Medienschau

"Es geht darum, ein Produkt anzubieten, das Nachfrage generiert"

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Museumsleiter diskutieren über die Fixierung auf Besucherzahlen, Karl Ove Knausgård porträtiert die Malerin Celia Paul und Chris Dercon zählt die sieben Todsünden der Mode auf: Das ist unsere Presseschau am Dienstag


Malerei

Der norwegische Bestseller-Autor Karl Ove Knausgård stellt im "New Yorker" die britische Malerin Celia Paul vor, deren Werk er zum ersten Mal im Londoner British Museum begegnete: "Ich interessierte mich schon lange für ihre Bilder, die eine besondere Kombination aus Schwerelosigkeit und Schwere aufweisen. Die physische, materielle Welt, die sie darstellten, schien auf eine eigentümliche Weise leicht zu sein, während ihre emotionale Präsenz immer schwer war: Die Gemälde waren von Gefühlen getragen. Normalerweise ist es umgekehrt, nicht wahr? Die materielle Welt hat Gewicht, und das Innere, das Spirituelle, das Abstrakte ist leicht, und eigentlich unfassbar. Es gab noch einen weiteren Aspekt, der mich an den Gemälden faszinierte, nämlich, dass sie auf einer bestimmten Ebene etwas Zeitloses an sich haben. Die Mehrzahl der Gemälde waren Porträts, und nicht nur, dass die Porträtierten meist in einem kahlen, neutralen Raum abgebildet waren, ohne Dinge oder Gegenstände, die auf ein bestimmtes Datum hinweisen könnten, sie trugen auch meist schlichte, eintönige, kittelartige Kleidung. In den Gemälden, die keine Porträts waren, war das am häufigsten wiederkehrende Motiv das Wasser und insbesondere die Meeresoberfläche, die sich in der Zeit bewegt, aber nicht in ihr fixiert werden kann. Diese Zeitlosigkeit steht im Widerspruch zu einer anderen Tendenz: Die meisten Porträts, die Paul malte, zeigten Menschen, die ihr nahe standen - vor allem ihre Mutter und ihre vier Schwestern, aber auch ihren Vater, ihren Sohn und die beiden Partner in ihrem Leben. Mit anderen Worten: Wir befanden uns in ihrer Zeit, in Celia Pauls eigener Zeit."

Museen

"Wo stehen wir, und wo wollen wir hin?" Diese Frage diskutierten vier Führungspersonen großer Museen in Köln vergangene Woche. Darin ging es auch um die Frage, ob die aktuelle Fixierung auf Besucherzahlen nützlich ist. Für Felix Kramer seien sie nicht das Maß aller Dinge: "Es geht darum, ein Produkt anzubieten, das Nachfrage generiert", wird der Direktor des Düsseldorfer Kunstpalasts von der "FAZ" zitiert. Die Anregung von Marcus Dekiert vom Kölner Wallraf-Richartz-Museums, dem Gastgeber der Veranstaltung, "nicht nur über die Besucher, sondern auch von dem zu sprechen, was sie zu sehen bekommen, wurde als so etwas wie Majestätsbeleidigung abgetan. Die Besucher zahlten schließlich für die Museen, und zwar doppelt, erst mit ihren Steuern, dann mit dem Eintrittsgeld. Das Potenzial des Museums erschöpfte sich in diesen 90 Minuten in den erfragten, erschlossenen und erfühlten Bedürfnissen der Besucher."

Wie kleine Museen Künstlerkarrieren befeuern, beschreibt Jo Lawson-Tancred bei "Artnet News". Zu Wort kommt auch Nina Pohl vom Berliner Schinkel Pavillon (genaugenommen ein Kunstverein): "'Es ist wichtig, einzigartige Orte zu erhalten, um der Standardisierung in der Kunstszene entgegenzuwirken', sagte sie. Mit dem Programm 'Disappearing Berlin' hat das Museum seit 2019 über 30 Veranstaltungen in stillgelegten, zum Abriss vorgesehenen Stadträumen organisiert. Eine weitere Spezialität Schinkels ist es, historische Namen mit relativ Unbekannten zu kombinieren, 'und so spannende Parallelwelten zu schaffen', so Pohl. Ein Beispiel dafür war 2021 die Paarung des verstorbenen Schweizer Künstlers H.R. Giger mit der südkoreanischen Bildhauerin Mire Lee, ein Jahr bevor diese durch ihre Teilnahme an der 59. Biennale in Venedig zum Kult wurde. Venedig-Biennale zum Kult wurde. Pohl erinnerte daran, wie die biomechanischen Kreaturen aus Gigers 'Fantasy-Goth-Universum' auf die abscheulichen, körperlichen Schrecken von Lees 'schleimabsondernden kinetischen Skulpturen' trafen. Lees kühn gespaltenes Werk in der Turbinenhalle der Tate Modern läuft noch bis zum 16. Mai."

