Medienschau

"Er herrscht wie ein Kaiser in seinem Reich"

Monopol Medienschau

Trumps Prunksucht, Überwältigung durch KI-Bilder und Beuys' Haltung zum Nationalsozialismus: Das ist unsere Presseschau am Freitag

Fotografie

Johanna Adorján schreibt in der "SZ" über Juergen Tellers Bildband zum Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau, den sie beeindruckend findet und "auf eine bescheidene Weise monumental": "Es geht hier nicht um schöne Bilder, sondern um Zeugenschaft. Demut. Fragen. Einmal mogelt er sich selbst in das Buch hinein, aber ganz uneitel, indem er in einem Verzeichnis der im Holocaust Ermordeten den Eintrag aller Tellers abfotografiert: Er umfasst mehrere eng bedruckte Doppelseiten. Ein Juergen ist nicht darunter, dafür mehrere Gerdas, Hermanns, Malkas, Maxs, Rachels, Rudolfs, Samuels, Sandors …" Daniel Kothenschulte hat das Buch für Monopol besprochen. 

Ausstellung

Beuys und der Nationalsozialismus: "War er Mitläufer? War er Nazi? Hat er sich später überhaupt von der NS-Zeit distanziert? Oder blieb er letztlich doch der Hitlerjunge? Das sind Fragen, die seit Jahren in den Diskussionen um den Künstler mitschwingen und Teil der aktuellen Beuys-Forschung sind",  schreibt Matthias Grass in der "Rheinischen Post". Jetzt setzt sich Museum Schloss Moyland damit erstmals in einer ausführlichen, in die Tiefe gehenden Ausstellung auseinander. Grass hat Stimmen zum Thema von der Direktorin, des Vize-Direktors und der mitverantwortlichen Volontärin zusammengetragen. 

Bildpolitik

Auf die neuen Möglichkeiten der ChatGPT-Bilderschaffung sind wir nicht vorbereitet, warnt Henrik Oerding in der "Zeit". Die GPT-4o-Schöpfungen seien von der Wirklichkeit nicht mehr zu unterscheiden. Was bedeutet das für professionelle Gestalter, für Halluzinationen und die Politik? "Ob 4o wirklich zu massenhaftem Jobverlust in der Kreativbranche führen wird, ob es verändert, was Wahrheit heißt, und ob es zu politischen Deepfakes und Deepfake-Pornografie führt, lässt sich noch nicht absehen. Schon zwei Tage nach seiner Vorstellung dürfte aber klar sein: GPT-4o wird einen großen Einfluss darauf haben, wie Menschen Bilder erschaffen und interpretieren."

Die Kunsthistorikerin Iris Wenderholm vermutet eine Einschüchterungsstrategie hinter Donald Trumps Prunk im Weißen Haus. "Als Gastgeber will sich Trump durch die Anhäufung von Goldobjekten eine gewisse Würde und Unantastbarkeit verleihen. Er herrscht wie ein Kaiser in seinem Reich", sagt sie im "Spiegel"-Interview. "Mit dem Zuviel an Gold will Trump auf jeden Fall herrscherliche Souveränität zeigen. Das schließt natürlich an Personen wie Ludwig XIV., aber auch an Napoleon an. Der hat sich seinerseits stark auf die römische Tradition berufen: Er war der erste Soldat im Staate, krönte sich aber auch selbst zum Kaiser. Das ist genau die Attitüde, die Trump sich vermutlich selbst bescheinigt. Das Gold weist aber auch auf eine andere Sphäre hin, eine heilige, göttliche. Bis ins 15. Jahrhundert entstehen Heiligendarstellungen meist auf Goldgrund oder mit einem goldenen Heiligenschein."

Museen

Das "Handelsblatt" berichtet von der Schließung des Kunstforums Hermann Stenner: "Die Stadt Bielefeld hat sich bereits die Sammlungen Oetker, Marzona, Teutloff und Bunte entgehen lassen", schreibt Christiane Fricke "Nun zog die zurzeit mit einer Haushaltssperre kämpfende Kommune nach sechs Jahren und zwölf Ausstellungen auch einen Schlussstrich unter das Kunstforum Hermann Stenner in der Villa Weber".