Debatte
Der Schweizer Künstler Reto Pulfer, die iranische Künstlerin Maryam Hoseini und die deutsche Künstlerin Anna Witt sind von der erste Ausstellung in dem neuen venezianischen Kunstraum Scuola Piccola Zattere zurückgetreten, nachdem "ArtNews" sie gefragt hatte, ob sie sich der Verbindungen zu dem von den USA und Großbritannien mit Sanktionen belegten russischen Oligarchen Leonid Michelson bewusst sind. Die Scuola Piccola Zattere wurde im November von dessen Tochter Viktoria Michelson gegründet und will Kunst im Palazzo delle Zattere präsentieren, den seit 2017 die VAC Foundation zum selben Zweck benutzt hatte. Diese Stiftung hat Leonid Michelson 2011 gemeinsam mit der aus Neapel stammenden Kuratorin Teresa Iarocci Mavica in Moskau gegründet. Im Russischen steht die Abkürzung für "Victoria – die Kunst, zeitgenössisch zu sein"; der Namen bezieht sich auf die Tochter von Michelson. Die schrieb nun "ArtNews", dass die Scuola Piccola Zattere ausschließlich durch ihre eigenen persönlichen Mittel finanziert werde. Leonid Michelson ist ein Verbündeter des russischen Präsidenten Wladimir Putin und öffentlichen Unterstützer des Krieges gegen die Ukraine. Auf die Frage, ob sie gegen diesen Krieg sei, teilte Viktoria Michelson schwammig mit: "Die Scuola Piccola Zattere ist ein Projekt, das meine Werte vollständig widerspiegelt. Ich denke, die wichtigsten Instrumente, die wir haben, um der zunehmenden Gewaltanwendung entgegenzuwirken, sind der Dialog und die Schaffung von kulturellen Kontaktzonen. Deshalb halte ich einen Kulturboykott als Idee und Strategie für grundlegend falsch, denn er erzeugt weitere Distanz, Unverständnis und Misstrauen (...)."
Jahresrückblick
Die "Artnet News"-Redaktion hat ihre Shitlist mit der schlechtesten Kunst 2024 zusammengestellt. Mit dabei: Claire Fontaine im Vatikan-Pavillon, Maurizio Cattelans Banane (die ja eigentlich von 2019 ist) und ein Bild des KI-Roboters Ai-Da.
Was hat die Kunstwelt 2024 beschäftigt? Welche Ausstellungen standen im Zentrum, welche Auseinandersetzungen, welche Debatten haben die Museen und Galerien beschäftigt? Radio3-Kunstkritikerin Silke Hennig blickt zurück.
Porträt
Len Sander hat für die "Berliner Zeitung" die Künstlerin und Schriftstellerin Cemile Sahin im Neuköllner "Frühstücksparadies Mira" getroffen, und mit ihr über das Leiden, ihren Schaffensdrang ("Die letzten fünf Jahre waren wie ein Fiebertraum") und ein neues kulturelles Gedächtnis für die Kurden gesprochen: "Sahins Kunst speist sich aus Geschichten, die eine reinigende Abstraktionsbewegung durchlaufen haben. Fiktionalisiert werden sie allgemeiner Erfahrung zugänglich. Auch deswegen möchte Sahin nicht im Detail über ihre eigene Familie reden: 'Meine Geschichte ist die Geschichte von einer Million anderen Kurden, die hier sind', erklärt die Künstlerin. Das Erleben gewaltsamen Verlusts, das in jeder ihrer erzählerischen Arbeiten präsent ist, teilen die Kurden, die unter den wechselnden repressiven Regimes der Türkei leben mussten. Diese Verlusterfahrung fängt bei der kurdischen Sprache an, die lange Zeit verboten war. Die daraus folgende Sprachlosigkeit offenbart sich auch bei vielen kurdischen Deutschen, die zwar des Türkischen mächtig sind, der Sprache des Unterdrückers, aber nicht des Kurdischen."
Kunstmarkt
"Wie schätzt man den Wert eines Gemäldes ein?", fragt die "FAZ" – und lässt keinen Galeristen oder Kunstberater darauf antworten, sondern einen Maler. "Bisweilen kommt mir der Verkauf von Bildern sogar als eigentümlicher Verrat vor", gesteht der 87-jährige Nikolai Estis in einem Gastbeitrag für die Zeitung. "Ich betrachte Bilder nicht als von mir produzierte Ware, die ich verkaufen könnte, sind sie für mich doch Ergebnis einer Verwunderung, einer Überraschung, eines Staunens – eines intensivierten Zustandes, in dem allein etwas Wesentliches überhaupt erschaffen werden kann. Ich stelle in diesem Fall also nur eine Art Mittler dar. Natürlich, im wörtlichen Sinne habe ich das gemacht, erzeugt, aber dem Gefühl nach ist das nicht mein Werk. Dessen tieferer Wert ist nicht mein Verdienst, daher ist dieser Wert auch nicht von mir zu bestimmen. Und inwieweit ist ein finanzielles Äquivalent in so einem Fall überhaupt angemessen?"
Film
Regisseur Christopher Nolan adaptiert in seinem nächsten Projekt die antike Dichtung "Odyssee" von Homer. Der neue Film soll ein "mythisches Action-Epos" werden, wie Universal Pictures auf X mitteilte. Drehorte seien auf der ganzen Welt verteilt. In den Kinos startet der Film des 54-Jährigen ("Oppenheimer", "Interstellar") demnach weltweit am 17. Juli 2026. Gefilmt wird laut Universal mit der IMAX-Technologie, die eine besonders hohe Auflösung ermöglicht. Bereits in den vergangenen Wochen war klar, dass das Projekt mit einer Starbesetzung aufwartet: Mit dabei sind laut Branchenblättern wie "Deadline" und "Variety" Matt Damon, Charlize Theron, Tom Holland, Anne Hathaway, Zendaya, Lupita Nyong’o und Robert Pattinson. Die "Odyssee" erzählt von der abenteuerlichen Heimreise des Königs Odysseus von Ithaka aus dem Trojanischen Krieg, während der er sich zahlreichen Gefahren stellt und an dessen Ende er zuhause bei seiner Ehefrau Penelope ankommt.