Kunstmarkt

Im Finanz-Teil der "FAZ" gibt Daniel Walther Tipps, wie Kunst als Geldanlage funktionieren kann: "Unter dem Aspekt der Geldanlage sollten es eher fünf, am besten sogar zehn bis 20 Kunstwerke sein, um die Chancen und Risiken zu streuen. Ein Künstler kann in Ungnade fallen, und der Wert seiner Werke sinkt. Es wäre fatal, wenn das das einzige Kunstwerk im Besitz des Anlegers beträfe. Wer sich jedoch absichern möchte und 15 Kunstwerke verschiedener Künstler und Stilrichtungen kauft, braucht schon deutlich mehr Vermögen. Noch schwieriger wird es, den Wert zu schätzen, wenn der letzte Kauf oder Verkauf der Werke schon ein paar Jahre zurückliegt. Wenn es sich um Unikate handelt, gibt es eben nur ein Exemplar, das meistens auf einer Auktion versteigert wird. Erst nach der Versteigerung kennt man dann den genauen Wert."

Mode

Kulturmanager Chris Dercon schreibt in einem "SZ"-Gastbeitrag über die sieben Todsünden der Mode. Zum Beispiel Gefräßigkeit: "Schnelligkeit und Menge. Dieselbe Mode trifft nicht nur auf eine globale finanzielle Elite, sondern auch auf eine Generation Z, weil Marken auf Strategien fußen, dieselben Memes kreieren – Bilder, die rasend schnell kopiert, angeeignet und von Menschenmassen gleichzeitig gehandelt werden. Das bedeutet: Mode wird zu einem Element einer Kultur, das durch Imitation weitergegeben wird."

Film

US-Regisseur Quentin Tarantino möchte sich mit seinem letzten Film auch wegen seiner Kinder Zeit lassen. "Nächsten Monat wird mein Sohn fünf Jahre alt, und ich habe eine zweieinhalbjährige Tochter", zitierte das US-Magazin "Variety" den 61-Jährigen am Montag nach einem Besuch auf dem Sundance-Festival in Park City (US-Staat Utah). Der "Pulp Fiction"-Regisseur lebt bereits seit einigen Jahren mit seiner Familie in Israel. Während seiner US-Aufenthalte schreibe er, erzählte er. "Und wenn ich in Israel bin? Dann bin ich ein Abba, was Vater bedeutet." Er wolle ungern für einen Dreh verreisen, wenn seine Kinder noch zu jung seien, um dies zu verstehen, erklärte der Oscar-Preisträger. "Ich möchte den Film, den ich letztendlich mache, erst dann drehen, wenn mein Sohn mindestens sechs Jahre alt ist. Dann wird er verstehen, was passiert, er wird dabei sein, und es wird eine Erinnerung für den Rest seines Lebens sein." Seine Tochter sei bereits "so ein Genie" - "sie wird es einfach verstehen", sagte Tarantino. Sein letzter Film "Once Upon a Time in Hollywood" war 2019 erschienen. Wie Tarantino schon zuvor bekannt gab, will er nach seinem nächsten und zehnten Kinofilm als Hollywood-Regisseur Schluss machen.

Die Schauspielerin und Sängerin Selena Gomez ist in einem Video über die harte Migrationspolitik der neuen US-Regierung in Tränen ausgebrochen. "Alle meine Leute werden angegriffen", sagte die US-Amerikanerin mit mexikanischen Wurzeln weinend in einem auf Instagram veröffentlichten Video, das nach kurzer Zeit wieder gelöscht war. "Es tut mir so leid. Ich wünschte, ich könnte etwas tun, kann ich aber nicht", sagte sie darin. Dazu waren die Worte "Es tut mir leid" neben einer mexikanischen Flagge zu sehen. 


Warum der Beitrag nach kurzer Zeit wieder gelöscht wurde, ist unklar. Gomez (32) hatte aber als Reaktion auf das Video im Internet viel Kritik und Spott bekommen. Unter anderem kritisierten einige Nutzer, dass sie als US-Bürgerin Migranten ohne Papiere als ihre "Leute" bezeichnet hatte. Der neue US-Präsident Donald Trump hatte ein nie dagewesenes Abschiebeprogramm gegen "kriminelle illegale Einwanderer" angekündigt. Seit seiner Amtseinführung vergangene Woche treibt seine Regierung Festnahmen und Abschiebungen von Migranten ohne Aufenthaltserlaubnis ungeachtet aller Kritik von Bürger- und Menschenrechtlern voran. Gomez ("Emilia Pérez") setzte sich bereits in der Vergangenheit für Migranten ein. Sie wirkte als Produzentin an der 2019 erschienen Doku-Serie "Leben ohne Papiere" mit. In einem Beitrag für das Magazin "Time" erzählte sie, dass ihre Tante und Großeltern in den 1970er Jahren unerlaubt aus Mexiko über die Grenze gekommen seien. Nachdem ihr Instagram-Video - vermutlich von ihr selbst - entfernt worden war, schrieb Gomez auf Instagram: "Anscheinend ist es nicht in Ordnung, mit Menschen Mitgefühl zu zeigen." Auch dieser Beitrag wurde kurz darauf entfernt. Der Mann, den Trump für die Oberaufsicht der geplanten "Massenabschiebungen" eingesetzt hat, Tom Homan, wurde im Interview des Senders Fox News auf die Aussagen von Gomez angesprochen. "Wenn es ihnen nicht gefällt, sollen sie zum Kongress gehen und das Gesetz ändern", sagte er. "Wir werden diese Operation ohne Entschuldigung durchführen."