Medienschau

"Von der einstigen Kunst-Metropole zur Banausen-City"

artikelbild_monopol-medienschau

Die Olympia-Eröffnung sorgt weiter für Diskussionen, der drohende Abriss des Düsseldorfer Fruhtrunk-Audimax' für Protest und Calla Henkel für Urlaubslektüre: Das ist unsere Presseschau am Dienstag

Kunstgeschichte

"FAZ"-Kunstkritiker Stefan Trinks ist - wie viele - nicht glücklich mit der Olympia-Eröffnungsfeier. "Unausgegorene Tableaux vivants folgten aufeinander, als spielte ein hyperaktives Riesenbaby mit ihnen und verlöre immer schon nach wenigen Sekunden wieder die Freude am Spielzug und holte sich das nächste. Ein Pianist griff an einem lichterloh brennenden Flügel in die Tasten (Dalí!), ein schmerbäuchiger Dionysos in Schlumpfblau sang in einem grellbunten Fruchtstillleben ein sonderbares Liedchen (Caravaggios 'Bacchus', falsch verstanden). Besonders geschmacklos: Dutzende von Marie Antoinettes mit abgetrenntem Kopf unter dem Arm blickten aus den Fenstern der Conciergerie wie Warhols vervielfältigte Marilyns oder Liz Taylors, während die Band Gojira als Rammstein-Pendant auf Balkons des Justizpalastes ihren Metal zu einer ähnlich martialischen Show mit Feuerfontänen zum Besten gab."  Saskia Trebing kommentiert in Monopol die vermeintliche Verhöhnung des Christentums auf der Feier. "Leonardo da Vinci hätte das umstrittene 'Letzte Abendmahl' der Olympischen Spiele geliebt", ist sich hingegen Jason P. Frank auf "Vulture" sicher. "Historiker wie Serge Bramly und David M. Friedman haben behauptet, dass er ein aktiv praktizierender Homosexueller war, und tatsächlich wurde er zu Lebzeiten wegen Sodomie angeklagt ... Selbst wenn sich das Tableau auf das Gemälde von da Vinci bezog, ist es dann wirklich anstößig, das Werk eines, um den Papst zu zitieren, 'frociaggine' zu verunglimpfen?"

"Von der einstigen Kunst-Metropole zur Banausen-City": Gerhard Matzig kritisiert in der "SZ" den geplanten Abriss des von Maler Günter Fruhtrunk gestalteten Audimax in Düsseldorf (Monopol berichtete). "Die Pointe ist diese: Der Denkmalschutz als Behörde hat ein Interesse daran, dass die Wettbewerbsergebnisse, also ohne Audimax beziehungsweise Fruhtrunk, realisiert werden, denn auch die Behörde profitiert räumlich davon. Außerdem ist das Ganze peinlich für die Stadt Düsseldorf und das Land NRW. Dem steht aber der Denkmalschutz als öffentliches Anliegen im Weg. Die Gefahr ist real, dass das einzigartige Kulturdenkmal in exakt dieser Hinterzimmer-Gemengelage untergeht."

Der britische Kunsthistoriker Adam Busiakiewicz ist beim Scrollen auf X auf ein verschollenes Porträt von König Heinrich VIII. gestoßen, berichtet CNN. Bei dem Post habe es sich um ein geteiltes Foto von einem Empfang in der Shire Hall in Warwick gehandelt, wo der Grafschaftsrat von Warwickshire seinen Sitz hat. Das Werk ist eines von 22 Porträts, die ein britischer Lokalpolitiker in den 1590er-Jahren in Auftrag gegeben hat, die meisten gelten bis heute als vermisst. Wer die Serie gemalt hat, ist unbekannt, man nennt ihn nur den "Sheldon Master“". Das wiederentdeckte Porträt von Henry VIII. hängt nun in einem Museum in Warwickshire County.

