müssen uns Zeit nehmen, die Dinge zu verdauen, sie zu verstehen und zu durchdringen. Ich glaube, die Welt braucht eine Informationsdiät." Mehr Information in Umlauf zu bringen, führe "nicht zwangsläufig zu mehr Erkenntnis und Einsicht, sondern potenziell zum Gegenteil. Heute wie damals sind die meisten Informationen, die im Umlauf sind, nicht wahr", sagte Harari. Die Menge an Informationen in der heutigen Zeit führe dazu, dass die Menschen einander nicht mehr zuhörten und sich nicht auf Fakten einigen könnten. "Wir müssten eigentlich sagen: Seid vorsichtig! Unterscheidet zwischen schädlichen und gesunden Informationen!" Warnlabels für Informationen, ähnlich wie etwa auf Zigarettenschachteln oder Chipstüten, könnten den Menschen helfen, schlägt der 48-Jährige vor. "Da steht ja auch drauf: 'Enthält 40 Prozent Fett, Zucker und eine Menge Salz.' Du kannst die Chips trotzdem essen. Aber du weißt, was du dir damit antust." Zum Beispiel bei Tiktok-Videos könne ein Warnhinweis vorgeschaltet sein - "etwa: enthält 40 Prozent Gier und 20 Prozent Wut. Wenn ich mein Hirn damit füttern will: okay. Aber ich weiß, worauf ich mich einlasse". Das Sachbuch "Eine kurze Geschichte der Menschheit", in dem Harari erklärt, wie der Mensch die Vorherrschaft auf der Erde übernehmen konnte, machte den Historiker weltweit bekannt. Sein neuestes Buch "Nexus" erscheint am 10. September. Darin zeigt der Autor, wie die Weitergabe von Informationen unsere Welt zugleich auf- und umgebaut hat, und warnt vor den Folgen der rasanten Entwicklung Künstlicher Intelligenz (KI) für die Menschheit und die Demokratie.

Kunstmarkt

Artnet AG veröffentlicht schlechte Zahlen für 2023 mit Verspätung, meldet Stefan Kobel im "Handelsblatt". "Bemerkenswert ist vor diesem Hintergrund, dass die schon vor zwei Jahren in Aussicht gestellte Kündigung eines hochdotierten Beratervertrags mit der Galerie Neuendorf AG des Artnet-Gründers, -Großaktionärs und -Aufsichtsrats Hans Neuendorf doch nicht erfolgt ist. Darlehen der Galerie an Artnet in Höhe von über einer halben Million Euro sind mit zehn Prozent verzinst. Einem namentlich nicht genannten Vorstandsmitglied wurden zudem Beratungsleistungen mit 118.000 Euro vergütet."

Architektur

Rafaela von Bredow schreibt im "Spiegel" über geschlechtergerechte Stadtplanung: Architektinnen und Stadtplanerinnen entwerfen in Paris, Barcelona oder Wien Quartiere, Plätze und Häuser, die den Bedürfnissen von Frauen stärker entgegenkommen als bisherige Städte. "Nicht mehr nur die Infrastruktur soll verbessert werden, es geht um eine grundlegende Neuordnung. Ziel ist eine 'Stadt für alle', ein durch und durch lebenswerter Ort, nicht nur für Frauen." Von Bredow stellt die Planerinnen, Denkerinnen und Aktivistinnen wie Eva Kail, Ada Colau, Jane Jacobs oder Mary Pepchinski vor.

Museen

In der Berliner Max-Liebermann-Villa und im Verein, der das Erbe des Malers pflegt, gibt es Streit, berichtet Birgit Rieger im "Tagesspiegel": "Bei der Jahreshauptversammlung im Juni wurde ein neues Vorstandsgremium gewählt. Der neue Vorsitzende heißt Tilmann von Stockhausen, ist Direktor der Lübecker Museen und erst seit wenigen Wochen Mitglied der Max-Liebermann-Gesellschaft. Der Neuling trat mit einer vierköpfigen Kandidatenriege an, die im Block in den Vorstand gewählt wurde. Das Nachsehen hat der bisherige Vorstand, bestehend aus langjährigen Mitgliedern. Dessen Vorsitzender Johannes Nathan hatte ebenfalls erneut kandidiert und die Wahl verloren. Es soll laut und unschön zugegangen sein bei dieser Jahreshauptversammlung. Unter anderem erhob die ehemalige Geschäftsführerin Lucy Wasensteiner, die im April das Haus verlassen hat, diverse Anschuldigungen gegen den bisherigen Vorstand."