Museen
Der Bundestag hat jetzt ein Gesetz zur Reform der Stiftung Preußischer Kulturbesitz (SPK) beschlossen: Mitten in der Nacht stimmten SPD, CDU/CSU, Grüne und FDP für das Vorhaben. "Viele ihrer Häuser wursteln vor sich hin, weil ihnen die Marketingstrategen, IT-Experten oder Werbebudgets fehlen, die den Kontakt zum Publikum oder zu Partnermuseen herstellen könnten", konstatiert Andreas Kilb in der "FAZ". "In der Haushaltsplanung für das laufende Jahr hat Claudia Roth den Bundeszuschuss zum Stiftungsetat um 17 Millionen Euro erhöht. Zudem steigt der Beitrag der Länder um drei Millionen, zu denen nach dem geltenden Proporzmodell weitere neun Millionen vom Bund kommen. Das klingt gewaltig, aber wird gerade einmal reichen, um die Löcher zu stopfen, die im Haushalt der SPK durch steigende Betriebs- und Personalkosten und die Schließung des Pergamonmuseums, ihres besucherträchtigsten Hauses, bis zum Sommer 2027 klaffen."
Mit dem Satz "Wir stehen in Opposition zum Nationalismus" war neulich ein "Welt"-Interview mit Max Hollein überschrieben, fast identisch ("Dieses Museum ist die Antithese zum Nationalismus") jetzt ein "SZ"-Gespräch mit dem Direktor des New Yorker Metropolitan Museum of Art. Inzwischen sitzt Donald Trump im Weißen Haus, doch im Gegensatz zu anderen US-Museumschefs knickt der Österreicher nicht ein: "Unsere Aufgabe ist es zu zeigen, dass wir auf dieser Welt eine gemeinsame kulturelle Geschichte haben. Und dass die Idee von Nationen und künstlichen Grenzen mit all diesen Verbindungen zwischen den Kulturen nicht vereinbar ist. Wir haben hier Kuratoren aus etwa 60 verschiedene Nationen. Wir feiern hier das chinesische und das persische Neujahr, wir feiern Pride, wir feiern Chanukka. Wir begreifen uns als ein home away from home für alle. Und natürlich feiern wir mit unseren Ausstellungen all diese gemeinsamen kulturellen Verbindungen. Wir tragen also dazu bei, dass Nationen dialogfähig bleiben. Das ist derzeit sicherlich noch mehr gefragt als vielleicht noch vor 20 Jahren." Auf die Frage von Interviewer Boris Herrmann, ob das Museum Trump noch etwas schuldig sei, antwortet Max Hollein: "Sagen wir so: Donald Trump zählt sicher nicht zu den Philanthropen, die das Met aufgebaut haben."
Kunstmarkt
Über die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft wegen des Verdachts auf Betrug und Insolvenzverschleppung gegen die Münchner Galerie Thomas berichtet der BR. "Teilweise sollen Kunstwerke bereits vor mehreren Jahren verkauft worden sein, ohne dass die Eigentümer davon erfuhren. Insgesamt geht es laut Staatsanwaltschaft um eine Schadenssumme im unteren zweistelligen Millionenbereich. 'Am Ende haben sich hohe Verbindlichkeiten aufgetürmt', sagt Insolvenzverwalter Hubert Ampferl von der Kanzlei 'Dr. Beck & Partner' über die Situation bei der Übernahme des Verfahrens." Galerist Raimund Thomas sei verschwunden, berichtet der Sender. Ampferl erklärt, seit einem ersten Anruf am Tag des Insolvenzantrags keinen Kontakt mehr zu ihm gehabt zu haben, auch die ermittelnde Staatsanwaltschaft kenne derzeit seinen Aufenthaltsort nicht. Seine Tochter Silke Thomas saß laut Staatsanwaltschaft von Mitte Dezember bis 24. Januar in U-Haft, inzwischen wurde der Haftbefehl gegen Auflagen außer Vollzug gesetzt. "Insgesamt haben über 200 Gläubiger im Rahmen des Insolvenzverfahrens Ansprüche an die Galerie angemeldet, darunter Kunstsammler, aber auch diverse Dienstleister wie Versicherer, Vermieter und Logistikunternehmen. Laut Insolvenzverwalter wurde inzwischen mit der Rückgabe von Kunstwerken begonnen. Über 200 Arbeiten seien bereits ausgehändigt worden, sowohl an von der Galerie vertretene Künstler als auch an Kunstsammler, die Werke in Kommission gegeben hatten."