Bücher

Die Künstlerin Calla Henkel ist endgültig im Mainstream angekommen: "Der Spiegel" empfiehlt ihr jüngstes Buch als "fesselnde Urlaubslektüre", mit der "man außerordentlich gut unter einem Sonnenschirm am Pool liegen" kann, wie Rezensentin Anna Dreussi in ihrer etwas mickrigen Besprechung schreibt. "Dabei kommt man davon ab, am dritten Tag des Familienurlaubs Streit mit den anderen anzufangen. Und die Arschbomben, die Chlorwasser bis zum eigenen Liegestuhl rüberspritzen lassen, kriegt man auch nicht mit." "Ein letztes Geschenk", gerade bei Kein und Aber erschienen, ist ein Gegenwartskrimi über Kunst, Rache und viel zu viel Geld. "Henkels Hauptfigur taumelt durch die Handlung, stolpert immer tiefer in die Geheimnisse der fremden Familie und verpasst dabei die Klischees. Die über vierhundert Seiten, die man in Esthers Kopf verbringt, sind merkwürdig und lustig. Und obwohl man mit der miesepetrigen und obsessiven Esther keinen Campari Soda an der Strandbar trinken würde, will man trotzdem immer wissen, was sie als Nächstes vorhat." Auch Monopol-Redakteurin Silke Hohmann empfiehlt den Roman als Urlaubsbegleiter.

Ausstellungen

Brian Dill bespricht für die "London Review of Books" "Give Me Paradox or Give Me Death", Roni Horns Retrospektive im Museum Ludwig in Köln. "Horn ist vor allem für Library of Water (2007) bekannt, eine Installation in der isländischen Küstenstadt Stykkishólmur, die aus 24 säulenförmigen Glastanks besteht, die Wasser von Gletschern aus dem ganzen Land enthalten. (Horn besucht Island seit 1975 und arbeitet dort.) Wie Still Water und ihre großformatigen Zeichnungen zeichnet sich auch Library of Water durch eine durchdachte Ästhetik aus, die man als 'poetisch' bezeichnen könnte, und durch eine Strenge, die sich von Vorläufern des Minimalismus und der Konzeptkunst ableitet. (Donald Judd war einer von Horns ersten Sammlern und installierte 1988 in Marfa die abgeschnittenen Kupferkegel von Things That Happen Again). Ein romantischer Konzeptualismus also oder ein reichhaltig metaphorischer Minimalismus. In einem Interview von 1997, das ein wenig nach Gertrude Stein klang, sagte Horn: 'Es gibt eine Menge Metaphern in meinem Werk, und das liegt vor allem daran, dass ich sie dort platziert habe.' Die Gefahr dieses Ansatzes besteht darin, dass die Metapher lediglich die Pille für eine genauere Untersuchung dessen ist, was eine Zeichnung ist, wie wenig eine Fotografie abzubilden braucht oder wie sich Wort und Bild gegenseitig beeinflussen."
 
Social Media

Sie schwitzt, singt, bewahrt die Nerven und dreht witzige Videos: Mehr als eine Stunde steckt die US-Schauspielerin Jennifer Garner in einem Aufzug fest und teilt dieses Erlebnis mit ihren Instagram-Followern. "Hey Leute, wir sind in diesem Aufzug eingeschlossen", sagt Garner in der ersten Videoaufnahme zwei Minuten nach der Panne. Sie könnte Wolverine oder Deadpool oder irgendjemanden als Retter gebrauchen, witzelt sie in dem Clip. Das Zweite von insgesamt sieben Videos hat den Zeitstempel elf Minuten. Es sei warm, sie schwitze, kommentiert die Schauspielerin grinsend. Nach 35 Minuten sitzt sie auf dem Boden und erklärt, sie habe mal in einer TV-Show gehört, dass dies in so einer Situation das Beste sei. Im nächsten Video (41,5 Minuten) stimmt sie ein Lied an, im fünften Clip (45 Minuten) schwenkt die Kamera auf andere Leute in dem Aufzug, die einen Notruf absetzen. Nach einer Stunde summt Garner den Madonna-Song "Like a Prayer", dabei blinken Lichter in dem Fahrstuhl auf. Nach einer Stunde und zwölf Minuten dann die Rettung: Die Tür öffnet sich, ein Feuerwehrmann erscheint, lauter Jubel ertönt. Zahlreiche Follower bewunderten Garners Humor und ihre Gelassenheit. "Oh mein Gott, wie kannst du nur so ruhig bleiben", schrieb Schauspielerin Gwyneth Paltrow zu den Video-Posts. Garner zufolge passierte die Aufzugpanne bei ihrem ersten Comic-Con-Besuch im kalifornischen San Diego. Bei der Filmmesse hatte die Schauspielerin am Wochenende mit Kollegen wie Ryan Reynolds und High Jackman Werbung für "Deadpool & Wolverine" gemacht. In dem dritten "Deadpool"-Film hat die dreifache Mutter eine kleine Rolle als Antiheldin Elektra.