Nachruf
Max Scharnigg erinnert in der "SZ" an den Unternehmer und Designer Rolf Benz, der auch die legendäre Couch für "Wetten, dass..?" gestaltet hat und der jetzt im Alter von 91 Jahren gestorben ist. "Es passt zur klarsichtigen Einstellung des Unternehmensgründers, dass er auf diesem Höhepunkt 1993 das eigene Unternehmen verkaufte und sich stattdessen mit seiner Familie des Traditionsunternehmens Walter Knoll annahm. Mit seinem Bauhaus-Erbe und vielen Klassikern im Programm schien Walter Knoll für Rolf Benz die ideale Kulisse zu sein, um seine Liebe zu geradlinigem Design und Handwerkstradition weiterzugeben und sie auf den ganzen Wohnraum auszuweiten – bis heute sind Kinder und Enkel von Rolf Benz bei Walter Knoll an entscheidender Stelle tätig."
Interview
Im "ND"-Interview erinnert sich die Künstlerin Else Gabriel daran, wie sie 1990 zu einer Werkschau der DDR-Kunst in Paris eingeladen war: "Es war unwirklich. Wir kamen als Zombies, als letztes Gefecht eines toten Systems. Wie ein bis dato unbeachteter Dudelsack, noch einmal dick aufgepumpt als Alibi für eine linke Utopie. Im ehemaligen Pariser Schlachthof abgeworfen, tönt es verstörend aus allen Pfeifen gleichzeitig. Bis die Luft raus ist." Zum Interview zeigt die Zeitung auch ein schönes Hochzeitsfoto der Künstlerin mit dem schwulen, westdeutschen Schriftsteller Max Goldt vor dem Standesamt im Prenzlauer Berg. "Jedes Mal, wenn ich nach Weißensee fahre, fahre ich dort vorbei: Fröbelstraße", erzählte Else Gabriel kürzlich im Monopol-Interview. "Es hatte anderthalb Jahre Vorlauf. Es hatte viele Einbestellungen im Ministerium des Inneren. Auch die Frage natürlich, warum Max Goldt nicht in den Osten zieht, weil es da doch viel schöner ist. Es wurde auch deutlich nach der Begründung gefragt, weshalb wir jetzt für immer füreinander bestimmt sind. Meine erste, etwas lapidare Antwort reichte offensichtlich nicht aus. Dann habe ich da in der Dunckerstraße im Prenzlauer Berg gesessen, an meiner alten Reiseschreibmaschine und habe mir eine Liebesgeschichte aus dem Gehirn gesaugt."
Fotografie
Titus Blome beugt sich für die "Zeit" über das neue offizielle Foto der US-First-Lady Melania Trump: Soll es uns etwas sagen? "Hier spießt der kühle Blick der Grande Dame am Kopfende des Designertischs jeden Junior Associate so durchdringend auf, dass er später noch schaudernd seinen Kollegen davon berichtet, während nach Feierabend die Kreditkarte schon über das iPhone klackert. Gerade hat ihr Ehemann Billionen Dollar in staatlichen Zuschüssen und Ausgaben gestoppt – unter anderem für die gesetzliche Krankenkasse, bei der ein Fünftel aller Amerikaner versichert ist. Das ist natürlich alles sehr tragisch. Doch in diesem Bild, bei dieser First Lady, ist kein Trost zu finden."
Ausstellung
Nach ihrer Schreibmaschinenkunst werden nun endlich auch die Gemälde von Ruth Wolf-Rehfeldt wiederentdeckt, freut sich August Modersohn in der "Zeit" anlässlich einer Ausstellung in der Berliner Galerie Chert Lüdde. "In den Sechzigern begann sie mit Stillleben, eines hängt gleich am Eingang zur Ausstellung. Eine Pfanne. Eine Kanne. Drei Eier. Es folgten Blumensträuße, Abstrahierungen, bald dann psychedelische Muster, alles fließt, mal taucht ein Auge auf in den bunten Falten, sind es überhaupt noch Falten? Mystisch, anders kann man es nicht sagen."